Viel Aufregung vor dem Lübecker Derby: "Fan-Überfall" oder "friedlicher Support"?

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Am Sonntag endete das Stadtderby zwischen dem 1. FC Phönix Lübeck und VfB Lübeck vor einer Rekordkulisse von 2.283 Zuschauern (darunter rund 1.300 vom VfB) mit einem 1:1. Kontroverse bot aber vor allem das, was vor der Partie passierte.

Torjubel des VfB nach dem Treffer von Herdi Bukusu.

Torjubel des VfB nach dem Treffer von Herdi Bukusu. IMAGO/Claus Bergmann

Das Spiel der Lübecker Regionalligisten hielt nicht ganz das, was zuvor erwartet wurde - wenigstens in diesem Punkt war man im Nachgang sich dann auch in beiden Lagern fast einig. "Das war kein Leckerbissen von beiden Mannschaften. Ob das mit der Atmosphäre zusammenhängt, vermag ich nicht zu sagen. Von den Leistungen her war das 1:1 aus meiner Sicht das richtige Ergebnis", befand Frank Salomon.

Im Gegensatz zum Sportdirektor der Adler sah VfB-Sportvorstand Sebastian Harms die Grün-Weißen leicht vorn, auch wenn sich das im Endstand nicht widerspiegelte. "Wenn man so kurz vor Ende noch den Ausgleich fressen muss, dann ist man natürlich nicht zufrieden. Es war lange ein Spiel auf Augenhöhe, wo wir im Spielverlauf, wenn es Torchancen gab, die klareren Möglichkeiten hatten. Da muss man das zweite Ding nachlegen. Leider kriegen wir nach einem Standard das 1:1. Die Leistung der Mannschaft war aber in Ordnung, nach dem Donnerstagsspiel (dem 1:4 gegen Teutonia 05, Anm. d. Red.) war das eine gute Reaktion."

Angriffe auf Phönix-Anhänger?

Völlig unterschiedlicher Meinung war man bei den Traditionsvereinen allerdings mit Blick auf die Vorfälle vor der Begegnung -  etwa der Tatsache, dass sich rund 500 VfB-Anhänger im Sitzplatzbereich auf dem Buniamshof eingefunden hatten - und die damit verbundenen Probleme und Szenen die sich angeblich abgespielt haben.

VfB-Fanmarsch

Der VfB-Fan-Marsch vor dem Spiel. Russau

So übte Salomon reichlich Kritik, ließ sich auch zu bisher nicht bewiesenen Anschuldigungen hinreißen: "Abschließend muss man später noch einmal alle Aussagen bewerten. Es ist vor dem Spiel aber dazu gekommen, dass nach dem Fan-Marsch zum Stadion, den der VfB gestartet hat, sich Fans zur Haupttribüne Zutritt verschafft haben, die nicht für die Ultras gedacht waren. Die gehören natürlich in den vorgehaltenen Gästebereich. Leider, das tut mir am meisten leid, sind auch mehrere Phönix-Personen und -Anhänger vorher geschlagen worden, es wurden Trommeln und Fahnen entwendet. Das gehört nicht hierher, für mich ist es ein trauriges Derby gewesen für die Hansestadt."

Anders gelagert?

Der kicker fragte bei der Polizei an - und erhielt rund eineinhalb Stunden nach Beendigung des Lübecker Stadtderbys ein Statement, das anders klang: "Das Spiel verlief ruhig, es gab keine besonderen Vorkommnisse." Die Polizei kündigte noch an, im Nachgang Videos auszuwerten, zu diesem Zeitpunkt handelte es sich für die vor Ort anwesende Einsatzleitung der Polizei und den Kräften aber eher um ein normales Regionalligaspiel.

VfB-Sportvorstand Sebastian Harms sagte zu den angeblichen Vorfällen vor der Partie, die einen verspäteten Anpfiff von 45 Minuten nach sich zogen: "Es soll Themen gegeben haben, zum Beispiel bei der Einlasskontrolle, wo dann angeblich VfBer ohne Ticket auf der Sitztribüne waren. Ich kann dazu nichts sagen. Wir waren ja als Sportler, Verantwortliche und Trainer da, bekamen überraschend die Info, das sich der Beginn verzögert, waren aber froh, als dann die Aussagen kamen, dass das Spiel stattfindet und wann es angepfiffen wird. Danach richten sich ja auch Abläufe vor einem Spiel, das war für uns der wichtigste Moment. Bis dahin war aber auch klar, dass das alles wohl eher nicht so ideal gelaufen ist." In den sozialen Medien stellte der Verein von der Lohmühle schon während der Partie klar: "Wir weisen deutlich darauf hin, dass wir sicher wissen, dass entgegen anderslautender Gerüchte mindestens ein Großteil der VfB-Fans auch Tickets für den Sitzplatzbereich erworben hat."

Phönix legte am nächsten Tag in einem Statement nach, sprach von einen "beängstigenden Derby-Erlebnis für unsere treuen Unterstützer", von einem "Überfall der aktiven VfB-Szene", bei dem "Fanmaterialien entwendet und Fans von ihren Plätzen verdrängt" worden seien. Zahlreiche Anhänger des Gastgebers hätten sich von der Polizei im Stich gelassen gefühlt. Nach VfB-Angaben auf der eigenen Homepage sorgten die Fans auf der Haupttribüne "entgegen der Bedenken des 1. FC Phönix für einen friedlichen, allerdings lautstarken und ununterbrochenen Support für die Mannschaft der Grün-Weißen."

Stephan Russau

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