"Welcome to the Sunday League": Jeddelohs Weg zurück in den Alltag

vor 1 Tag 1

Der Brand auf dem eigenen Stadiongelände hat für den SSV Jeddeloh II massive Einschnitte zur Folge. Zumindest die Hilfsbereitschaft ist enorm, während Trainer Björn Lindemann versucht, mit Humor die Stimmung aufzulockern.

 Der SSV Jeddeloh II kann bis Jahresende nicht in der Haskamp-Arena spielen.

Umzug nach Altenoythe: Der SSV Jeddeloh II kann bis Jahresende nicht in der Haskamp-Arena spielen. IMAGO/Jens Doden

Den Humor hat Björn Lindemann nach aufreibenden Tagen nicht verloren. "Dann sollen sie einmal reinpinkeln. Dann läuft es am nächsten Tag wieder", scherzte der Trainer des SSV Jeddeloh II auf der Pressekonferenz nach der 1:3-Niederlage bei Kickers Emden bei die Frage, wie es womöglich für einige seiner Spieler gewesen sei, dass sie nach dem Brand des Anbaus der Sporthalle auf dem Gelände der Haskamp-Arena nun mit neuen Fußballschuhen auflaufen mussten. "Das haben wir früher bei der Bundeswehr auch gemacht", witzelte wiederum Emdens Stadionsprecher Gerd Krauledat.

An den neuen Fußballschuhen bei einigen Akteuren lag es nicht, dass die Jeddeloher in Ostfriesland nichts Zählbares mit ins Ammerland nehmen konnten. Vielmehr hatte Conor Gnerlich seiner Mannschaft einen Bärendienst erwiesen, indem er sich bereits nach drei Minuten für eine Tätlichkeit gegen Tobias Steffen einen Platzverweis einhandelte. Schlechter hätte der Start kaum sein können, am Ende blieb der SSV zum fünften Mal in Serie sieglos.

Wir liegen da sicherlich mindestens bei einem hohen fünfstelligen Betrag.

Geschäftsführer Gerhard Meyer zur Schadenshöhe des Brandes für die Fußball-Abteilung

Die Niederlage beim Tabellenzweiten war am Ende einer ereignisreichen Woche dennoch nur ein Nebengeräusch. Schon am Montag war klar, dass der Brand massive Folgen für den Spielbetrieb der Jeddeloher haben wird. In der Nacht zuvor kämpften 150 Feuerwehrleute gegen das Feuer. Die Gästekabine, der Heizungsraum und der Trainingsraum sind völlig zerstört. Sämtliche Trainingsutensilien, die dort gelagert wurden, sind verbrannt. "Wir liegen da sicherlich mindestens bei einem hohen fünfstelligen Betrag", schätzt Geschäftsführer Gerhard Meyer die Höhe der Schadenssumme der Fußball-Abteilung. Auch den Schaltkasten für das Flutlicht hat es erwischt. Die Brandursache soll vor Ort nun am Dienstag ermittelt werden.

"Das war ein Schock für uns", blickt Lindemann im Gespräch mit dem kicker auf den Abend des Brandes zurück. "Wir verbringen dort in der Woche ja viel Zeit. Das war eine kleine Heimat für uns. Und von heute auf morgen ist das dann einfach weg." Der Trainer muss nun erstmal auch ohne das 8.000 Euro teure Trekking-System auskommen, mit dem er die Trainingsleistungen der Spieler kontrollieren konnte. Bei Meyer glühten ab dem Montag die Drähte. Zahlreiche Telefonate führte er, um Lösungen für den weiteren Spiel- und Trainingsbetrieb zu finden.

Training in privater Sportkleidung

Trainieren können die Jeddeloher nun vorerst auf dem nur wenige Kilometer entfernten Sportplatz in Husbäke. Die Bilder vom Training vermittelten dabei in dieser Woche den Charme des klassischen Amateurfußballs, denn die Spieler mussten auf ihre private Sportbekleidung zurückgreifen. "Welcome to the Sunday League", nimmt Lindemann auch dies mit Humor. Besonders angetan hat es ihm Hugo Brandes, der in einem Schalke-Trikot von Ron Schallenberg trainiert hat. "Aber die Brinkmänner (Simon und Moritz Brinkmann, Anm. d. Red.) waren mit ihren Trikots aus der portugiesischen Liga auch sehr gut." Wichtig ist für den Trainer, dass die Folgen des Feuers in der kommenden Zeit nicht als Ausreden herhalten sollen. Lindemann: "Wir müssen da gemeinsam durch. Es hilft nichts, wenn wir nun alles schlechtreden."

Freuen kann der Verein sich über enorme Hilfsbereitschaft. Auf einem Spendenkonto sind bis zum Sonntagmittag knapp 19.000 Euro zusammengekommen. Auch Anton Stach von der TSG Hoffenheim, der in der Saison 2017/18 für den SSV gespielt hat, hat seinen Ex-Klub mit 2.500 Euro unterstützt. "Das ist eine tolle Geste von ihm", freut sich Meyer. Der von den Youtubern Wilke Zierden und Udo Tesch unterstützte SuS Steenfelde hat die Jeddeloher zudem mit 50 neuen Fußbällen bedacht.

Bis Jahresende in Altenoythe

Dass in der Haskamp-Arena vorerst keine Heimspiele absolviert werden können, stand schon zu Beginn der Woche fest. Die Partie am Mittwoch gegen Phönix Lübeck wurde daher direkt abgesagt. Der SSV hat in den vergangenen Tagen auch geprüft, ob die noch ausstehenden Partien in diesem Jahr gegen BW Lohne, Werder Bremens U 23 und Weiche Flensburg womöglich in Oldenburg ausgetragen werden können. Spiele im Marschwegstadion wären wirtschaftlich allerdings nicht rentabel. Das Hans-Prull-Stadion, in dem der Oberligist VfL Oldenburg spielt, wäre wiederum nur an einem Termin verfügbar. Daher werden die Jeddeloher vorerst bis zum Jahresende in das Stadion des Bezirksligisten SV Altenoythe (Landkreis Cloppenburg) ausweichen. Das erste Heimspiel im neuen Jahr am 22. Februar gegen den Bremer SV soll dann im Idealfall mithilfe einer Container-Lösung wieder auf dem eigenen Areal stattfinden.

Karsten Lübben

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