Eine schlechte Saison spielt Juventus wahrlich nicht, eine herausragende allerdings auch nicht. Was vor allem auffällt: Die gesamte Angriffsmaschinerie stottert - was auch mit Verletzungen und fehlendem Spielermaterial zu tun hat.
Soll Juventus zurück an die Spitze führen: Ex-Profi Thiago Motta. IMAGO/Sportimage
Nur sieben Gegentore in 13 Serie-A-Spielen, vier davon beim wilden 4:4 am 9. Spieltag bei Meister Inter Mailand. Dazu der Fakt, weiterhin gänzlich unbesiegt in Italiens Oberhaus zu sein - und obendrein in der neuartigen Champions League auch nach dem 0:0 bei Aston Villa am Mittwoch zumindest voll auf Kurs Play-offs zu liegen mit acht Punkten aus fünf Partien.
Das liest sich ganz gut.
Was aber nicht passt bei Juventus Turin: In der Königsklasse sind erst sieben eigene Treffer erzielt worden, in der Serie A 21. Werte von starken Teams wie Atalanta Bergamo (34 in der Liga) werden damit nicht erreicht. Hinzu gesellt sich der Umstand, dass die Bianconeri schon neunmal unentschieden gespielt haben - zweimal in der Champions League, siebenmal in der Serie A.
Der aktuelle Tabellensechste mit kleinem Vier-Punkte-Abstand zu Spitzenreiter Napoli hat außerdem schon fünf Nullnummern vorzuweisen.
"Max Motta"
In Fankreisen und den italienischen Gazetten wird deshalb der im Sommer von Überraschungsklub FC Bologna gekommene Juve-Trainer Thiago Motta schon mit Vorgänger Massimiliano "Max" Allegri verglichen. "Max Motta" also.
Denn schon unter dem Erfolgstrainer (2014 bis 2019 und 2021 bis 2024), der jeweils fünf Scudetti und fünf Pokalsiege samt zweier CL-Finals vorzuweisen hat, ist die Alte Dame offensiv eher bedächtig und defensiv bärenstark aufgetreten. Nun gibt es einige Parallelen.
Dabei ist der langjährige Profi Motta doch extra als Mann auserkoren worden, der die Juventus-DNS ein wenig umprogrammieren und moderner gestalten soll. Das alles nach vier Jahren Dürrezeit ohne Meistertitel.
Schon mit dem Rücken zur Wand? "Das ist zu viel"
Stimmt also etwas mit seinem Ansatz nicht? Ist die teilweise schon leise aufkommende Kritik am neuen Coach gerade aufgrund der wieder oft gesehenen offensiven Blässe gerechtfertigt? Die Gazzetta dello Sport findet "Nein", sie schreibt: "Zu sagen, dass Thiago Motta mit dem Rücken zur Wand steht, ist zu viel - das Vertrauen der Juventus-Welt in den jungen italienisch-brasilianischen Trainer ist nach wie vor groß." Es stimme allerdings auch, "dass viele - insbesondere auf dem höchsten Niveau - mehr erwartet hatten".
Weiter heißt es, dass erst wenige Monate seit seiner Amtsübernahme vergangen seien. Und dass in Bereichen wie der Spieleröffnung oder dem reinen Fakt, den Ball über den Platz zu bewegen, schon Verbesserungen aufgetreten seien. Doch: Es reiche am Ende nicht aus, nur ein Spiel oder Spiele zu gewinnen. "Thiago Motta muss mit der Spielweise und Einstellung überzeugen, um das Etikett von 'Max' zu entfernen."
Thiago Motta erkennt viel Positives
Zur Wahrheit gehört außerdem, dass den Kader der Alten Dame momentan Verletzungen plagen - vor allem ganz vorn sind zuletzt Dusan Vlahovic, Arkadiusz Milik und Neuzugang Nicolas "Nico" Gonzalez (ehemals VfB Suttgart) weggebrochen. So mussten sich etwa der für über 50 Millionen Euro von Atalanta Bergamo losgeeiste Mittelfeldspieler Teun Koopmeiners, der noch nicht so recht angekommen ist in Turin, oder der eher am Flügel beheimatete Timothy Weah als eine Art "falsche Neun" versuchen.
Auch deshalb soll vom Management angedacht sein, nach weit über 100 Millionen Euro Ausgaben allein fürs Mittelfeld (Koopmeiners, Douglas Luiz, Khephren Thuram) im Winter in den Angriff zu investieren. Dazu könnte laut jüngsten Meldungen etwa der noch lange gebundene Nicolo Fagioli für einen Premier-League-Interessenten "geopfert" werden.
Wurde als amtierender Pokalsieger entlassen: Thiago-Motta-Vorgänger Massimiliano "Max" Allegri. IMAGO/LaPresse
Außerdem sieht der Hauptverantwortliche - Coach Thiago Motta - die Lage nicht allzu kritisch, auch wenn er etwa nach dem 0:0 in der Königsklasse bei Aston Villa zugeben musste: "Klar, wir haben uns selbst wieder nicht viele Chancen erspielt. Das war aber dem geschuldet, dass wir Villa nicht den Platz geben wollten, den sie gern gehabt hätten. Es war für mich wieder eine insgesamt gute Performance." Eine, auf die sich weiter aufbauen lasse und für ihn die positive Entwicklung aufzeige.
Der Juve-Trainer weiter gegenüber Prime Video: "Und natürlich wollen wir immer gewinnen." Auf unentschieden zu spielen oder hauptsächlich nur defensiv die Null zu halten sei nicht seine einzige Herangehensweise an Aufgaben. "Wir haben viele große Spiele, die jetzt in der Serie A, der Coppa Italia und der Champions League (etwa Manchester City, Florenz Ende Dezember oder Milan im Pokal; Anm. d. Red.) auf uns zukommen. Da wollen wir mit unserer klaren Idee vom Fußball auf den Platz gehen."
mag