Unicef: Tausende Kinder im Gazastreifen hungern trotz Waffenruhe

vor 2 Tage 4

Die Feuerpause reiche nicht aus, um Gaza mit ausreichend Nahrung zu versorgen, teilt Unicef mit. Hilfslieferungen würden weiterhin abgewiesen oder verzögerten sich.

9. Dezember 2025, 15:07 Uhr Quelle: DIE ZEIT, Reuters, epd,

 Palästinensische Kinder trifft der Krieg im Gazastreifen besonders hart.
Palästinensische Kinder trifft der Krieg im Gazastreifen besonders hart. © Bashar Taleb/​AFP/​Getty Images

Obwohl im Gazastreifen seit Anfang Oktober eine Waffenruhe gilt, hungern dort nach wie vor Tausende Kinder. Wie das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (Unicef) mitteilte, sind im Oktober 9.300 Kinder wegen schwerer Mangelernährung behandelt worden. Dabei habe die Feuerpause ermöglichen sollen, mehr humanitäre Hilfe in dem besetzten Küstengebiet zu leisten. Es würden jedoch zu wenig Lebensmittel geliefert, sagte Unicef-Sprecherin Tess Ingram.

Unicef könnte in der Region deutlich mehr Hilfe leisten als vor der Waffenruhe, es bestünden jedoch weiterhin Hindernisse, sagte sie weiter. Der Grund dafür sei, dass Lebensmittellieferungen verzögert oder abgewiesen würden. Zudem seien gängige Routen gesperrt und die Sicherheit nicht gewährleistet. Hinzukommt, dass der Fleischpreis mit rund 20 Dollar pro Kilogramm unerschwinglich hoch liege. "Die meisten Familien können sich das nicht leisten", sagte Ingram.

Fünfmal mehr unterernährte Kinder in Behandlung

Die Unicef-Sprecherin verglich die Lage mit jener während der Feuerpause Anfang des Jahres und sagte, die Zahl der in Kliniken aufgenommenen Kinder sei fünfmal so hoch wie im Februar. Sie sprach von untergewichtigen Babys in Krankenhäusern, die weniger als ein Kilogramm wögen und nur schlecht Luft bekämen.

Laut Unicef sind in den vergangenen Monaten überdies Tausende Neugeborene zur Welt gekommen, die ein gefährliches Untergewicht von weniger als 2,5 Kilogramm aufwiesen. Demnach ist ihre Zahl in den drei Monaten vor der Waffenruhe vom Oktober auf durchschnittlich 460 Neugeborene pro Monat oder 15 pro Tag gestiegen. 

Damit wären von Juli bis September fast doppelt so viele Babys mit Untergewicht geboren worden wie vor dem Krieg. Die Zahl der Babys, die an ihrem ersten Lebenstag starben, sei um 75 Prozent gestiegen: von durchschnittlich 27 Babys pro Monat im Jahr 2022 auf 47 Babys pro Monat zwischen Juli und September 2025. Diese Zahlen stammen laut Unicef aus dem Gesundheitsministerium im Gazastreifen. Die Behörde wird von der die islamistisch-terroristischen Hamas kontrolliert. Das Untergewicht der Neugeborenen sei unter anderem auf die Mangelernährung schwangerer Frauen und stillender Mütter zurückzuführen. Mindestens 165 Kinder seien während des Krieges im Zusammenhang mit Unterernährung gestorben.

Im August hatten von den Vereinten Nationen unterstützte Experten festgestellt, dass von hungersnotähnlichen Zuständen etwa eine halbe Million Menschen betroffen waren. Dies entspricht einem Viertel der Bevölkerung des Gazastreifens. Andere Experten hatten bereits während des Krieges gewarnt, der Hunger könne bei Kindern bleibende Schäden hinterlassen.

Gesamten Artikel lesen