Wer dieser Tage im Kühlregal nach Käse der Marke Milram greift, bekommt nicht nur eine Portion Aufschnitt für den Frühstückstisch, sondern auch quietschbunt illustrierte Motive von Menschen beim Essen: eine Frau mit roten Haaren schmachtet einen gelockten Jüngling über einen Rahmkäse hinweg an, drei Menschen lachen, während sie eine Stulle verdrücken, eine Frauenrunde unterhält sich in dem Armen liegend am Frühstück.
Lieber Plutonium essen
Die Motive stammen von drei jungen Künstlerinnen und Künstlern aus Berlin, Hamburg und Köln und werden von Milram als „limitierte Käse Design Edition“ bis Oktober auf den Etiketten der Käsesorten vertrieben. Ein „Statement für unseren Markenwert Gemeinschaft“ titelt Milram über die Aktion auf seiner Website und fordert auf, zu testen, welcher „Käse-Typ“ man sei.

Einigen rechtsdrehenden Internetpersönlichkeiten sind die neuen Käse-Cover allerdings ein Dorn im Aufschnitt, denn auf allen Bildern sind Menschen verschiedener Ethnien zu sehen; auf keinem der zwölf Bilder sind alle Menschen weiß. Unter Hashtags wie #milramboykott und #gowokegobroke sammeln sich auf der Plattform X dauerempörte Stimmen.
Die niedersächsische AfD-Landtagsabgeordnete Vanessa Behrendt etwa kommentiert: „Nö danke, Milram. Ich kaufe euren Käse gerne wieder, sobald ihr wieder klar kommt.“ Der rechte Publizist Markus Krall erstellt eine Umfrage, in der 89 Prozent dafür stimmen, lieber Plutonium essen zu wollen als „Milram woker Käse“, und ein anderer Nutzer kommentiert offen rassistisch: „Wenn sie den Käse afrikanisch bewerben, sollen sie ihn auch im Urwald verkaufen.“ Milram selbst betont, das Design sei unpolitisch.
Keine genetische Bewertung
Einige ziehen sogar Parallelen zur Sydney-Sweeney-Werbung für Jeans von American Eagle. Darin hatte der Hersteller mit den „guten Genen“ der blonden Amerikanerin geworben. Milram drehe den Spieß nun um und betreibe mit seinen „woken Verpackungen“ einen „linken Kulturkampf“.
Doch geht es anders als in der Sweeney-Werbung überhaupt nicht um eine genetische Bewertung der Käse-Connaisseurs. Die bunten Bilder sagen nur: Menschen sehen unterschiedlich aus – und essen trotzdem gern gelben Brotaufschnitt.