Zahlen, bitte! Fünf IBM-Peepshows für herandwachsende Mathematiknerds

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Vor 65 Jahren realisierten die Designer und Architekten Ray und Charles Eames eine Serie von fünf Lehrfilmen, die sie unter dem Titel "Peepshows – Kids should see this" sammelten. Mit dem Topology wurde das Gebiet der mathematischen Topologie erklärt, gefolgt von einem Film über einen speziellen Anwendungsfall: den Jordanschen Kurvensatz.

In einem weiteren Film werden symmetrische Körper behandelt und mit "2n – A Story of the Power of Numbers" mathematische Funktionen erklärt. Den Abschluss bildete der Kurzfilm Eratosthenes, wie dieses Genie im Altertum mit Schrittzählern auf der Strecke Alexandria und Syene und Schattenzeigern den Umfang der Erde berechnete.

Auftraggeber der Peepshows war die Firma IBM, die sich ein neues Image geben wollte. IBM beauftragte das Ehepaar Eames zusätzlich mit der Gestaltung der Ausstellung "Mathematica: A World of Numbers … and Beyond" in einem von IBM gesponserten Flügel des kalifornischen Naturkundemuseums in Los Angeles. Mathematica und die Peepshow-Filme wurden 37 Jahre lang gezeigt, bis der Flügelbau abgebrochen werden musste. Kopien dieser wichtigen Eames-Ausstellung werden heute noch in Museen in Chicago, Boston und New York gezeigt.

Bitte Zahlen

In dieser Rubrik stellen wir immer dienstags verblüffende, beeindruckende, informative und witzige Zahlen aus den Bereichen IT, Wissenschaft, Kunst, Wirtschaft, Politik und natürlich der Mathematik vor.

Bis heute Filme haben die Filme der Peepshows wie Eratosthenes, Topology Something About Functions oder Symmetry nichts von der Leichtigkeit und Eleganz eingebüßt, mit der für IBM geworben wurde. Den Kontakt mit Ray und Charles Eames hatte der IBM-Hausarchitekt und Designer Eliot Noyes hergestellt, bekannt für sein Design der Kugelkopf-Schreibmaschine IBM Selectric.

Ray und Charles Eames hatten mit dem Verfilmen ihrer Ideen bereits in den 50er Jahren begonnen. Eine der ersten Filme war House: After Five Years of Living, in dem die Einrichtung des von den Eames für ein Architekturmagazin entworfenen Musterhauses gezeigt wurde. Das Haus wurde von dem Ehepaar 1949 bezogen. Während beide nicht zu sehen sind, kann die Vielfalt der in fünf Jahren gesammelten Gegenstände bestaunt werden. Ganz in diesem Sinne filmten sie auch Schaufenster, in denen die von ihnen entworfenen Möbel standen. Später entstanden richtige Trickfilme wie der 1953 produzierte "A Communications Primer", der die Zuschauer mit den Theorien von Claude Shannon vertraut machen sollte.

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Das neue Image von IBM wurde zunächst mit einem der Eames-Filme in Europa getestet: Auf der Weltausstellung 1958 in Brüssel wurde im IBM-Pavillon der Film "The Information Machine or Creative Man and the Data Processor" gezeigt. Dieser Film war gewissermaßen die Fortsetzung des Communications Primer. Der in Brüssel gezeigte "The Information Machine" spannt den Bogen von der Frühzeit der menschlichen Entwicklung bis zum Informationszeitalter.

Nach der Weltausstellung und dem andauernden Erfolg von Mathematica wurden Ray und Charles Eames zusammen mit ihrem Freund Eero Saarinen beauftragt, den gesamten IBM-Pavillon der New Yorker Weltausstellung zu realisieren, die 1964 und 1965 stattfand. Neben zahlreichen von den Eames entworfenen Informations-Inseln und den Exponaten der Mathematica thronte über dem Pavillon ein "Informations-Ei", in dem rund 500 Zuschauer Platz hatten, um eine Multimedia-Show auf 22 Großbildschirmen zu erleben, die vom Eames Office kreiert wurde. Nach der Darstellung von IBM sollte das Ei an den Kugelkopf der Selectric erinnern. Die Zusammenarbeit mit IBM gipfelte in den Jahren 1971-72 in dem Film A Computer Perspective, der die gesamte Geschichte der Rechentechnik bis zum IBM-System /360 zeigt.

Schließlich wurde IBM auch zum Sponsor des wohl bekanntesten Eames-Films, The Power of Ten, der 1977 erschien und auf Deutsch schlicht "Zehn Hoch" genannt wurde. Das Konzept für diesen preisgekrönten Film mit dem Astrophysiker Philipp Morrrison um die Zehnerpotenzen, mit denen der Mikro- wie der Makrokosmos beschrieben werden kann, entstand bereits in den 60er Jahren. Seine Realisierung wurde aber immer wieder verschoben, um neueste Erkenntnisse aus der Astronomie und der Teilchenphysik einzuarbeiten.

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Als der Film erschien, behandelte er 40 Zehnerpotenzen von 1024 bis 1016. Als 1982 das Buch zum Film "Powers of Ten: a book about the relative size of things in the universe and the effect of adding another zero" veröffentlicht wurde, waren es 42 Zehnerpotenzen – Was bekanntlich eine Zahl ist, die Leserinnen und Leser dieser Kolumne immer interessiert.

Nach diesem Film endete die Zusammenarbeit mit IBM. Bis zum Tod von Charles Eames im Jahr 1978 stellte das Ehepaar noch eine Reihe von Polavisions-Filmen her, mit denen Polaroid für sein Sofort-Film-Konzept werben wollte. Im Verlauf ihres gemeinsamen Arbeitslebens haben Ray und Charles Eames 125 Filme veröffentlicht.

(mawi)

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