Die ersten Tage für Luka Vuskovic in Hamburg mit Abreise zur kroatischen U 21 und nur zwei kompletten Einheiten vor dem Debüt passten ganz vortrefflich zu den Geschehnissen von München: Es ging alles ein wenig zu schnell. Und doch sind der 18-Jährige und die neuen Kollegen sicher, dass es perspektivisch mit ihm sehr viel besser geht.

Hohe Hürde: Luka Vuskovic im Duell mit Bayern-Torjäger Harry Kane. picture alliance / picture alliance
Dass Merlin Polzin der Tottenham-Leihgabe auf Anhieb und auch ohne funktionierende Abstimmung die Rolle des Abwehr-Chefs beim Rekordmeister zuwies, belegt den großen Vertrauensvorschuss in den Bruder des gesperrten Mario Vuskovic. Er deutete dabei sein Potenzial an, hatte mit 63 Prozent gewonnenen Zweikämpfen die beste Quote aller Hamburger, war aber an mindestens zwei Gegentreffern mitbeteiligt. Beim 0:4 fälschte er den Ball entscheidend ab, beim 0:5 ließ er sich am Ende einer Fehlerkette zu einfach umkurven.
"Ich bin nicht glücklich damit, wie ich es gemacht habe"
Zu seinem für einen 18-Jährigen äußerst reifen Erscheinungsbild während seiner ersten Tage in Hamburg passt die Klarheit, mit der Vuskovic sein Debüt analysierte. Er sprach von Glücksgefühlen und "Stolz, dass ich erstmals für den HSV spielen durfte", er sagte aber auch: "Es war eine große Aufgabe gegen Harry Kane, einen der besten Stürmer der Welt, doch ich bin nicht glücklich damit, wie ich es gemacht habe." Ausreden, etwa die kurze Zeit der gemeinsamen Vorbereitung, sucht der Kroate keine: "Ich bin hier, um zu helfen, und ich kenne die Jungs ja auch schon länger." Wenn auch in erster Linie durch die privaten Kontakte und Bruder Mario.
Die Verbindung durch Mario zum HSV war auch rund um die Premiere das große Thema. Vor der Partie hatten beide telefoniert, danach rief Luka ihn wieder an. Doch was kann er ihm erzählen? Die positivste Erkenntnis von München ist der Realitätssinn der HSV-Fans: Sie straften ihre Mannschaft nicht mit Liebesentzug nach der Vorführung, sie haben erkannt, dass zwischen dem Aufsteiger und dem Rekordmeister Welten liegen. "Für mich", sagt der "kleine Vuskovic", "sind sie mit die besten Fans auf der Welt. Ich liebe sie, besonders dafür, wie sie Mario unterstützen."
Auf Luka Vuskovic ruhen die Hoffnungen, dass nach dem lehrreichen Debüt von München schon gegen Heidenheim ein Lerneffekt einsetzt. An seiner Seite könnte dann erneut Daniel Elfadli verteidigen. Der Deutsch-Lybier bevorzugt die linke Position in der Dreierkette zwar nicht, hat diese in den zweiten 45 Minuten von München aber besser ausgefüllt als seine bisherigen Vorgänger Jordan Torunarigha und Aboubaka Soumahoro. Mit Elfadli, Vuskovic und Warmed Omari auf der rechten Seite, so scheint es, bringt der HSV die größtmögliche individuelle Klasse auf das Feld.
Zweifel an Vuskovic bestehen nach dem 0:5 vom Samstagabend ohnehin keine. "Luka ist vom ersten Tag an sehr präsent und ein Spieler, der uns weiterbringt", sagt Keeper Daniel Heuer Fernandes, "er bringt ganz viele Dinge mit, die wir brauchen." Und auch Nicolai Remberg unterstreicht: "Vielleicht fehlen ihm noch ein paar Abläufe, aber ich würde nie sagen, dass die Aufgabe zum Start zu schwierig für ihn war. Er wird uns richtig helfen." Polzin ist davon gleichfalls überzeugt: "Ihm fehlt die Vorbereitung mit uns beziehungsweise die Abstimmung mit den Mitspielern, aber daran werden wir weiter arbeiten."
Sebastian Wolff