Soldaten foltern einen inhaftierten Palästinenser, dann versucht die ermittelnde Militärjuristin angeblich einen Suizid. Was der Fall Sde Teiman über Israel sagt.
4. November 2025, 16:57 Uhr
Joel Donchin weiß, was in Sde Teiman passiert ist. Während des Gazakriegs meldete sich der 81-jährige Anästhesist zum Reservedienst im Feldkrankenhaus in dem Militärgefängnis, das international als Israels Guantanamo berüchtigt ist. Bis zu 4.000 Palästinenser wurden auf dem zeitweilig zum Haftlager umfunktionierten Militärstützpunkt in der Negev-Wüste festgehalten. Darunter ein Mann, den Donchin während seiner Visite eines Morgens vor sich liegen sah – und dessen Fall längst zum Politskandal geworden ist.
Mitte 2024 geriet ein Video an die Öffentlichkeit, das dokumentiert, wie mehrere israelische Soldaten den Mann misshandeln. Details sind nicht zu erkennen, die Täter bilden um das Opfer eine Art Mauer, um Blicke abzuschirmen. Die Aufnahmen stammen von einer Überwachungskamera. Vergangene Woche übernahm die mittlerweile zurückgetretene oberste Militärstaatsanwältin Jifat Tomer-Jeruschalmi die Verantwortung für das Weiterleiten des Videos. Anschließend galt sie kurzzeitig als vermisst. Angehörige befürchteten einen Suizid. Aus diesem Grund, so die offizielle Erklärung des rechtsextremen Sicherheitsministers Itamar Ben-Gvir, wurde Tomer-Jeruschalmi nun selbst in Polizeigewahrsam genommen. Dabei hatte sie nur das getan, was Joel Donchin von ihr verlangt hatte: den Fall des gefolterten Mannes juristisch zu untersuchen.

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