Wero-App gestartet, Postbank neu dabei

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Seit dem 25. November können auch Kunden der Postbank per Handynummer oder E-Mail-Adresse Geld über den europäischen Smartphone-Bezahldienst Wero senden und empfangen. Damit hat sich die Postbank dem in Deutschland bisher auf Sparkassen und Genossenschaftsbanken beschränkten System angeschlossen, drei Monate später als ursprünglich geplant. Sie bringt etwa zwölf Millionen potenzielle Nutzer mit.

Zeitgleich mit der Postbank hat die European Payments Initiative (EPI), die im Auftrag der teilnehmenden Banken die Wero-Plattform entwickelt, ihre eigenständige App freigeschaltet. Deren Nutzung ist für Kunden der Postbank zunächst obligatorisch, wenn sie an Wero teilnehmen wollen. Zwar soll Wero auch als Funktion in die Banking-App der Postbank kommen, ähnlich wie es Sparkassen und Genossenschaftsbanken praktizieren. Den genauen Zeitpunkt lässt die Konzernmutter Deutsche Bank jedoch offen.

Umgekehrt gilt, dass Kunden von Sparkassen und Genossenschaftsbanken die Wero-App vorerst noch nicht nutzen können. Dies ist nach Aussage des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes sowie der bei den Genossenschaftsbanken federführenden DZ Bank zwar geplant, ein genaues Datum nannten beide bei einer Präsentation vor Pressevertretern am Donnerstag in Frankfurt jedoch nicht.

Die eigenständige Wero-App lehnt sich bei ihrem Aufbau erkennbar an bestehende Bezahlapps anderer europäischer Länder wie Twint (Schweiz) oder Mobile Pay (Dänemark) an, zeigt durch ihr etwas verspieltes optisches Design aber eine sichtbare Eigenständigkeit. Neben Kunden der deutschen Postbank können zunächst nur solche der französischen Banque Postale die App nutzen. Kunden von Sparkassen und Volksbanken sowie der übrigen in Frankreich und Belgien angeschlossenen Institute schickt Wero bei der Registrierung per Deeplink in die jeweiligen Banking-Apps. Perspektivisch soll man jedoch auch mehrere Bankverbindungen hinterlegen können, sodass Wero auch faktisch zu dem Wallet würde, das es in den Augen seiner Schöpfer sein soll.

Die Bedienoberfläche der Wero-App ist funktional gehalten, ähnlich wie bei verglechbaren Diensten anderswo in Europa.

(Bild: European Payments Initiative)

Die Registrierung verlief bei einem ersten unter iOS 18 und Android 14 weitgehend problemlos. Dazu leitete Wero uns auf die Postbank-Loginseite, anschließend mussten wir die App einmalig per BestSign in der Postbank-App freischalten. Danach konnten wir Geld senden und empfangen, die Authentifizierung übernahm die Wero-App. Auch das Anfordern von Geld von anderen Nutzern war möglich, ebenso der Transfer mithilfe eines selbst erzeugten QR-Codes. Probleme hatten wir allerdings noch, als wir statt FaceID den Geräte-PIN nutzen wollten. Danach konnten wir vorübergehend kein Geld mehr schicken oder erhalten; erst nach einigen Stunden funktionierte es mit FaceID wieder. Laut EPI arbeite man bereits daran, diesen Bug zu beseitigen.

Genau wie Wero in den Banking-Apps nutzt auch die App die SEPA-Echtzeitüberweisung vom Girokonto, bei der das Geld in maximal zehn Sekunden vom Sender zum Empfänger gelangen muss. Pro eingehender oder ausgehender Transaktion wird dasselbe Entgelt fällig wie bei einer Standard-Überweisung. Enthält das Kontomodell eines Kunden also unbegrenzt viele kostenlose Überweisungen, fallen für diese keine zusätzlichen Kosten an. Ist die einzelne Transaktion beispielsweise mit 35 Cent bepreist, kostet auch eine aus- oder eingehende Wero-Zahlung 35 Cent. Die sonst von der Postbank geforderten 50 Cent pro Echtzeitüberweisung entfallen, wenn man Wero nutzt. Ähnlich halten es auch die Sparkassen und Genossenschaftsbanken.

Manche Elemente sind etwas verspielt - die Bestätigung, dass das Geld versendet ist, gibt es auch mit einem Zug, einem Herz und anderen Animationen.

(Bild: European Payments Initiative)

Das Sicherheitsniveau ist ebenfalls vergleichbar mit dem einer SEPA-Echtzeitüberweisung. Die Wero-App vermittelt anhand der Handynummern oder E-Mail-Adressen im Hintergrund die Kontodaten der beiden beteiligten Parteien. Die eigentliche Überweisung wickeln die Banken dann untereinander ab. Im Modus Privatperson an Privatperson (P2P), der derzeit als einzige Option bereitsteht, sind Überweisungen damit endgültig und nicht rückholbar – Nutzer von "Freunde und Familie" bei PayPal kennen diese Regel bereits. Ein Kunden- und Käuferschutz ist erst vorgesehen, wenn auch Zahlungen im Onlinehandel möglich werden.

Auch in Sachen Datenschutz greifen dieselben Regeln wie bei Banküberweisungen. Banken dürfen Umsatzdaten nur mit Zustimmung auswerten und nicht an Dritte weitergeben. Die Transaktionen verarbeiten die teilnehmenden Banken nach eigenen Angaben ausschließlich auf europäischen Servern.

In der Wero-App kann man zudem – genau wie in der App der Sparkassen – seinen Namen bei Zahlungen per Handynummer oder Mailadresse teilanonymisieren. Bei Zahlungen per QR-Code wird generell kein vollständiger Name übermittelt. Das ist zum Beispiel auf Flohmärkten praktisch, wenn man mit unbekannten Menschen handelt. In der Banking-App der Genossenschaftsbanken ist derzeit die Teilanonymisierung fest eingestellt. Übermittelt wird aber bei privaten Transaktionen in Deutschland die IBAN des Senders. Das entspricht den Gepflogenheiten bei normalen Überweisungen und unterscheidet sich beispielsweise von Frankreich, wo dies nicht der Fall ist.

Auf Wunsch lässt sich der Nachname beim Geldversand ausblenden (Klick auf "Konten" und die drei Punkte oben). Die IBAN geht allerdings immer mit.

(Bild: Bild: European Payments Initiative)

Aktuell können sich Nutzer über Wero weiterhin nur Geld im privaten Rahmen senden. Mitte 2025 soll das Bezahlverfahren dann für Onlinehändler sowie als "P2Pro" auch für Selbständige wie Fitnesstrainer oder Musiklehrer verfügbar sein. Für den Onlinehandel läuft derzeit ein erstes Pilotprojekt an. Mitte 2026 wollen EPI und die beteiligten Banken Wero dann auch an Ladenkassen bringen. Geplant sind außerdem weitere Funktionen für die Nutzung im Handel, etwa Zahlungsaufschübe oder Ratenzahlungen. Ebenso soll die Wero-App zu einem Träger der europäischen ID-Wallet werden.

Auf der Veranstaltung in Frankfurt sagten die Bankenvertreter erneut, dass diese beiden Ausbaustufen das Hauptmotiv hinter Wero bilden. Dieses solle ein Gegengewicht zu den US-amerikanischen Zahlarten bilden, die in zahlreichen europäischen Ländern den nationalen Zahlungsverkehr im Handel dominieren und deren Systeme bei Zahlungen im Ausland sogar nahezu konkurrenzlos seien. Zudem wolle man Händlern ein nicht nur länderübergreifendes, sondern auch günstigeres Bezahlverfahren bereitstellen. Anders als private Nutzer müssen gewerblichen Nutzer für den Empfang von Geld Gebühren zahlen, diese sollen nach Aussage der beteiligten Banken aber unter dem Niveau von Debitkarten liegen.

Dass dieser Plan aufgeht und Wero zu einer Konkurrenz für die etablierten Zahlverfahren wird, ist jedoch keineswegs sicher. So führen auch die großen Kreditkartenfirmen mit „Click to Pay“ ein Wallet ein. Speziell in Deutschland ist PayPal zudem im Onlinehandel und bei P2P-Zahlungen Marktführer und bei Kunden beliebt.

Auch die Zahl der angeschlossenen Banken soll sich weiter erhöhen. So plant die ING derzeit, ihre deutschen Kunden in der ersten Jahreshälfte 2025 an Wero anzubinden. Kunden der Deutschen Bank sollen Mitte 2025 folgen. In Belgien sollen im Lauf von 2025 alle noch verbliebenen Mitgliedsbanken einsteigen, die Niederlande und Luxemburg folgen 2026. Insbesondere die Niederlande wollen ihr nationales Onlinebezahlverfahren iDEAL, das dort etwa 80 Prozent Marktanteil besitzt, zunächst sicher in Wero integrieren.

Die bei der Presseveranstaltung in Frankfurt anwesenden Sparkassen- und Bankenvertreter nannten außerdem erstmals konkrete Nutzerzahlen. Die Sparkassen verzeichnen demnach laut Joachim Schmalzl vom Deutschen Sparkassen- und Giroverband 280.000 registrierte Wero-Nutzer; sie lägen damit "im Plan". Die Genossenschaftsbanken verzeichnen Thomas Ullrich vom Zentralinstitut DZ Bank zufolge etwa 300.000 Registrierungen. Europaweit sollen 14 Millionen Wero-Nutzer registriert sein, von denen der Löwenanteil aus Frankreich stammt. Dort sind seit Ende September zahlreiche Banken an Wero angebunden worden, die ihr mobiles Bezahlverfahren Paylib mitgebracht haben. Insgesamt habe man europaweit seit dem Marktstart von Wero bisher acht Millionen Transaktionen gezählt.

Bei der Bekanntgabe der Zahlen unterstrichen EPI wie auch die beteiligten Banken am Donnerstag erneut, dass sie die ersten Monate als Anlaufphase betrachten würden. Bevor das System skaliere, sollten sich die ersten Banken angeschlossen haben. So wolle man vermeiden, dass es bei der „komplexen Kontenintegration“ zu größeren Ausfällen kommt und könne auch Verzögerungen beispielsweise durch technische Probleme (wie sie für den verschobenen Start der Wero-App und der Postbank kolportiert werden) besser verkraften.

Update 22.11.2024, 11:14 Uhr

Zahl der registrierten Sparkassen-Kunden von 82.000 auf 280.000 korrigiert.

Update 25.11.2024, 18:05 Uhr

Erfahrungen und Schwierigkeiten beim Hands-on der Redaktion eingefügt und Gebührenmodell (keine zusätzlichen Kosten für SEPA-Echtzeitüberweisung) klargestellt.

(mon)

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