Bundeswehr-Soldat setzt sich in die Ukraine ab

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Die Bundeswehr ermittelt wegen Fahnenflucht gegen einen Offizieranwärter, der sich in die Ukraine abgesetzt hat und sich dort möglicherweise an Kampfhandlungen beteiligt. Der Fähnrich hatte laut den internen Ermittlungen zuletzt an der Bundeswehr-Universität in München studiert, Anfang November sollte er in ein Ausbildungsbataillon der Luftwaffe versetzt werden.

Nachdem der Fähnrich seinen Dienst bei der Luftwaffe nicht angetreten hatte, stellten seine Angehörigen eine Vermisstenanzeige. Kurz darauf meldete die polnische Polizei, dass der Soldat, der Mitte dreißig ist, in der ersten Novemberwoche an der polnisch-ukrainischen Grenze kontrolliert worden sei. Da nichts gegen den Mann vorlag, ließen die polnischen Beamten ihn passieren, stellten aber fest, dass er seine persönliche Schutzausrüstung dabei hatte, also Uniform und schusssichere Weste.

Bei der Bundeswehr besteht daher der Verdacht, dass sich der Soldat der ukrainischen Armee anschließen und an den Kämpfen im Osten des Landes beteiligen will. Abseits des Risikos wäre ein solches Szenario auch politisch heikel. In Bundeswehrkreisen hieß es, die Teilnahme eines deutschen Soldaten an Kampfhandlungen, möglicherweise sogar in Uniform mit deutschen Hoheitsabzeichen, könnte von der russischen Propaganda schnell ausgeschlachtet werden.

Das Verteidigungsministerium wollte den heiklen Vorgang nach einer SPIEGEL-Anfrage »weder bestätigen noch dementieren«, da man grundsätzlich keine Auskünfte über Disziplinarmaßnahmen oder interne Ermittlungen gegen Soldaten der Bundeswehr geben könne.

Fahnenflucht kann bei der Bundeswehr mit empfindlichen Strafen geahndet werden, in schweren Fällen mit bis zu fünf Jahren Gefängnis. Seit Kriegsbeginn gibt es wiederholt Berichte über Deutsche, die sich der ukrainischen Armee anschlossen, allerdings waren sie keine aktiven Soldaten.

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