Westliche Moderne: Cool bleiben

vor 2 Tage 3

Warum der Westen besser ist als sein Ruf.

 Als Sammelbegriff war der Westen schon immer fragwürdig, vielleicht aber nie so irreführend wie heute.
Als Sammelbegriff war der Westen schon immer fragwürdig, vielleicht aber nie so irreführend wie heute. © imago images

Ja, es steht schlecht um ihn. Mal wieder. Der Westen taumelt, sein Stern sinkt, gewohnt dramatisch, gewohnt endgültig. Diese Tonlage stimmte auch Thomas Assheuer vergangene Woche in der ZEIT an. Sein Essay "Was macht den Westen aus?" ist voller dunkler Vorahnungen dessen, was noch kommen mag. Gut möglich, so Assheuer, dass es Demokratie, Menschenrechte, all das, wofür der Westen bislang stand, bald nicht mehr braucht, wenn der Weltgeist sich weiterbewegt, Richtung Osten, Richtung China. Und klar: Nichts ist okay.

Dennoch drängt sich der Eindruck auf, dass der Alarmpegel gerade etwas zu hoch eingestellt ist. Dass die Tage des Westens womöglich doch noch nicht gezählt sind. Mal ehrlich: Schon direkt nach der Französischen Revolution ging es ziemlich bergab, Terror, Krieg, ein Zeitalter der Restauration, dem ein Jahrhundert moralischer Katastrophen folgte. Eigentlich ist es ja ein Wunder, dass es den Westen überhaupt noch gibt. Der Soziologe Detlef Pollack hat in seinem gerade erschienenen Buch Große Versprechen noch einmal auf den Punkt gebracht, warum wir auch in Zukunft nicht auf den Westen verzichten können: Die westliche Moderne war nie nur ein Projekt der Unterwerfung, Expansion und Macht. Ihre Kraft liegt in der Fähigkeit zur Selbstkorrektur, in der Kunst, sich selbst infrage zu stellen. Und genau das geschieht gerade.

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