AufBruch: Theater gegen die verfluchte Plötzlichkeit

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Ein Gefangenentheater führt "Titus Andronicus" in der JVA Tegel auf. Über ein Rad aus Gewalt und Rache, das es zu stoppen gilt, und die Sparpläne der Berliner Justiz.

8. Juni 2025, 20:04 Uhr

Gefängnistheater Aufbruch Freiluftgefangenentheater in der JVA Tegel Shakespeare Dürrenmatt Müller 67379
Eine der finalen Szenen aus dem blutigen "Titus Andronicus": Der Römerin Lavinia (vorn) wurde kurz zuvor die Zunge herausgeschnitten, verkörpert wird sie von dem Häftling Robin. © Thomas Aurin

Den Blick bohrend, den Arm erhoben, rezitiert der Straftäter im Glitzerrock Shakespeares Titus Andronicus im Innenhof der Justizvollzugsanstalt Berlin-Tegel: "Die Welt wird unser sein, wir glaubten daran. Doch eines Tags in einem freudlosen Land. Da reichten wir zum letzten Mal uns die Hand." Das Publikum zuckt zusammen, wenn er in der Rolle eines rachsüchtigen römischen Kaisers Todesurteile ausspricht, und lacht sich kaputt, wenn er sich mit verzerrtem Gesicht auf sein unsichtbares Pferd schwingt, um gegen die barbarischen Goten in den Krieg zu ziehen. Zwei Stunden später, nach einer Aufführung, in der er fast in jeder Szene Text hat, einer Hochzeit mit der Gotenkönigin, gespielt von Knastkollege Normann, und dem eigenen Tod durch Dolchstoß, bekommt H. Peter Maier C.d.F., der nur so genannt werden möchte, für diese Leistung Standing Ovations.

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