Ich saß zum ersten Mal mit anderthalb Jahren in einer Achterbahn. Die hatte natürlich keine Loopings, sondern war speziell für kleine Kinder und ihre Eltern gedacht.
Heute bin ich 14, bin schon 2060 verschiedene Achterbahnen gefahren und habe mit meinen Eltern dafür 41 Länder bereist. Diese Zahlen klingen unglaublich, ich weiß. Aber für mich ist unser Familienhobby gar nicht so verrückt – ich kenne es nicht anders.
Die Leidenschaft für Achterbahnen hatten meine Eltern schon, bevor es mich gab. Jeder von ihnen ist bereits mehr als 3000 Bahnen gefahren, in noch viel mehr Ländern. Meine Eltern sind keine Schausteller und leiten auch keinen Freizeitpark, sondern haben ganz normale Bürojobs. Damit wir viel Zeit zum Achterbahn-Fahren haben, machen sie viele Überstunden – zum Ausgleich dafür bekommen sie von ihren Firmen zusätzliche Urlaubstage. Mehr Urlaubstage pro Jahr, das bedeutet mehr Möglichkeiten zu reisen.
Wir waren schon auf Kirmessen und Freizeitparks so ziemlich überall in Europa, aber auch auf anderen Kontinenten. Und dort in Ländern wie Botswana, China, Sri Lanka, Malaysia oder Bahrain. Überall sind wir Achterbahnen gefahren. Südamerika wollen wir nächstes oder übernächstes Jahr bereisen.
Meine Eltern waren schon in der weltweit schnellsten Bahn, die fährt mehr als 240 Kilometer pro Stunde und steht in Abu Dhabi. Und in der mit 139 Metern höchsten Achterbahn der Welt in den USA waren sie auch. Dafür war ich damals noch zu klein. Aber in der weltlängsten Bahn in Japan war ich dabei. Die Strecke war 2,5 Kilometer lang.
Für jede neue besuchte Bahn bekommt man einen »Count«, einen Zähler, in der Rangliste für Achterbahn-Fans. Auf der Website von Coaster-Count kann man einsehen, wo man steht, und auch nachlesen, welche Achterbahnen man wo besuchen kann. Weltweit gibt es aktuell 7379 verschiedene, die man in Freizeitparks oder auf Kirmessen fahren kann.

DEIN SPIEGEL
Sommerferien: Sechs Wochen spielen, träumen, rumhängen – herrlich. Aber was, wenn die Tage doch mal zu lang werden? Dann lohnt ein Blick in die Sommer-Spezialausgabe von DEIN SPIEGEL, dem Nachrichten-Magazin für Kinder. Darin gibt es 25 Tipps zum Basteln, Spielen, Ausprobieren: von der Super-Mario-Lampe über Fleecedecken-Fußball bis hin zu Monster-Wraps. Außerdem im Heft: die schönsten Bücher für die Ferien. Und Anna, 14, erzählt von ihrem Hobby. Sie bereist mit ihren Eltern die ganze Welt, um Achterbahn zu fahren. DEIN SPIEGEL gibt es am Kiosk, ausgewählte Artikel online. Erwachsene können das Heft auch hier kaufen:
Für die Urlaubsplanung ist die Website von Coaster-Count auch hilfreich. Meine Eltern überlegen vorher genau, wie unsere Touren aussehen, um auf jeder Reise möglichst viele Bahnen abzuhaken.
Manchmal bin ich genervt davon, dass sich unsere Urlaube wirklich immer ums Achterbahn-Fahren drehen. Wir haben schon so viele Länder bereist, aber gesehen haben wir von denen eigentlich nichts. Ausschlafen und den Tag auf sich zukommen lassen, das gibt es bei uns nicht. Mein Vater weckt uns frühmorgens, damit wir direkt zur Park-Öffnung am Eingang stehen. Dann laufen wir schnurstracks zur Bahn, fahren eine Runde, und dann geht’s weiter – zur nächsten Bahn oder zum nächsten Park.
Aber obwohl das Drumherum manchmal anstrengend ist, macht Achterbahn-Fahren mir immer noch megaviel Spaß. Auch nach Tausenden Fahrten spüre ich noch den Nervenkitzel. Vor allem wenn man eine hohe Achterbahn fährt, bei der der Zug zu Beginn langsam über die Schienen nach oben befördert und dann noch langsamer in die Startposition gebracht wird, bevor es hinabgeht. Bei vielen Bahnen ist da oben, in 70, 80, 100 Meter Höhe eine richtige Pause. Da pfeift einem der Wind um die Ohren, die Menschen unten sind winzig klein. Man denkt dann schon mal über sein Leben nach und fragt sich: Was mache ich hier eigentlich?! Und dann geht’s mit Karacho in die Tiefe.
Ich liebe vor allem das Kribbeln im Bauch bei der Air Time. So nennt man die Momente, wenn es sich kurz so anfühlt, als würde man aus dem Sitz fliegen, weil die Achterbahn über Hügel saust.
Am liebsten fahre ich Wing Coaster. Bei diesem Typ Achterbahn sitzt man quasi neben der Schiene und baumelt mit den Füßen in der Luft. Ich finde auch Achterbahnen mit Abschuss super, dazu sagt man Launched Coaster. Bei solchen Bahnen wird man nicht erst einen Hügel hinaufbefördert, um dann nach unten zu rauschen, sondern wird auf einer meist geraden Strecke katapultartig beschleunigt.
Unsicher fühle ich mich nie in der Achterbahn. Ich mag auch andere Fahrgeschäfte – aber in so etwas wie eine Schiffsschaukel würde ich nicht gehen. Da wird mir schlecht.
Dieser Artikel erschien im DEIN-SPIEGEL-Sommerheft 2025.

DEIN SPIEGEL
Liebe Eltern,
Kinder wollen die Welt verstehen. Sie interessieren sich für Natur, Menschen und Technik. Sie stellen Fragen. Und sie geben sich nicht mit den erstbesten Antworten zufrieden. Darum gibt der SPIEGEL für junge Leserinnen und Leser ab acht Jahren ein eigenes Nachrichtenmagazin heraus.
DEIN SPIEGEL erscheint jeden Monat neu und bietet spannende, verständlich geschriebene Geschichten aus aller Welt, Interviews und News aus Politik und Gesellschaft. Für noch mehr Spaß sorgen Comics, Rätsel und kreative Ideen zum Mitmachen.