Wie Cecilia Sala freikam: Spaghetti für Elon Musk

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Elon Musk hat offenbar einen wesentlichen Beitrag zum jüngsten Gefangenenaustausch zwischen Italien und Iran geleistet. Das berichten die „New York Times“ und italienische Medien unter Berufung auf das Umfeld der italienischen Journalistin Cecilia Sala sowie die diplomatische Vertretung Teherans bei den UN in New York.

Sala war am 8. Januar nach rund drei Wochen Haft im Teheraner Evin-Gefängnis freigekommen. Vier Tage später konnte der iranische Unternehmer Mohammad Abedini ein Mailänder Gefängnis verlassen und nach Teheran fliegen, obschon die USA einen Auslieferungsantrag gestellt hatten.

Cecilia Sala war ganz offenkundig ein Faustpfand

Abedini war am 16. Dezember aufgrund eines internationalen Haftbefehls am Flughafen von Mailand festgenommen worden. Washington bezichtigt ihn, Sanktionen gegen Iran unterlaufen und mittelbar eine schiitische Terrormiliz im Irak unterstützt zu haben, die für den Tod dreier amerikanischer Soldaten verantwortlich ist.

Drei Tage nach der Verhaftung Abedinis war die mit einem gültigen Journalistenvisum nach Iran eingereiste Journalistin in Teheran wegen angeblicher Verstöße gegen Gesetze der Islamischen Republik festgenommen worden – offenkundig als Faustpfand für einen von vornherein von Iran geplanten Austausch gegen Abedini.

Wie der Lebensgefährte von Sala, der Fernsehjournalist Daniele Raineri, der „New York Times“ bestätigte, habe er mit dem Vertreter der Plattform X in Italien, Andrea Stroppa, nach der Verhaftung Salas im Dezember Kontakt aufgenommen und ihn um Hilfe gebeten. Stroppa habe sich mit Musk in Verbindung gesetzt. Auch die Eltern von Cecilia Sala standen offenbar mit Stroppa und Musk in Kontakt.

Die italienische Journalistin Cecilia Sala wird nach ihrer Freilassung aus iranischer Haft von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni in Rom empfangen.Die italienische Journalistin Cecilia Sala wird nach ihrer Freilassung aus iranischer Haft von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni in Rom empfangen.AP

Musk soll bei Gesprächen mit Vertretern Irans bei den UN versichert haben, Abedini werde nicht an die USA ausgeliefert, weil die Regierung in Rom unter Ministerpräsidentin ­Giorgia Meloni dem Auslieferungsbegehren Washingtons nicht Folge leisten werde. Meloni war am 4. Januar zu einem Blitzbesuch nach Mar-a-Lago zum Dinner mit Donald Trump gereist, bei dem auch über den Fall Sala gesprochen wurde. Meloni unterhält zu Trump wie vor allem zu Musk ein freundschaftliches Verhältnis.

Wie die „New York Times“ und italienische Medien berichten, habe die scheidende Regierung von Präsident Joe Biden gegen das von Meloni, Trump und Musk offenbar gemeinsam eingefädelte Geschäft zur Freilassung Cecilia Salas im Austausch für die Überstellung Mohammed Abedinis an Teheran heftig protestiert.

Bidens Administration blieb außen vor

Die „Times“ zitiert einen ranghohen Beamten der Biden-Regierung mit der Aussage, Washington sei vor und während der Gespräche nicht konsultiert worden und habe den Gefangenaustausch abgelehnt. Außenminister Antony Blinken habe bei seinem Besuch in Rom vom 9. und 10. Januar heftig gegen eine Freilassung Abedinis im Gegenzug für die Rückkehr Salas nach Italien protestiert, der Deal zwischen Rom und Teheran sei zu diesem Zeitpunkt aber schon beschlossen gewesen. Nach der Ausreise des Iraners zeigte sich das US-Justizministerium „enttäuscht über die Entscheidung, die Verhaftung von Mohammad Abedini aufzuheben“.

Offenbar kam der Gefangenenaustausch in einer hybriden Verhandlungskonstellation zustande, bei welcher sowohl die Geheimdienste und Regierungsvertreter beider Staaten sowie Musk unterschiedliche Rollen spielten. Nach der Freilassung Salas am 8. Januar hatte Andrea Stroppa, Musks Faktotum in Italien, auf der Plattform X ein mittels KI generiertes Foto von Musk beim Verspeisen eines großen Tellers Spaghetti gepostet.

Nach den jüngsten Berichten über die offenbar maßgebliche Beteiligung Musks an dem Deal wird das KI-Foto als eine Art Trophäe verstanden, mit welcher sich Musk seines Erfolges rühmt. Offiziell heißt es seitens der Regierung Meloni, über eine Beteiligung Musks an den Verhandlungen mit Iran sei nichts bekannt. Meloni war nach der Freilassung Salas weithin für den diplomatischen Erfolg gelobt worden, auch von sämtlichen Oppositionsparteien.

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