Zweimal Lumix und Streit um historisches Bild – Fotonews der Woche 20/2024

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Fast fünf Jahre hat Panasonic für die Nachfolger der S1 und S1 R gebraucht – dazwischen lag allerdings eine Pandemie, in welcher die Kameras vor allem bei Filmern immer beliebter wurden. Also war genügend Zeit für eine Runderneuerung, und an eines muss man sich gleich gewöhnen: das "E". Diesen Namenszusatz kannten die S-Kameras bisher nicht, er steht für "Essential". Die S1 II ist also die höherwertige Kamera, die S1 IIE das Einstiegsmodell. Daher auch gleich die Preise: 3500 und 2800 Euro kosten die Bodies.

In diesen Preisregionen kein riesiger Unterschied, und auch der flüchtige Blick auf die technischen Daten zeigt den Unterschied nicht klar. Beide Kameras arbeiten mit einem 24-Megapixel-Sensor und filmen mit 4K und 6K jeweils mit 60 oder 30 Bildern pro Sekunde. Das große Aber: Die S1 II hat einen zum Teil mit Speicher und Logik bestückten Sensor (part-stacked) und ist damit deutlich schneller: 70 statt 30 Serienbilder mit elektronischem Verschluss und Filmen mit 5,8K bei 60 fps sowie 4K mit 120 fps sind es bei der teureren Kamera. Die ist also in allen Belangen schneller.

Zu loben ist, dass Panasonic die bei den Lumixen besonders wichtigen Videofunktionen in der günstigeren Kamera nicht beschnitten hat. Beide Modelle bieten unter anderem verschiedene Log-Profile und die Aufzeichnung in Apples ProRes und ProRes Raw verschiedene besonders breite Bildformate bis zu 2,4:1. Zwei Slots jeweils nach CFExpress B und SD-UHS-II sollten genügend Platz bieten. Auch beim wetterfesten Gehäuse wurde nicht gespart: Es stammt von der S1R II. Der integrierte Stabilisator (IBIS) gleicht nun acht Blendenstufen aus, und der KI-Autofokus erkennt diverse Sportarten und natürlich Tiere und Personen. Ab Juni sollen beide Modelle verfügbar sein – bei dem nach Aktenlage runden Paket dürften sie schnell knapp werden.

Das ist bei DJIs neuer Drohne Mavic 4 Pro vielleicht nicht zu befürchten, denn durch das aktuelle Zollchaos in den USA wird die fliegende Kamera dort vorerst nicht ausgeliefert. Zwar ist auch die kleinste Version mit 64 GByte internem Speicher – Micro-SDs werden weiter unterstützt – mit 2099 Euro UVP kein Schnäppchen, aber der Sprung zu früheren Generationen ist enorm: Bis zu 50 Minuten Flugzeit mit einer Akkuladung und drei Kameras, eine mit 100 Megapixeln und Hasselblad-Logo sowie 4K-Filmen in HDR sind nur die größten Marketing-Argumente.

Was wirklich überrascht, ist das neue Gimbal, das die komplette Kameraeinheit um 360 Grad drehen kann. Das ist nicht nur für Aufnahmen im Hochformat mit voller Sensorauflösung nützlich, auch für bisher bei Drohnen unbekannte Kameraperspektiven. Looks, die man sonst eher von großen Filmproduktionen mit ferngesteuertem Kran kannte, sind so möglich. Clever ist auch das optionale Ladegerät für drei Akkus, das unter anderem die restliche Kapazität von zwei der Stromspeicher in einen überführen kann – damit hat man dann mit einem Flug die maximale Dauer ohne Zwischenlandung. Alles Weitere verrät unsere ausführliche Meldung zur Mavic 4 Pro.

In dieser Kolumne geht es auch immer wieder um die digitalen Echtheitssiegel nach CAI/C2PA für Pressefotos, und in dieser Woche zeigte sich wieder einmal, warum die so wichtig sind. Denn der seit Jahren anhaltende Streit um den Urheber eines der wohl wichtigsten Pressefotos des 20. Jahrhunderts geht in eine neue Runde. Die zu klärende Frage ist: "Wer hat das Bild 'Napalm Girl' aufgenommen?" Nick Út, der dafür bisher genannt wurde, war es nicht, sagt nun die Organisation World Press Photo, gedeckt durch Uts damaligen Arbeitgeber Associated Press (AP). Stattdessen gibt es gleich mehrere Möglichkeiten, wie eine aktuelle Meldung zeigt.

An diesem Tag im Juni 1972 waren nämlich mehrere Fotografen und Kamerateams anwesend, als die schwer verletzte und neun Jahre alte Phan Thị Kim Phúc nach einem Angriff mit Brandbomben auf ihr Dorf aus diesem floh. Das Bild steht wie kaum ein anderes für die Schrecken des Krieges, eben weil es keine Kampfhandlungen oder Soldaten zeigt, sondern nur die Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung.

Trotz des schweren Themas ist das PDF zur Analyse der World Press Photo unsere Empfehlung für einen Long Read zum Wochenende. Darin wird nämlich unter anderem erklärt – leider nicht besonders genau – wie die Organisationen sich vorwiegend auf technische Untersuchungen wie Abstände zum Motiv und den genutzten Kameras verlassen haben. Denn grobe Ortsangaben und Zeugenaussagen sind, vor allem nach über 50 Jahren, eben eher nicht zuverlässig, wenn es darum geht, wichtige Fragen zu klären. Daher wird es höchste Zeit, das im digitalen Zeitalter endlich sicher schon bei der Aufnahme festzuhalten.

(nie)

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