Abgeordnetenhauswahl 2026: Dieser Mann soll das Rote Rathaus zurückerobern

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Die Sozialdemokraten haben einen Spitzenkandidaten für die Abgeordnetenhauswahl in Berlin gefunden. Nach SZ-Informationen soll der SPD-Politiker Steffen Krach im September gegen den amtierenden Regierenden Bürgermeister Kai Wegner (CDU) antreten. Eine offizielle Bestätigung der Personalie steht noch aus.

Krach ist aktuell Regionspräsident in Hannover. Als solcher gibt er die Leitlinien der Politik in der Region vor. Zuvor hatte er 15 Jahre auf verschiedenen Posten in Berlin gearbeitet: Erst arbeitete er sich hoch vom persönlichen Referenten zum Büroleiter des ehemaligen Wissenschaftssenators Jürgen Zöllner, dann leitete er zwei Jahre die Bund-Länder-Koordination der SPD-Bundestagsfraktion und 2016 wurde er schließlich Staatssekretär für Wissenschaft und Forschung in der Berliner Senatskanzlei unter dem ehemaligen Regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD). Nun soll er das Rote Rathaus für die SPD zurückerobern.

Auf allen Ebenen bestens vernetzt

Der 46-Jährige kommt aus Niedersachsen, genau wie ein überdurchschnittlich großer Teil des SPD-Spitzenpersonals. Die Niedersachsen-SPD gilt als Kaderschmiede unter den Landesverbänden, neben Parteichef Lars Klingbeil und Ex-Arbeitsminister Hubertus Heil hat sie auch Fraktionschef Matthias Miersch hervorgebracht. Krach gilt auf allen Ebenen als bestens vernetzt. Als Miersch in der vergangenen Woche auf seiner Sommerreise Halt in der Region Hannover machte, kam Krach gemeinsam mit dem niedersächsischen Ministerpräsidenten Olaf Lies (SPD) vorbei.

Mit seiner Bereitschaft, in Berlin gegen Wegner anzutreten, verbindet sich einerseits eine große Hoffnung: Krach gilt in der SPD als Pragmatiker, als vergleichsweise unideologisch. Als einer seiner größten Erfolge in Hannover wird die Einführung des 365-Euro-Jobtickets als vergünstigte Variante des Deutschlandtickets gesehen. Als der Preis zum 1. Januar bundesweit von 49 auf 58 Euro angehoben wurde, blieb er in der Region Hannover konstant. „Dass es auf Bundesebene quasi ständig Diskussionen gibt, ob und zu welchen Konditionen das Deutschlandticket weitergeführt werden soll, ist aus meiner Sicht unbegreiflich“, sagte Krach. Er gehörte auch zu jenen, die eine erneute Kandidatur von Olaf Scholz bei der Bundestagswahl 2025 früh kritisch sahen.

Mit der Spitzenkandidatur in Berlin geht Krach ein Risiko ein. Aktuell liegt die SPD in den Umfragen zur Abgeordnetenhauswahl auf Platz vier, gefolgt von der AfD, die zuletzt auch in der Hauptstadt zulegen konnte. Vor allem die Linken haben in den vergangenen Monaten deutlich an Zustimmung gewonnen, sie liegen in den Umfragen aktuell hinter der CDU und vor den Grünen auf Platz zwei. Für seine Kandidatur hat Krach dem Vernehmen nach zwar die volle Unterstützung aus dem Bund. Er könnte von dort aber wohl auch etwas Rückenwind gebrauchen.

„Es gilt jetzt, den größtmöglichen Erfolg der Partei vor eigene Ambitionen zu stellen“, sagen die Parteivorsitzenden

Der Name Krach steht am Ende wochenlanger Spekulationen über die Spitzenkandidatur der Berliner SPD. Die Namen, die kursierten, reichten von Berlins Sozialsenatorin Cansel Kizeltepe bis zum ehemaligen Generalsekretär der Bundes-SPD Kevin Kühnert. Kurz nach Beginn der Berliner Sommerferien brachte sich dann die Ex-Bundesfamilienministerin, Ex-Regierende Bürgermeisterin und Ex-Landesvorsitzende der SPD Franziska Giffey indirekt ins Spiel. Da die eher konservative Sozialdemokratin unter den eher linken SPD-Funktionären kaum auf eine Nominierung zählen konnte, forderte Giffey ein Votum der Parteibasis. „Meine Haltung dazu ist klar, keine Spitzenkandidatur ohne Mitgliederentscheid“, sagte sie.

Im Hintergrund versuchte sich zudem Raed Saleh, SPD-Franktionsvorsitzender in Berlin, in Position zu bringen. Doch sowohl Saleh als auch Giffey haben bei den vergangenen Wahlen die schlechtesten Ergebnisse in der Geschichte der Berliner SPD zu verantworten. Die Antwort der Parteivorsitzenden Nicola Böcker-Gianinni und Martin Hikel fiel deshalb deutlich aus. „Es gilt jetzt, den größtmöglichen Erfolg der Partei vor eigene Ambitionen zu stellen“, schrieben sie in einer Stellungnahme Ende Juli.

Beide waren im Mai vergangenen Jahres mit äußerst schwachen Ergebnissen als neue Parteivorsitzende nach dem Duo Giffey und Saleh gewählt worden. Dass sie nun einen Kandidaten präsentieren könnten, der auf breite Unterstützung innerhalb der Partei zählen kann, wird als großer Erfolg der beiden gewertet, besonders gegenüber dem einflussreichen Fraktionsvorsitzenden Saleh.

Offiziell verkündet werden kann die Nominierung Krachs erst, wenn der erweiterte Landesvorstand der Berliner SPD zugestimmt hat. Nach bisherigen Überlegungen soll das auf der nächsten Sitzung am 8. September geschehen. Geplant wurde dies aber, als der Name des SPD-Spitzenkandidaten noch nicht kursierte. Es könnte nun auch ein wenig schneller gehen.

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