Es läuft bei Rot-Weiß Oberhausen in der Regionalliga West. In den anstehenden Vertragsgesprächen sollen nun die Stammspieler von einem Verbleib überzeugt werden - das gilt auch für Routinier Moritz Stoppelkamp. Wie es mit Tarsis Bonga weitergeht, ist noch völlig offen.
Spielten jüngst das erste Mal zusammen: Moritz Stoppelkamp (links) und Tarsis Bonga. FUNKE Foto Services
"Dass wir zu diesem Zeitpunkt der Saison so fest unter den ersten Fünf stehen würde, hätte ich zu Saisonbeginn nicht gedacht", fasst Dennis Lichtenwimmer-Conversano, Sportleiter der Oberhausener Kleeblätter, zusammen. Und er erinnert: "Wir haben die Mannschaft der Vorsaison fast komplett ausgetauscht und sind mit relativ wenigen Zugängen aus der Regionalliga sowie der Oberliga in die Meisterschaft gegangen. Ein Platz im Mittelfeld stand uns vor Augen."
Der Mann, der wesentlich diese Entwicklung gesteuert hat, ist Sebastian Gunkel. Der 48-jährige Fußballlehrer, im Westen bis zum Sommer 2024 ein unbeschriebenes Blatt, hat sich schon Respekt erworben. Nicht nur seine Spieler loben ihn in höchsten Tönen, auch die Liga-Kollegen nicken beifällig und anerkennend. Der Norddeutsche bleibt zurückhaltend: "Wir sind angetreten, um etwas zu entwickeln. Das ist unsere einzige Aufgabe.
Unter einer solchen Fahne lässt es sich natürlich einigermaßen ungestört segeln, zumal in Oberhausen neuerdings sogar Niederlagen (von denen es aber auch erst vier in 16 Spielen gab) nicht mehr ganz so krumm genommen werden wie früher. Man steht ja im Entwicklungsmodus, scheinen sich selbst die Hardcore-Anhänger ein großes Maß an unbeschwerter Zuversicht geschworen zu haben. Team und Trainer werden von ihnen auch nach mäßigeren Ergebnissen voller Leidenschaft gefeiert - was selbst dem allzeit coolen Coach ein Lächeln ins Gesicht zaubert.
"Wundertüte" Bonga liefert
Fürs Lächeln hatte in den letzten acht Wochen vor allem Tarsis Bonga gesorgt: Der Anfang Oktober zur Emscher-Halbinsel gezogene Deutsch-Kongolese (letzter Verein: Hallescher FC) ist in Oberhausen nach vier Jahren mit Arbeitsverhältnissen bei VfL Bochum, Eintracht Braunschweig, TSV 1860 München und zuletzt HFC wieder auf Kurs gekommen: Für RWO hat er mittlerweile sechs Tore geschossen, vier vorbereitet - bei den genannten Stationen zuvor hatte er kein einziges Pflichtspieltor auf sein Konto gebracht.
Der Erfolg der "Wundertüte", als die er anfangs ob seiner Fähigkeiten zu spontanen Entscheidungen bisweilen genannt wurde, könnte allerdings darin münden, dass er am letzten Samstag gegen Düren (2:0, ein Tor Bonga) letztmals zu Hause im RWO-Dress auflief, denn: Bonga kam beim Signieren des Vertrages dem Verein finanziell entgegen und hat sich eine Ausstiegsklausel ausbedungen. "Wir wollen ihn natürlich halten", sagt der Manager und hat dem gebürtigen Neuwieder schon ein Angebot in Aussicht gestellt, aber Bonga selber sagt: "Ich habe hohe Ziele." Er dürfte damit die Bundesliga meinen, in die er mit dem VfL Bochum mal aufgestiegen war.
Bonga - Bruder des Basketball-Weltmeisters Isaac übrigens - war von RWO nachverpflichtet worden, als sich abzeichnete, dass Moritz Stoppelkamp länger als gedacht mit einer Muskelverletzung ausfallen würde. So kam es, dass die beiden erst gegen Düren erstmals gemeinsam spielten, für etwas mehr als eine halbe Stunde. Und beide waren übereinander des Lobes voll, Bonga legte "Stoppel" den Ball auf, den er über den "Umweg" Foulelfmeter zum 2:0 nutzte. Stoppelkamp: "Man merkt einfach, dass er schon höher gespielt hat. Das tut gut und ist gut für uns."
Auch Stoppelkamp soll gehalten werden
Die rundherum gute Stimmung nutzt der Sportleiter zu Vertragsgesprächen, denn der Großteil des Kaders ist nur für diese Spielzeit gebunden. Stammspieler (auch Bonga und der bald 38 Jahre ewig junge Stoppelkamp) sollen gehalten werden, und zur Verkündung diverser Abschlüsse hat Lichtenwimmer sich das passende Datum ausgesucht: "Das werden wir kurz vor Weihnachten mitteilen." Das bisherige gute Abschneiden wird nicht unbedingt zu einem neuen Saisonziel führen, denn: "Wie der Etat für 25/26 aussehen wird, wissen wir noch nicht und müssen daher auch die Mitgliederversammlung abwarten."
In der wird am 20. Januar ein neuer Aufsichtsrat gewählt, der danach einen neuen Vorstand bestellt. Den soll dann nicht mehr Hajo Sommers führen, der nach 19 Jahren endgültig aufhört, sondern das wird aller Wahrscheinlichkeit nach Marcus Uhlig tun. Der frühere Vorstandsvorsitzende von RW Essen blickt seit wenigen Wochen als "externer Berater", so der Verein, hinter die Kulissen an der Lindnerstraße. Kein Geheimnis, aber schon im Vorfeld für Diskussionen sorgend: Der "Neue" soll als Festangestellter arbeiten, also Geld kosten und damit in Oberhausen absolutes Neuland betreten.
Gustav Wentz