Yaroslav Hrytsak: "Wir sind erschöpft, wir bluten aus"

vor 13 Stunden 1

Die Ukraine muss offen über ihre Kriegsziele diskutieren, findet der Historiker Yaroslav Hrytsak. Mit einem vollständigen Sieg rechneten momentan die wenigsten.

9. Oktober 2024, 17:59 Uhr

 Die ständige Zerstörung und vielen Verluste, wie hier bei einer Bombenexplosion in Charkiw im September, mache die Ukrainer kriegsmüde, sagt der Historiker Hrytsak. Die Menschen wünschten sich vermehrt einen Waffenstillstand.
Die ständige Zerstörung und vielen Verluste, wie hier bei einer Bombenexplosion in Charkiw im September, mache die Ukrainer kriegsmüde, sagt der Historiker Hrytsak. Die Menschen wünschten sich vermehrt einen Waffenstillstand. © Stringer/​Anadolu/​Getty Images

Yaroslav Hrytsak gilt als einer der wichtigsten Intellektuellen in der Ukraine. Sein Buch "Ukraine: Biographie einer bedrängten Nation", das im August erschien, wurde zum Bestseller. Hrytsak ist für seine Kritik an der Regierung bekannt. Der Historiker lebt im westukrainischen Lwiw, das Gespräch fand während seines kurzen Aufenthalts in Wien statt.

ZEIT ONLINE: Herr Hrytsak, der russische Überfall auf die Ukraine hält nun schon mehr als zweieinhalb Jahre an. Wie erleben Sie die Stimmung im Land?

Yaroslav Hrytsak: Die Menschen sind müde und erschöpft. 46 Prozent der Ukrainerinnen und Ukrainer sind bereit für einen Kompromiss, und nur noch 26 Prozent glauben daran, dass ihr Land alle Gebiete in den Grenzen von 1991 zurückerobern kann. Aber was wichtig ist: Die überwältigende Mehrheit will nicht aufgeben, nicht kapitulieren, sondern ein Kriegsende zu ukrainischen Konditionen. Damit steht und fällt immerhin die Existenz unseres Staates.

Gesamten Artikel lesen