ZDF inszeniert Aufdecker-Dokumentation über TUI mit vagen Vorwürfen

vor 1 Tag 1

In seiner Dokumentationsreihe „Die Insider“ hat sich das ZDF den Touristikkonzern TUI vorgeknöpft. In Szene gesetzt werden vier „Insider“, die sich zu den Erfolgsstrategien des Konzerns äußern. Die „Insider“ treten nicht selbst auf, sie werden von Darstellern gemimt. Konkrete Vorwürfe lassen sich aus den Einlassungen kaum ableiten, dafür sind die Angaben viel zu vage formuliert. Die Produzenten lassen sich jedoch nicht aus dem Konzept bringen und inszenieren eine langatmige „Aufdeckerdoku“, aus der Sicht enttäuschter Strandurlauber.

Der Film imaginiert einen Verbraucher, der die letzten 300 Jahre verschlafen haben muss und nun im Kapitalismus aufwacht. Skandalisiert wird die gängige Praxis, bei Werbefotos den steinigen Bereich auszuschneiden und nur den zauberhaften Strand zu fokussieren. Wie darauf die interviewten Besucher eines deutschen Hallenbades reagieren? Natürlich empört.

Urlauber werden beim Vornamen angesprochen

Mittels eines investigativen Gestus klären die Filmemacher der Produktionsfirma Filmfee auf, wieso Schnitzel besser aussehen, wenn sie bei Buffets aus der Aluwanne herausragen und nicht einzeln darin verkümmern. Eine weitere Strategie von TUI, die das ZDF „enthüllt“: Animateure in Clubhotels und Gäste wären gar nicht „echte“ Freunde. „Insiderin“ Julia erklärt: „Als Animateur geht es nicht darum, die beste Volleyballspielerin zu sein, sondern es geht darum, den Gästen die Illusion einer Freundschaft vorspielen zu können.“

Wie das funktioniert? Die armen Urlauber beim Vornamen ansprechen. Dass die ehemalige Animateurin erzählt, man müsse auch nach Feierabend noch unbezahlt an der Bar Zeit verbringen, ließe sich dann aber tatsächlich nicht mit dem „Let’s TUI it“-Spirit verbinden. Der Film geht diesen Aussagen nach und blendet die Antwort von TUI, man beachte arbeitsrechtliche Vorgaben, ein.

 ein Kreuzfahrtschiff der TUI-Cruises-FlotteMeerblick für alle: ein Kreuzfahrtschiff der TUI-Cruises-FlottePicture Alliance

Brisanter erscheint die Behauptung, bei TUI-Kreuzfahrten landeten 30 bis 40 Prozent der produzierten Lebensmittel im Müll. Das internationale Übereinkommen zur Verhütung der Meeresverschmutzung (Marpol) erlaubt auch die Entsorgung organischer Abfälle im Meer, sobald ein Schiff mehr als zwölf Seemeilen von der Küste entfernt ist. TUI mache von der Regel Gebrauch, wie es im Film heißt. Der Konzern reagiert darauf mit dem Statement: Dies geschehe nur unter Umständen, Essensreste würden gepresst und dann entweder im Schiff verbrannt oder an Land entsorgt. Über die Menge wurden keine Aussagen gemacht.

TUI erhebt weitere Vorwürfe gegen das ZDF. So habe die Firma Filmfee TUI-Mitarbeitern 800 Euro Gage für Interviews geboten. Auf Nachfrage sagt das ZDF, „Honorare“ seien nicht angeboten worden, doch hätten die „Protagonisten“ für „zwei Drehtage für An- und Abreise inklusive Hotelübernachtung 600 bis 800 Euro Aufwandsentschädigung“ erhalten. Den Ertrag kann man sich in der Mediathek anschauen.

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