In Lübeck feiert man den großen Sohn der Stadt: Thomas Mann, vor 150 Jahren geboren. Der Bundespräsident und Manns Enkel halten perfekte Reden, ja, es ist alles Wohllaut.
7. Juni 2025, 15:31 Uhr
Plötzlich ertönt tatsächlich seine Stimme durch den bis auf den letzten Platz gefüllten Saal, laut und vernehmlich, alt und edelknorrig, so typisch betont und gedehnt. Er ist es wirklich. Thomas Mann is back, am Freitagabend im Lübecker Theater in der Beckergrube, was angemessenerweise leichten feierlichen Schauder auslöst.
Natürlich ist er es dann doch nicht höchstselbst, und auch keine KI improvisiert etwa eine würdige Dankrede des 150-jährigen Jubilars. Das Publikum lauscht vielmehr ein paar Minuten seiner Stimme aus einer Aufnahme von 1954 für den Süddeutschen Rundfunk, in der er seine Lieblingsmusik präsentierte. Dennoch hätte dem Zauberer diese kleine Geisterbeschwörung in seiner Heimatstadt an seinem Geburtstag bestimmt verdammt gut gefallen. Und wir hören danach als Ständchen das Philharmonische Orchester der Stadt live 2025 mit ein paar Lebensmusiken des Schriftstellers, Wagners Lohengrin-Vorspiel, Debussys Nachmittag eines Fauns, der Leonoren-Ouvertüre von Beethoven und der zu selten aufgeführten Sinfonie in d-Moll von César Franck. Fülle des Wohllauts, wo doch der Jubilar eben noch 1954 über die Qualität des Orchesters in seiner Jugend gelästert hatte.