Zufallsfunde: Nazi-Akten in Argentinien entdeckt

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83 hölzerne Kisten, randvoll mit Nazi-Propaganda und zeithistorischen Dokumenten, sollten eigentlich schwer zu übersehen sein. Doch jahrzehntelang lagen sie unbeachtet im Keller des Obersten Gerichtshofes in Buenos Aires. Erst kürzlich wurde die Nazipost wiederentdeckt. Das Dampfschiff »Nan-a-Maru« hatte die Unterlagen Juni 1941 nach Argentinien gebracht, losgeschickt von der deutschen Botschaft in Tokio.

Es war nicht der erste Nazifund in Südamerika, recht sicher auch nicht der letzte . Immer wieder werden wichtige oder gar historische Objekte weggelegt, vergessen, versteckt oder übersehen – und irgendwann wiederentdeckt.

Im Aktenbad

Wer nach Beispielen sucht, muss nicht bis zum Zweiten Weltkrieg zurückgehen. US-Präsident Donald Trump wurde nach seiner ersten Amtszeit angeklagt, weil er Geheimdokumente, etwa zu Atom- und Waffenprogrammen, mit auf sein Anwesen Mar-a-Lago genommen hatte.

 Geheimakten in Mar-a-Lago

Dokumente im Badezimmer von Donald Trump: Geheimakten in Mar-a-Lago

Foto: Justice Department / AP / dpa

Es war nicht der einzige Vorfall, bei dem Trump als Sammler und Horter Schlagzeilen machte. 2023 berichtete die »New York Times« über kostbare antike Lampen und Münzen aus Israel, die in Mar-a-lago strandeten. Ursprünglich gedacht für eine Ausstellung im Weißen Haus, landeten die Antiquitäten über Umwege im Privatanwesen. Zum Verdruss der Israelis.

Zumindest in diesem Fall soll Trump jedoch unschuldig gewesen sein. Verantwortlich seien, so hieß es damals, Sicherheitsbedenken und Transportprobleme während der Coronapandemie.

Verlorene Eier

Geht es nicht um NS-Unterlagen oder Regierungsakten, ist es dagegen oft ein Grund zur Freude, wenn Verborgenes entdeckt oder wiederentdeckt wird. Ein gutes Beispiel: der Elefantenvogel.

Ein Ei des Tieres soll einst ausgereicht haben, um ein ganzes Dorf auf Madagaskar zu ernähren. Auch der Riesenvogel selbst hatte mit bis zu drei Metern Größe und über 400 Kilogramm Körpergewicht denkbar schlechte Chancen, Jägern zu entkommen. Angeblich sollen die Tiere bis ins 17. Jahrhundert überlebt haben. Seit ihrer Ausrottung sind sie Stoff für Schulbücher und Museen.

Umso überraschter war die Forscherin Paige Langle vom Buffalo Museum of Science 2018, als sie im Magazin auf eines der seltenen Eier stieß. In einer Pappschachtel befand sich ein riesiges, cremefarbenes Ei. Es wog über 1500 Gramm, war 30 Zentimeter lang und hatte einen Umfang von über 70 Zentimetern. Die Beschriftung wies das Stück als Replikat aus, doch Langle war skeptisch. Röntgenaufnahmen gaben ihr Recht – das Museum hatte über Jahrzehnte ein historisches Ei im Keller vergessen, ein Sensationsfund.

 Gemälde über Gemälde

Verborgenes Werk von Edgar Degas: Gemälde über Gemälde

Foto: DPA / David Thurrowgood

Ist das Kunst und wenn ja, dann von wem?

Auch in der Kunstwelt verschwinden immer wieder Werke, manchmal verstecken sie sich direkt vor den Augen von Fachleuten. Der französische Maler Edgar Degas porträtierte im 19. Jahrhundert das junge Model Emma Dobigny mit spitzen Elfenohren, später übermalte er sein Werk mit dem Porträt einer älteren Frau. Fachkundige wussten seit Längerem, dass auf der Leinwand gleich zwei Frauen verewigt wurden. Doch erst mit moderner Technik ließ sich vor ein paar Jahren das vergessene Porträt der einen sichtbar machen, ohne das andere zu zerstören.

Andere Meisterwerke wie die Mona Lisa oder Werke von Edvard Munch verschwanden dagegen schlicht durch Diebstahl – und tauchten später außerhalb von Museen und Galerien wieder auf. Mitunter als Zufallsfund in Kellern oder bei Drogenrazzien. In einem Hafenlager in Genf entdeckten Ermittler vor einigen Jahren Dutzende Kisten mit »Zehntausenden archäologischen Reliquien« aus der Zeit vom siebten Jahrhundert vor bis zum zweiten Jahrhundert nach Christus.

 Nach Jahrhunderten durch Zufall entdeckt

Verborgene Kunst in Pompeji: Nach Jahrhunderten durch Zufall entdeckt

Foto: AFP

Säulen unter dem Sand

In der Archäologie hält gelegentlich die Vorsicht historische Schätze verborgen. So werden in Pompeji ganz bewusst weite Teile der von einem Vulkanausbruch verschütteten Stadt nicht ausgegraben. Was ans Tageslicht kommt, muss auch geschützt und erhalten werden. Bei der Größe des Ortes ist das ein kostspieliges und enorm aufwendiges Unterfangen.

Erst im vergangenen Jahr wurde bei Absicherungsarbeiten zufällig ein neuer Ort entdeckt. Der »schwarze Raum« scheint einst ein reich verzierter Saal gewesen zu sein. Die Bilder an den Wänden erzählen von der Liebe – und vom Trojanischen Krieg. Weitere Funde sind sehr wahrscheinlich. Der Archäologe Gabriel Zuchtriegel sagte 2022 dem SPIEGEL : »Pompeji war eine vollgestopfte Stadt.«

Manchmal hilft nur eine neue Perspektive, um einen historischen Schatz zu finden, etwa rund um die Felsenstadt Petra. Dort finden sich bis heute immer wieder neue Spuren des Reichtums der Nabatäer, eines Volkes, das vor knapp 2600 Jahren aus dem Inneren Arabiens in das Gebiet des heutigen Südjordaniens einwanderte.

 Erst aus der Luft ist alles zu erahnen

Antike Felsenstadt Petra: Erst aus der Luft ist alles zu erahnen

Foto: Khalil Mazraawi / AFP
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