Waldschmidt auf dem Weg zu alter Form: "Ich habe Spaß"

vor 2 Tage 1

Zwei Tore in zwei Spielen: Luca Waldschmidt trifft beim 1. FC Köln endlich wieder das Tor. Doch der 28-Jährige ist nicht nur als Vollstrecker wichtig.

0-Sieg des 1. FC Köln gegen den SSV Ulm.

Luca Waldschmidt bejubelt seinen Führungstreffer beim 2:0-Sieg des 1. FC Köln gegen den SSV Ulm. IMAGO/Laci Perenyi

Ein leichter Ballkontakt mit dem linken Fuß, Kopf hoch, Abschluss mit der nächsten Berührung, aus zirka 20 Metern über Ulms Torhüter Niclas Thiede hinweg ins Tor: 2:0 für den 1. FC Köln durch Luca Waldschmidt. Ein Treffer, den man als 100 Prozent Waldschmidt bezeichnen könnte. Schnell, schnörkellos, aber mit Gefühl und Präzision. "Es ist nicht so, dass er den zum ersten Mal so setzt", verrät Mitspieler Timo Hübers anschließend, "im Training zimmert Luca die auch so rein. Ich freue mich super für ihn."

Waldschmidts Treffer zum 2:0-Endstand war der dritte Saisontreffer und definitiv kein Zufall. "Den wollte ich dahin haben", betonte auch der Schütze selbst, in Köln und anderswo ist seine Kunstfertigkeit bekannt und bei Gegenspielern gefürchtet - allerdings war davon eine Zeit lang ziemlich wenig zu sehen. 22 Partien machte der 28-Jährige da, stand aber nur 14 Mal in der Startelf, kam auf drei Tore, eine Vorlage und eine schlechte kicker-Durchschnittsnote von 4,25.

Struber arbeitet intensiv mit Waldschmidt

Nicht wenige Skeptiker hatte der vergangene Saison vom VfL Wolfsburg ausgeliehene Offensivspieler daher. Es gab Zweifel, ob der einstige Nationalspieler, dem einst bei Benfica Lissabon eine Ausstiegsklausel von 88 Millionen Euro in den Vertrag geschrieben wurde, wieder an seine einstige Form anknüpfen kann. Dass der FC rund 1,5 Millionen Euro Ablöse an Wolfsburg überwies und Waldschmidt fest verpflichtete, schien angesichts der Transfersperre verständlich - aber auch mehr aus der Not heraus geboren als aus Überzeugung.

Nun arbeitet Waldschmidt an der Rückkehr zu alter Form. "Ich habe Spaß beim Fußballspielen, das ist für mich immer sehr wichtig", sagt der Linksfüßer, der auf den ersten Blick nicht wirklich in das Spielsystem von Trainer Gerhard Struber passt. Da sind Pressingmaschinen wie Tim Lemperle gefragt, Künstler wie Waldschmidt scheinen nicht zu passen. Was ein Trugschluss sein könnte. Denn Waldschmidt fand in Struber einen Coach, der ihn nicht abstempelt, sondern integriert und intensiv mit ihm arbeitet. "Luca hat einmal mehr unter Beweis gestellt, wie wichtig er für diese Mannschaft sein kann", lobt der Österreicher und hebt heraus: "Was die Spielintensität angeht, der Job gegen den Ball: Das nimmt er richtig ernst und investiert viel. Das ist für mich besonders wichtig."

Der Künstler mit den Arbeiterqualitäten

Tatsächlich bringt Waldschmidt immer mehr Arbeiterqualitäten ein: Er arbeitet sich an den Gegenspielern ab, spult Kilometer beim Anlaufen ab und stiehlt Bälle in vorderster Reihe. Beim 2:2 in Düsseldorf, als Waldschmidt erstmals den seither kranken Dejan Ljubicic ersetzte, verpasste er die Belohnung für den Aufwand noch, nun machte er es mit jeweils einem Treffer beim 4:4 gegen Karlsruhe und nun dem 2:0 gegen Ulm besser. Fleiß auf dem Rasen als Grundlage dafür, dann vor dem Tor zaubern zu dürfen: Das funktioniert. Denn Waldschmidts Offensivgeist ist auch durch alle Disziplin schwer zu bremsen: Im Schnitt sucht er alle 15 Minuten den Torabschluss, häufiger als jeder andere Kölner.

"Wir wissen, was er in die Wiege gelegt bekommen hat mit seinem linken Fuß", sagt Struber und bremst: "Den brauchen wir nicht immer loben, das ist etwas ganz Besonderes, sein Zauberfuß." Wichtiger ist dem Coach "das, was er für die Mannschaft investiert". Was Struber allerdings ein Luxus-Problem beschert: Was, wenn auch Ljubicic nach der Länderspielpause wieder fit und eine Option ist? Eine Auswahl in der Offensive, um die Struber die meisten Kollegen in der 2. Liga beneiden würden. Denn um einen Luca Waldschmidt in Form dürfte er schwer herumkommen...

Jim Decker

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