Ursula Krechel gewinnt den Georg-Büchner-Preis

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Die Schriftstellerin Ursula Krechel ist Georg-Büchner-Preisträgerin 2025. Dies teilte die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt mit.

Krechel setze mit ihren Gedichten, Theaterstücken, Hörspielen, Romanen und Essays den Verheerungen der deutschen Geschichte und Verhärtungen der Gegenwart die Kraft ihrer Literatur entgegen, so die Begründung der Jury. »In ihrer Lyrik, nachlesbar in dem Auswahlband ›Die da‹ (2013), nimmt sie Redewendungen beim Wort und seziert die Versehrungen und Hoffnungen des Alltags, die Innenansichten der Klassenverhältnisse. Ihre aus umfangreichen Recherchen hervorgegangene Romantrilogie ›Shanghai fern von wo‹ (2008), ›Landgericht‹ (2012) und ›Geisterbahn‹ (2018) erweist sich als eine große Erzählung der Vertreibung und Verfolgung von Juden und Sinti und der Rückkehr in ein Deutschland, in dem das Exil in die Erfahrungen von Fremdheit und Nicht-Zugehörigkeit mündet«, so die Jury weiter.

Die Themen der Selbstbehauptung, Wiederentdeckung und Fortentwicklung weiblicher Autorschaft zögen sich als roter Faden durch Krechels gesamtes Schaffen. Ihr Werk rege »Leserinnen und Leser an, die Spuren der Vergangenheit im Alltag der Gegenwart aufzufinden und das Hier und Jetzt der deutschen Gesellschaft nicht hinzunehmen, wie es ist.«

»Chronische Spurwechslerin«

Ursula Krechel wurde am 4. Dezember 1947 in Trier geboren. Sie studierte Germanistik, Theaterwissenschaft und Kunstgeschichte an der Universität zu Köln und promovierte später mit einer Arbeit über den Theaterkritiker Herbert Ihering. Nach dem Studium war sie als Dramaturgin an den Städtischen Bühnen Dortmund aktiv und konzipierte später eigene Hörspiele. Bis heute arbeitet sie, so schreibt es die Jury des Georg-Büchner-Preises, als »chronische Spurwechslerin« in den literarischen Gattungen Lyrik, Epik und Essayistik. Die Themen Flucht, Exil, Gewalt, Feminismus seien von Anfang an in ihrem Werk präsent gewesen.

Zu Krechels letzten Veröffentlichungen zählen »Beileibe und zumute. Gedichte« (2021) und der Essayband »Gehen, Träumen, Sehen. Unter Bäumen« (2022). In diesem Jahr erschienen der Roman »Sehr geehrte Frau Ministerin« sowie der Band »Vom Herzasthma des Exils«. 2012 wurde sie für den Roman »Landgericht« mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet.

Die Verleihung des Büchner-Preises findet dieses Jahr am 1. November im Staatstheater in Darmstadt. Der seit 1951 vergebene und mit 50.000 Euro dotierte Preis zählt zu den wichtigsten literarischen Auszeichnungen im deutschsprachigen Raum. Namensgeber ist der Dramatiker und Revolutionär Georg Büchner (»Woyzeck«). Er wurde 1813 im Großherzogtum Hessen geboren und starb 1837 in Zürich. 2024 erhielt der Schriftsteller Oswald Egger die Auszeichnung.

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