Erst vor kurzem ist es wieder passiert – und das, obwohl Experten wie Markus Eisenbeis, Inhaber des Kölner Auktionshauses Van Ham, vor nicht allzu langer Zeit erklärt hatten, es könnten nicht mehr viele gefälschte Bilder von Wolfgang Beltracchi in den Museen hängen – nur „vielleicht zwei, drei irgendwo“. Dieses Irgendwo befindet sich, wie man jetzt weiß, unter anderem in Japan. Das wertvollste Gemälde des Museums der Hafenstadt Kochi, das ein „Mädchen mit Schwan“ in einem wild pulsierenden Dschungel zeigt, ist kein Werk des Expressionisten Heinrich Campendonk, sondern eins von Wolfgang Beltracchi, der in vier Jahrzehnten über 200 erfundene Werke in Umlauf gebracht haben soll und 2011 in einem Prozess, der die Kunstwelt erschütterte, zu sechs Jahren Haft verurteilt worden war.
Wie die japanische Presse im März meldete, fordert die Präfektur jetzt ihr Geld von einem Kunsthändler aus Nagoya zurück. Das Museum überlege aber, das Werk aufgrund der ungewöhnlichen Geschichte weiter zu zeigen. Vor einem dreiviertel Jahr war auch ein Jean Metzinger zugeschriebenes Bild in Japan aufgetaucht, das ebenfalls von Beltracchi war. Das „Mädchen mit Schwan“ war 1995 bei Christie‘s versteigert und ein Jahr später nach Kochi weiterverkauft worden. Dort fiel voriges Jahr jemandem ein, dass es mit Campendonk einmal Probleme gegeben hatte – das „Rote Bild mit Pferden“ war 2006 in einer Auktion des Kölner Kunsthauses Lempertz für 2,9 Millionen Euro versteigert worden. Später fand man in dem Gemälde ein Titanweiß, das es zu Campendonks Zeit noch nicht gab. So geriet der Fall Beltracchi ins Rollen, der 2010 zu den Ermittlungen und schließlich zu seiner Verhaftung führte.
Hat sich seitdem etwas geändert? Die Fälscher sind nicht verschwunden. Vor kurzem fand in Italien ein „Maxi-Sequestro“ statt, eine Spezialoperation der Kulturgutschutz-Abteilung der italienischen Carabinieri und internationaler Ermittler. Dabei wurden 2000 gefälschte Kunstwerke, darunter etliche Banksys, Warhols und Picassos sichergestellt und 38 Verdächtige angeklagt. Die Ermittler waren unter anderem stutzig geworden, weil Werke von berühmten Künstlern für Preise von nur 400 Euro bei Auktionen in den Handel gekommen waren. Die Spuren führten zu einem Netzwerk von Fälschern, Malerwerkstätten und Auktionatoren, die mit ihnen zusammenarbeiteten. Vor den Auktionen hatte der Fälscherring Banksy-Ausstellungen in italienischen Provinzstädten organisiert, um für eine gute Provenienzgeschichte zu sorgen.
Was macht ein Original aus?
Die konnte Beltracchi besser erfinden als die Italiener. Was tut er 15 Jahre nach dem Prozess?
Man findet ihn leicht. Von außen sieht das Gebäude, in dem er lebt, wie ein altes Schweizer Herrenhaus aus, vier Bogenfenster, Dachgauben. Wenn man es betritt, stellt man fest, dass sich hinter den Fenstern keine normalen Zimmer befinden, sondern ein einziger offener Raum, denn früher war das hier einmal ein Gemeindesaal, eingerichtet in einer Mischung aus fast psychedelisch wirkendem Jugendstil und Art Déco. Jetzt ist er das Atelier von Wolfgang Beltracchi – genauer gesagt, eines seiner Ateliers. Beltracchi sitzt an einem großen Holztisch, zusammen mit seiner Frau Helene. Auf dem Tisch liegt das Buch „Die Wiederkehr des Salvator Mundi“. Den Titel verdankt es einem Gemälde, das, als es 2017 beim Auktionshaus Christie’s für die Rekordsumme von 450 Millionen Dollar an die Kulturbehörde von Abu Dhabi verkauft wurde, Leonardo da Vinci zugeschrieben worden war. Heute geht man davon aus, dass das um 1500 entstandene Werk, das Christus mit segnender Hand zeigt, lediglich die Arbeit eines Schülers ist.
Beltracchi hat etliche Versionen des „Salvator Mundi“ gemalt, wie ihn Warhol, Dalí oder Van Gogh gemalt hätten. Es geht bei dem Projekt natürlich auch um die Frage, was ein Original ausmacht. Was ein sehr schönes Renaissancebild wert ist, wenn es nicht von Leonardo ist. Könnte man es nicht ebenso spannend finden, dass es einen unbekannten Maler gegeben haben muss, der außerordentlich malen konnte – und dass man nichts über ihn (oder sie) weiß? 2021 lernte Beltracchi einen Deutsch-Chinesen kennen, der ihm half, seine Salvatoren-im-Stil-von als fälschungssichere NFTs aufzubereiten und zu verkaufen, mit großem Erfolg. Natürlich hat Beltracchi den Salvator Mundi auch so gemalt, wie er denkt, dass Leonardo ihn gemalt hätte. „Ist das nicht sehr schwierig?“ – „Nee. Gar nicht“, sagt Beltracchi da im dem ihm eigenen, rheinisch gut gelaunten Tonfall. „Leonardo ist überhaupt kein Problem“.

Nichts ist ein Problem für Beltracchi. Er sieht noch genauso aus wie auf den Bildern aus dem Kölner Gerichtssaal, das Haar ist nicht kürzer, das Selbstbewusstsein nicht kleiner geworden. Beltracchi hat viele Ausstellungen, das Geschäft läuft fast besser als zu den Zeiten, als niemand von seinem Geschäft wissen durfte und die Kunstwelt glaubte, dass es möglich sei, Jahrzehnte nach dem Tod von Max Ernst noch unentdeckte Meisterwerke zu finden, die unbekannt in einer Privatsammlung schlummerten, von der nie jemand etwas gehört hatte.
Viele Schweizer Sammler leisten sich einen Beltracchi
Über Jahrzehnte hatte Beltracchi gefälschte Werke von Max Ernst, Campendonk, Léger und anderen in den Kunstmarkt geschleust, die angeblich aus der Sammlung von Helene Beltracchis Großvater Werner Jägers stammten, aber allesamt Fälschungen – besser: „Erfindungen im Stile von“ waren: Denn wo andere Betrüger versuchen, ein gefälschtes Meisterwerk der Moderne an Laien loszuwerden und hoffen, dass die Experten keinen Wind davon bekommen, gingen die Beltracchis mit einer aberwitzigen Chuzpe direkt ins Zentrum des Systems. Sie lasen die Bücher von Experten wie Werner Spies aufmerksam, gingen dann zu ihm und verkauften ihm ein Bild, das die Thesen aus seinem Buch bestätigte. Den Rest erledigten dann die restlos überzeugten Experten in ihrem Sinn. Es habe in „ihnen auch einen Teil gegeben, der die Entlarvung herbeisehnte, damit die Welt endlich um die Genialität eines Wolfgang Beltracchi wüsste“, sagte Helene Beltracchi einmal dem „Spiegel“.
Jetzt haben sie beides, Ruhm und Geld. Gerade viele Schweizer Sammler leisten sich einen Beltracchi, allein weil die Geschichte dazu so gut zu erzählen ist. Beltracchi hat sich verlegt auf das Spiel mit Bildidentitäten und retrovisionäre Weiterentwicklungen der Kunstgeschichte. Im Atelier stehen gefaltete Leinwände, auf denen die gemalten futuristischen Reiter noch schneller aussehen, ein Hyperfuturismus, auf den die Maler damals nicht gekommen waren. Aber er.

Um zu Beltracchi zu kommen, fährt man am Vierwaldstätter See entlang, vorbei an alten Häusern, deren Dächer sich wegzuducken scheinen unter den grauen Wolken, die an diesem Frühlingstag über den Hügeln hängen. Dann taucht auf der linken Seite ein sehr hässlicher Neubau auf, eine Filiale des Auktionshauses Sotheby’s. Der ehemalige Fälscher und seine Opfer residieren nicht weit voneinander entfernt am gleichen See. Sotheby’s brachte unter anderem einen von Beltracchi stammenden Auguste Herbin, die „Femme et enfants“, in den Markt.
Warum wird er so gefeiert, so geliebt?
Fälscher und Auktionshäuser befinden sich in einem ständigen Krieg miteinander. Der Angst des Fälschers, aufzufliegen, steht die Angst des Auktionators gegenüber, einem Fälscher aufzusitzen. Die Prüfungsmethoden werden immer ausgefeilter, die Fälschungen aber auch. Beltracchi erzählt von dem Trockenschrank, mit dem er Bildern ihre Patina gab, von dem „Sauna-Thermostat mit Fühler und Zeitschaltuhr“, der die Überhitzung verhindern sollte, was auch nicht immer klappte. Bei einem Lhote gab es zu viel Craquelé in der Oberfläche, der Keilrahmen war verkohlt. Beltracchi hätte seine Fälschung restaurieren können, aber es sei einfacher gewesen, den verkokelten Lhote wegzuschmeißen und nach dem Frühstück einen neuen zu malen.
Sein krimineller Perfektionismus hat eine Verwüstungsspur durch die Kunstwelt gezogen. Man kann keinen Campendonk anschauen, ohne an Beltracchi zu denken, keinen Max Ernst, ohne sich daran zu erinnern, wie es damals von Expertenseite hieß, es sei einer der besten Ernsts aufgetaucht, die der je malte. Und dann war es ein Beltracchi. Trotzdem nannte der „Spiegel“ ihn liebevoll einen „Filou“, die Reporterin Gisela Friedrichsen betonte, dass er ja keine „einfachen Leute um ihr Erspartes gebracht“ habe. Und mit Sammlern und provisionsgierigen Experten hat die Welt kein Mitleid.
Viele Auktionatoren und Händler verstehen nicht, warum jemand, der so viel Schaden angerichtet, Experten blamiert, Käufer verunsichert hat, so gefeiert, ja geliebt wird, dass Filme ihn als Renegaten feiern, der die Gier eines korrupten und fahrlässigen Kunstsystems sichtbar werden ließ. Dass eine ganze intellektuelle Welt seine Nähe sucht, Philosophen wie Peter Sloterdijk ihn schätzen, Verleger wie Alexander Fest seine Bücher drucken. Fest veröffentlichte Beltracchis Autobiographie und die Briefe, die das Paar sich in Haft schrieb und die Martin Walser bei Erscheinen als literarisches Dokument einer großen Liebe anpries.

Am Fall Beltracchi lernt man etwas über die Macht der guten Geschichte. Die Geschichte des Mannes, der nur noch 7,60 Euro in der Tasche hat, als er am 27. Oktober 2011 das Kölner Landgericht Richtung Knast verlässt, ohne Wohnung, aber mit 20 Millionen Euro Schulden – und wie er sie begleicht, zehn Jahre später sein Haus in Frankreich zurückhat und zwei Ateliers in der Schweiz, ist selbst wieder eine filmreife Geschichte. In seiner Gefängniszeit hat er eine Biographie geschrieben, die damit beginnt, wie er, der damals noch Wolfgang Fischer hieß, überall rausfliegt, aus der Schule, von zuhause (hier findet sich eine berührende Passage, die Schilderung der schlafenden Mutter des Künstlers, deren ergrauendes Haar in Nahaufnahme beschrieben wird) und dann erste Erfolge mit der eigenen Kunst hat – drei seiner Bilder werden im Münchner Haus der Kunst ausgestellt. Dann Betrug im großen Stil: Beltracchi malt Macke und Campendonk neue Werke ins Oeuvre hinein. Geld machen erst mal andere damit: Eine expressionistische „rote Kuh“, die er für 5000 Mark an seinen Unterhändler Heinz abgegeben hatte, landet 2006 beim Evening Sale bei Christie’s für einen Schätzpreis von 650.000 Dollar.
Er malt weiter, das Problem bleibt
Bei der gleichen Auktion trennt sich eines von Beltracchis prominenten Fast-Opfern, der Schauspieler Steve Martin, gerade von der falschen „Landschaft mit Pferden“. Einen Dufy, den Beltracchis Komplize Otto für eine Million Franc in Paris verkauft hatte, bot man kurz darauf für zehn Millionen an. Ein solcher Markt ist über Zweifel aus naheliegenden Gründen nicht erfreut, denn an positiven Zuschreibungen verdienen am Ende alle, an Abschreibungen und Zweifeln nicht. Das spielte den Fälschern in die Hände.
Das seltsamste an der Beltracchi-Geschichte ist vielleicht, dass sie keine grundlegenderen Folgen in dem System hatte, dessen Schwachstellen durch sie sichtbar wurden. Schon während des Prozesses benahmen sich die Hauptakteure aus dem Kunsthandel wie die berühmten drei Affen. Blondeau, der zahlreiche falsche Max Ernst und einen falschen Campendonk in den Markt brachte, zeigte kein Interesse, sein System offenzulegen: Kein Wort zu den Deals im Freilager, den Zahlungen von Schweizer auf andorranische Konten und dazu, wie er für die angeblichen Ernst-Werke „La Horde“ und „La Mer“ Beltracchi zusammen 1,87 Millionen Euro zahlte und dann „La Mer“ für 800.000 Euro an die Triton Foundation und „La Horde“ an die Sammlung Würth loswurde – für 4,3 Millionen Euro. Obwohl Beltracchis Komplize Schulte-Kellinghaus Blondeau binnen weniger Wochen zwei völlig unterschiedliche Geschichten zur Herkunft eines Werks serviert hatte: einmal war es die Sammlung Jägers, einmal die Sammlung seines Großvaters Wilhelm Knops. Warum wurde Blondeau nicht hellhörig?

Die Staatsanwältin erklärte damals beim Prozess gegen Beltracchi, es wirke „strafmildernd, dass der Kunstmarkt es den Tätern so leicht gemacht“ habe. Dass niemand darauf kam, dass der 1912 geborene Werner Jägers, der angeblich bereits Ende der 1920er Jahre zahlreiche Gemälde beim Kunsthändler Alfred Flechtheim gekauft haben sollte, das dann ja mit siebzehn getan haben müsste, wie Richter Wilhelm Kremer beim Prozess süffisant nachrechnete – und dann betonte, eine „ernsthafte Prüfung seitens der Geschädigten“ habe „nicht stattgefunden“. Das musste von Auktionatoren wie Henrik Hanstein energisch bestritten werden, denn bei grober Fahrlässigkeit entfällt der Haftungsausschluss. Sein Haus, Lempertz, hatte vor der Versteigerung des Campendonk-Gemäldes keine Expertise der Autorin des Campendonk-Werkverzeichnisses eingeholt und offenbar nicht präzise genug recherchiert, was hinter der ominösen „Sammlung Jägers“ steckt. Dass das Auktionshaus bereits 1995 ein Gemälde aus der „Sammlung Jägers“ ablehnen musste, nachdem es als Fälschung identifiziert worden war, wusste dort anscheinend keiner mehr.
Das Problem gefälschter Meisterwerke und einer strukturell schlampigen Provenienzforschung war man aber mit Beltracchis Verhaftung nicht los. 2013 wurde eine Bande zerschlagen, die mehr als 400 Gemälde im Stil der russischen Avantgarde gefälscht und für viele Millionen Euro verkauft hatte, dann musste eine der ältesten und renommiertesten Galerien der Welt dichtmachen. Sie hatte seit 1993 Arbeiten von Motherwell, Pollock und anderen Nachkriegsmodernisten in den Markt gebracht – über die als Kunsthändlerin bis dahin kaum bekannte Mexikanerin Glafira Rosales. Knoedler, die Rosales vierzig Werke abkaufte, konnte den Einsatz von 20,7 Millionen Dollar auf 63,7 Millionen verdreifachen. Problem: Alle Bilder waren vom chinesischen Straßenmaler Pei-Shen Qian angefertigt worden. Das war Knoedlers Ende.
Die Säle sind voll, wenn er auftritt
Im chinesischen Guangzhou flog vor kurzem ein Fall auf, bei dem der Chefbibliothekar der dortigen Kunstakademie mehr als 140 Gemälde aus einer Galerie der Universität gestohlen und durch selbst gemalte Kopien ersetzt hatte. 125 Originale, darunter „Stein und Vögel“ des Kalligraphen Zhu Da aus dem 17. Jahrhundert, habe er auf Auktionen für gut 5,5 Millionen Euro verkauft. Er musste dann aber feststellen, dass kurioserweise seine Kopien ebenfalls bald gestohlen und „durch weitaus schlechtere Kopien“ ersetzt worden waren.
Zu welchen Tricks Fälscher und ihre Komplizen greifen, um ihren Werken eine beeindruckende Provenienz zu geben, zeigt der jüngste Fall des Technologieunternehmens CO2Bit Technologies, das im vergangenen Jahr einen Veranstaltungsraum des Centre Pompidou mietete, um dort ohne Wissen des Museums ein Gemälde mit dem Titel „Suprematismus“ zu zeigen, das angeblich von Kasimir Malewitsch stammt – und hinterher als Provenienz eine „Ausstellung im Centre Pompidou“ anzugeben.

Was tun? Entweder investieren die Händler in eine genauere Prüfung, was bedeutet, dass man höhere Kosten hat und im Zweifel weniger in die Auktion bringen kann. Oder aber man findet sich damit ab, dass es mit der Kunst so ähnlich ist wie mit Austern: Meistens großartig, wenn eine schlechte dabei ist, sehr unschön.
Später, in Luzern, erzählt Beltracchi von seinem Romanprojekt. Von seinem Filmprojekt. Davon, dass es nicht einfach gewesen sei, als Deutscher mit Gefängnisvergangenheit in der Schweiz Fuß zu fassen, jetzt aber die Säle voll sind, wenn er auftritt, und die Auftragsbücher auch. Eine bekannte deutsche Familie lässt sich einen ganzen Historienzyklus von ihm malen. Er erzählt, wie man eine Fälschung erkennt – daran, dass der schnell malende Künstler Spritzer erzeugt, die von Zeit und Bewegung zeugen, der schlechte Fälscher aber zu langsam male. Und er erzählt von einer Idee, über die er einmal in einer Zeitung sprach und die klingt wie eine Kurzgeschichte von Borges: Mit elf Jahren habe er im Mauritshuis in Den Haag vor einem Bild von Hendrick Avercamp gestanden, eine Winterlandschaft: „Auf einmal wurde mir kalt, ich habe den Rauch der Kaminfeuer gerochen, die Krähen und Hunde und Schlittschuhe auf dem Eis gehört. Immer mehr hat mich das so reingezogen. Und ich wusste, wenn ich jetzt dieses Bild anfasse, dann bin ich wahrscheinlich weg.“ Es wäre die Vollendung des Gesamtkunstwerks: Der Maler verschwindet für immer in der gemalten Welt.
Noch ist Beltracchi aber in der Gegenwart. Zu seinen Kindern hat er ein enges Verhältnis. Die Tochter, die bei seiner Verhaftung gerade mit der Schule fertig war, ist selbst Malerin geworden, im Atelier steht ein schönes, wild surreales Bild, das sie gemalt hat. Sie machen zusammen Ausstellungen, ihre Preise beginnen bei 25.000 Euro, er fängt ab dem zehnfachen an. Und wo gibt es noch Beltracchis aus der Phase vor 2010? „Das ist lange her“, sagt er entspannt. „Ich sehe ab und zu mal ein Bild von mir, auch im Museum.“ Er werde sich aber dazu nicht äußern und keine Bilder outen. „Wieso auch? Die Bilder sind ja echt.“