Das japanische Unternehmen NTT Data will ab 2027 eines der größten Rechenzentren in Deutschland und Europa bauen. „NTT Frankfurt 6“ entsteht auf dem 75 Hektar großen Gelände einer ehemaligen US-Kaserne in Rheinhessen, rund 40 Kilometer vom Stadtzentrum Frankfurts entfernt. Die „Anderson Barracks“ gehören seit 2010 der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, praktischerweise befindet sich nahebei das Umspannwerk Dexheim mit 110-kV-Leitungen.
Mit 482 Megawatt (MW) Stromversorgung und Kühlung für Server ist NTT Frankfurt 6 das derzeit drittgrößte in Europa geplante Rechenzentrum. Deutlich größer sind in Europa nur der seewassergekühlte Start Campus Sines DC in Portugal mit 1,2 GW und das in Stockholm von Brookfield für 10 Milliarden US-Dollar geplante KI-RZ mit bis zu 750 MW.
Bauherrin von NTT FRA6 ist die NTT Global Data Centers EMEA GmbH, die auch aus der früheren Firma E-Shelter hervorgegangen ist. NTT GDC betreibt bereits mehrere Rechenzentren in Deutschland, außer in und um Frankfurt etwa auch in Berlin und München. Am Standort Hattersheim baut NTT Data derzeit Frankfurt 4 (FRA4) auf über 70 Megawatt (MW) aus. Das neue FRA5 direkt an der A66-Ausfahrt Hattersheim teilt sich das Gelände mit einem neuen Rechenzentrum von Ionos.
Alte Kaserne, Windpark geplant
Das Gelände der US-Kaserne bei Nierstein respektive Dexheim firmiert derzeit unter der Bezeichnung Rhein-Selz-Park und gehört zur rheinland-pfälzischen Verbandsgemeinde Rhein-Selz. NTT GDC führt schon länger ein Verfahren zur Bürgerbeteiligung auch an diesem Standort durch.
Noch sind nicht alle Details zum Rechenzentrum NTT Frankfurt 6 bekannt, weil NTT GDC erst 2026 den Bauantrag stellen will. Jedenfalls soll der Bau 2027 beginnen, 2029 soll das Rechenzentrum den Betrieb aufnehmen.
Windenergie-Projektgebiet „MoSeKösch“ von SelzEnergie in unmittelbarer Nähe des Rechenzentrums NTT FRA6 an der B420.
(Bild: SelzEnergie)
Angesichts der besonders hohen projektierten Leistung liegt der Schluss nahe, dass in Nierstein/NTT FRA6 vor allem KI-Server laufen sollen.
Der Strom soll vollständig aus regenerativen Quellen kommen, auch über Power Purchasing Agreements (PPAs). Unmittelbar neben dem Rechenzentrum plant SelzEnergie einen Windpark mit 90 MW Spitzenleistung mit Windrädern von Enercon.
An allen erwähnten neuen Standorten will NTT GDC die Nutzung der Abwärme ermöglichen. Für Frankfurt 6 betont das Unternehmen zudem, dass die Kühlung in einem geschlossenen Kreislauf mit sehr geringem Wasserverbrauch erfolgen soll.
(ciw)











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