„Agatha All Along“ bei Disney: Einen Hexenzirkel gibt's hier an jeder Ecke

vor 2 Tage 1

Sogar in den von Sonderlingen dicht bevölkerten Multiversen von Marvel ist Agatha Harkness ein Unikum: Die ihr gewidmete Serie „Agatha All Along“ knüpft zwar an die Space-Sitcom „Wandavision“ an, sie basiert aber nicht auf einem eigenen Marvel-Comic, sondern ist dem Erfolg ihrer Darstellerin geschuldet: Kathryn Hahn kam als aufdringlich-anstrengende Nachbarin Agnes und Strippenzieherin erster Güte in „Wandavison“ beim Publikum so gut an, dass Disney nicht anders konnte, als die Sache fortzusetzen.

In „Wandavision“ suchte die mit magischen Kräften ausgestattete Wanda (Elizabeth Olsen), nachdem die halbe Menschheit ausgelöscht worden war, Zuflucht in einer von ihr geschaffenen, ebenso biederen wie hinreißend schrägen Phantasiewelt. In Agnes alias Agatha Harkness fand sie schließlich ihre Meisterin. Oder zumindest fast: Am Ende von „Wandavision“ unterliegt Agnes gegen Wandas Kräfte und wird erinnerungslos in eine ziemlich durchschnittliche Existenz im Städtchen Westview gebannt.

Dort treffen wir unsere Antiheldin zu Beginn von „Agatha All Along“ an: als missmutige Mordermittlerin. Wie sich zeigt, ist Agatha von Wanda in eine Krimiserien-Existenz gesperrt worden. Nicht nur sieht sie aus wie Kate Winslets freudlose Polizistin aus „Mare of Easttown“; der Eröffnungsreigen von „Agatha All Along“ rekonstruiert minutiös eine ähnliche Szene aus der HBO-Serie, in der Winslets Figur eine Leiche im Wald in Augenschein nimmt.

Im Bann von Kathryn Hahns charmantem Schauspiel

Wie schon „Wandavision“ ist auch „Agatha“ ein Lexikon der Popkultur. Unter anderem werden hier lustvoll Fernsehklassiker von „Big Little Lies“ über die „Sopranos“ bis hin zu „The Killing“ zitiert. Zuschauer, denen die an berühmte TV-Serien angelehnten Welten aus „Wandavision“ nicht bekannt sind, dürften sich hier zu Beginn weit weniger unterhalten fühlen als die, die den Kniff und womöglich auch noch die zitierten Werke kennen. Aber auch „Wandavision“-Fans waren zunächst nicht einhellig begeistert. Viele warfen der Serienschöpferin Jac Schaeffer, die hier wie dort die Verantwortung trug, vor, sie bediene sich nur ein paar alter Tricks.

Aber nach einem etwas langatmigen Anlauf kommt „Agatha“ durchaus in Fahrt. Ein Fanboy mit Eyeliner und schwarzem Nagellack namens Teenie (Joe Locke) bricht den Bann, unter dem Agatha steht. Als sie zu alter Form auflaufen will, müssen die beiden allerdings enttäuscht feststellen, dass sie ihrer magischen Kräfte beraubt ist. Um diese zurückzuerlangen, stellt Agatha einen improvisierten Hexenzirkel zusammen („so was kann man hier überall im Umkreis von drei Meilen finden“), und gemeinsam macht man sich auf, den gefährlichen „Weg der Hexen“ zu beschreiten, an dessen Ende die Erfüllung aller Wünsche steht – oder der Tod.

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Wem das ein bisschen nach dem „Zauberer von Oz“ klingt, der liegt nicht falsch. Mit ihren Gefährten – neben Teenie sind das die New-Age-Quacksalberin Jennifer (Sasheer Zamata), die abgehalfterte Kristallkugelguckerin Lilia (Patti LuPone) und die „Schutzhexe“ und Ex-Polizistin Alice (Ali Ahn) – zieht Agatha von einem Abenteuer entlang der mysteriösen Straße zum nächsten. Als Notnagel wird außerdem Agathas naive ältere Nachbarin Sharon (Debra Jo Rupp) mitgeschleppt, die schon in „Wandavision“ argloses Opfer von Wandas Vorstellungskraft wurde. Nur so kann Agatha ihre alte Rivalin Rio (Aubrey Plaza) ausschließen, mit der sie eine Hassliebe verbindet. Rio hat Agatha immerhin vor den monströsen Salem Seven gewarnt, die ihr auf den Fersen sind, und so ist Agathas Trip zurück ins Hexendasein auch eine Flucht vor lauter dunklen Figuren aus ihrer Vergangenheit.

Jeder neue Schauplatz dieser Serie ist bunter und mit noch mehr meisterlichem Sinn fürs Detail entworfen als der vorherige; zuweilen ist das Setdesign faszinierender als die Geschichte selbst. Aber Kathryn Hahns zügellose Spiellaune in der Rolle einer schamlosen, oft unbeherrschten, aber hin und wieder wahnsinnig charmanten Egoistin, die schon „Wandavision“ beherrschte, zieht alle mit.

Joe Locke als ihr jugendlicher Gehilfe setzt mit liebenswerter Leichtigkeit einen Kontrapunkt zu Hahns schwarzem Humor und ihrer kantigen Komik, auch wenn er möglicherweise ganz eigene Ziele verfolgt. Und Agathas bunt gewürfelte Bande – „Variety“ bezeichnete sie als die „Avengers arbeitender TV-Schauspielerinnen über 35“ – bekommt hoffentlich im Laufe des magischen Roadtrips noch etwas schärferes Profil. In den ersten drei Episoden lebt „Agatha All Along“ ganz von der entfesselten Energie der Hauptdarstellerin, und das macht Lust auf mehr.

Agatha All Along läuft bei Disney+

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