Ob er zum Abschluss im 96-Tor steht oder nicht, ist vorerst noch offen. Unabhängig davon zieht der Kapitän schon vor dem Saisonfinale bei Hertha BSC ein kritisches Fazit. Hier spricht der 36-jährige Top-Keeper über ...

Klartext von der Nummer 1: Ron-Robert Zieler ist Hannovers Leistungsträger im Tor. IMAGO/Steinsiek.ch
... die vergebene Aufstiegschance mit Hannover 96:
"In dieser Saison hätten wir viele Möglichkeiten gehabt, auch ganz oben dabei zu sein. Deshalb sind wir irgendwo ein Stück weit enttäuscht, so selbstkritisch sind wir auch. Es gibt verschiedene Gründe, weshalb es nicht so gelaufen ist wie gewünscht. Zehn, elf Spiele, in denen wir Punkte liegen lassen haben, sind einfach zu viel."
... die entscheidenden Momente und die Gründe für das Scheitern:
"Schlüsselspiele waren in meinen Augen die drei hintereinander verlorenen Spiele gegen Karlsruhe, Elversberg und Darmstadt. Da haben wir Federn gelassen in Momenten, in denen wir eigentlich hätten da sein sollen. Aber wir haben in der Phase auch einfach keine guten Leistungen abgeliefert. Was die Anzahl der Gegentore angeht, haben wir ja eine recht gute Statistik. Genau wie wir alle zusammen verteidigen, haben wir es gemeinsam nicht geschafft, noch öfter die entscheidenden Akzente nach vorne zu setzen und auch die Stürmer noch besser in Szene zu bringen."
... den missglückten Trainerwechsel von Stefan Leitl zu André Breitenreiter, der ebenfalls bereits wieder Geschichte ist:
"Wenn drei Trainer in einer Saison in der Verantwortung stehen, ist das erst einmal nicht gut, weil wir als Mannschaft dann nicht konstant die erhoffte Leistung gezeigt haben. Die Entscheidungen sind den Verantwortlichen sicher stets nicht leicht gefallen. Man hat sich im Winter nochmal anders ausgerichtet. Phasenweise haben die Dinge funktioniert. Aber über die gesamte Rückrunde hinweg eben nicht. Das ist natürlich auch schade für André, die Ansätze unter ihm waren ja gut."
"Bitter, dass für uns mehr drin war"
... die große Anforderung, als Torwart, Kapitän und Führungsspieler immer im Mittelpunkt zu stehen:
"Jede Saison kostet natürlich Energie. Es läuft ja fast immer wellenförmig. Es gibt Höhen, aber eben auch Tiefen, in denen man gegen Widerstände ankämpfen muss. Trotzdem ist die Leidenschaft zu spielen, bei mir immer da. Als Kapitän ist für mich die Erkenntnis bitter, dass ich glaube, dass für uns mehr drin war. Für die Mannschaft nach außen zu sprechen, gehört in dem Amt dazu. Ich habe da auch inzwischen eine gewisse Routine, es bringt mich nicht aus der Ruhe. Die Erfahrung der vielen Saisons hilft mir da."
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... die Neuausrichtung nach der Enttäuschung und seine Rolle dabei im Verein:
"Es ist natürlich immer schöner, wenn man viele Jahre mit dem selben Trainer zusammenarbeitet - das bedeutet ja auch, dass man zusammen erfolgreich ist. Aber Wechsel auf der Trainerposition gehören eben auch dazu. Ich bin in erster Linie Spieler, diese Entscheidungen werden auf anderer Ebene getroffen. Aber natürlich sind Marcus Mann (Hannovers Geschäftsführer Sport, d. Red.) und ich immer im Austausch. Und wenn er nach meiner Meinung zu bestimmten Dingen fragt, bekommt er auch eine."
... den eigenen Karriere-Status mit inzwischen 36 Jahren:
"Ich lebe und ernähre mich nach wie vor professionell und bin sehr ehrgeizig. Die Dinge fallen mir nicht schwer, sie sind für mich selbstverständlich. Gerne zum Training zu kommen, die Vor- und Nachbereitung nicht zu vernachlässigen, alles das gehört dazu und da muss man besonders dran bleiben, wenn man den Standard halten und sich aber auch verbessern möchte. Hinzu kommt, dass Körper und Kopf weiter mitmachen und man von Verletzungen frei bleibt."
"Die Entwicklung des Regelwerks sehe ich kritisch"
... die Veränderung des Torwartspiels im Laufe seiner Karriere:
"Ich sehe die Entwicklung des Regelwerks aus der Sicht eines Torwarts durchaus kritisch. Der Torwart wird nicht mehr so geschützt. Auch als Kapitän darf ich den Strafraum nicht mehr verlassen, um mit dem Schiedsrichter zu sprechen. Dabei gibt es viel Diskussionsbedarf. Ich habe es kürzlich in Darmstadt selbst erlebt, als ein Strafstoß gegen mich, nachdem ich den Ball gehalten habe, gegeben wurde. Man hat zudem beim Elfmeter deutlich weniger Bewegungsfreiheit. Ich weiß, dass es andere Torhüter ähnlich kritisch sehen. Wir wären dazu sicherlich zu einem Austausch mit den Verantwortlichen bereit."
... die Aussicht, das letzte Saisonspiel seinem Stellvertreter zu überlassen:
"Wer am Wochenende in Berlin im Tor stehen sollte, darüber haben wir intern noch nicht gesprochen. Leo Weinkauf, Leon Wechsel und Torwarttrainer Michael Ratajczak - wir verstehen uns gut und sind ein sehr homogenes Torwartteam. Generell hatte ich in meiner Karriere immer großes Glück, was die Torwartkonstellation anging.
Michael Richter