Van Wonderen beeindruckt nicht nur mit Namen-Kenntnissen

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Gleich in seiner ersten Trainingseinheit sprach Schalkes neuer Coach Kees van Wonderen die Spieler mit Namen an - derart gute Kenntnisse sind beim Start nicht selbstverständlich. Das war jedoch nicht das Einzige, womit der 55-Jährige zu beeindrucken wusste.

 Kees van Wonderen lernte an seinem ersten Trainingstag auf Schalke etliche neue Gesichter kennen.

Ab sofort im Mittelpunkt: Kees van Wonderen lernte an seinem ersten Trainingstag auf Schalke etliche neue Gesichter kennen. IMAGO/Team 2

Die Spieler beim richtigen Namen nennen - das war in der Vergangenheit nicht bei jedem Trainer des FC Schalke 04 im Laufe seiner Amtszeit selbstverständlich. Kees van Wonderen zeigte an seinem aller ersten Trainingstag auf Schalke, wie sehr man mit guten Namen-Kenntnissen Menschen beeindruckt.

Es fiel direkt auf, dass Schalkes neuer Coach die Spieler bei den Übungen mit ihren Namen ansprach. Klingt selbstverständlich, ist es aber nicht, jedenfalls nicht bei der ersten Einheit, an der am Montag in Gelsenkirchen mehr als 20 Profis teilnahmen. Zumal auf Schalke im Vergleich zu früheren Jahren nicht mehr allzu viele Spieler mit bekannten Gesichtern herumlaufen. Van Wonderen hat mit seinem guten Namengedächtnis gezeigt, dass er die große Aufgabe bei den Königsblauen topvorbereitet und engagiert angehen will.

Van Wonderen imponierte dem "rationalen" Klubchef

Genau mit dieser Art hat er die Trainerfindungskommission von sich überzeugt, insbesondere Matthias Tillmann, der sich selbst als "rationalen Typen" bezeichnet, "der sich nicht schnell begeistern lässt". Der Besuch im Hause van Wonderen im Zuge der Akquirierung im Verlauf der vergangenen zwei Wochen hat dem Vorstandsvorsitzenden aber imponiert.

"Als wir das erste Gespräch bei ihm zu Hause geführt haben, wollte er uns etwas auf dem Fernseher zeigen", berichtete Tillmann. "Ich dachte: Okay, ich lehne mich etwas zurück, doch dann fing Kees mit unfassbarer Energie an zu reden." Schalkes Klubboss fand das "richtig gut". Das hatte Tillmann "so noch nicht erlebt. Und das fand ich deutlich stärker als bei den anderen."

Bei den anderen? Heißt: Mit zwei Konkurrenten befand sich van Wonderen letztlich im finalen Kandidatenkreis. "Sie alle haben letztlich unsere Kriterien von A bis Z erfüllt", erzählte Ben Manga, der mit der Trainersuche beauftragt worden war.

Van Wonderen setzt sich gegen zwei Konkurrenten durch

Die Entscheidung fiel schließlich zugunsten van Wonderens aus, weil der Niederländer am meisten mit "seiner Ausstrahlung" überzeugen konnte, sagte Manga. Er und Tillmann haben in dem 55-Jährigen "den unbedingten Willen" erkannt. Van Wonderen wusste "einen Tick mehr mit seinen Emotionen zu überzeugen".

Mit dieser Art muss van Wonderen nun auch sofort die Spieler packen. Dass er als Trainer des FC Schalke 04 nicht auf Eingewöhnungszeit hoffen darf, erst recht nicht in Anbetracht der Tabellensituation, weiß der Ex-Profi, der damit aber entspannt umgeht, wie er bei seiner unterhaltsamen Vorstellungsrunde am Montag nach dem Training versicherte.

Van Wonderen suchte "eine Herausforderung"

Er war nicht erpicht darauf, nach seiner im Sommer zu Ende gegangenen Zeit beim SC Heerenveen sofort wieder einen Trainerjob zu finden. Für ihn war wichtig, dass es "eine Herausforderung" wird. Dieser stellt er sich bei den Königsblauen allemal.

Sein vom Verein vorgegebener Auftrag ist klar - und er ist derselbe wie noch zu Zeiten von Karel Geraerts: Der Trainer soll die mit vielen jungen und unerfahrenen Spielern gespickte Mannschaft in der laufenden Saison so weit entwickeln, dass sie 2025/26 um den Aufstieg mitspielen kann. Im Zuge dessen sollen Kaderwerte geschaffen werden.

Verein sah den Weg mit Geraerts gefährdet

Mit Geraerts in der Verantwortung hatte der Klub diesen Weg gefährdet gesehen. Tillmann betonte am Montag noch einmal, dass sich der Verein nicht deshalb von dem Belgier getrennt habe, weil nach sechs Spieltagen nur vier Punkte auf dem Konto gestanden hatten. Man habe vielmehr den Eindruck gehabt, dass es grundsätzlich an "klaren Ideen, Strukturen und Lösungswegen auf dem Feld" gemangelt habe, sagte der Vorstandsvorsitzende. Das 3:5 gegen den SV Darmstadt (nach 3:0-Führung) sei "das beste Beispiel" dafür gewesen.

Geraerts musste im Anschluss gehen, Jakob Fimpel übernahm für zwei Spiele (und holte vier Punkte), ehe nun van Wonderen kam. Sein Vertrag gilt erst einmal nur bis zum Sommer 2026, wobei beide Parteien - er und der Verein - betonen, dass eine langfristige Zusammenarbeit angestrebt wird. Über eine vorzeitige Vertragsverlängerung kann man noch früh genug reden.

Toni Lieto

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