Als sie ihren Sohn vor der Tür sah, wie er vor dem Haus auf dem Boden lag, da fragte sie ihn, warum er denn hier schlafe? Eine Antwort bekam die alte Frau nicht, aus dem Ohr des Sohnes sah sie Blut rinnen. „Keiner ist uns zu Hilfe gekommen, alle haben sich versteckt“, sagt die Frau, die ihren Namen nicht nennen will, nur ihr Alter: 83 Jahre. Sie sitzt im Wohnzimmer ihres kleinen Hauses in den Bergen über Latakia an der syrischen Mittelmeerküste. Ihre beiden Töchter sind aus der Stadt nach Hause ins Dorf gekommen und erzählen nun vom Bruder, der im Juni erschossen wurde, hingerichtet, direkt vor der Haustür. Und sie berichten, wie es ist, als Alawit in Syrien zu leben, als Teil einer Minderheit unter den neuen Herrschern.
SyrienSie verstecken sich im Wald, bis es wieder sicher ist
15. Juli 2025, 12:49 Uhr
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Nach dem Sturz des Assad-Regimes sind syrische Minderheiten wie die Alawiten brutalen Rachefeldzügen ausgesetzt. Dabei haben die neuen Machthaber Schutz versprochen. Besuch bei einer trauernden Familie in den Bergen.