Ungeachtet der internationalen Bemühungen um eine Waffenruhe gehen die Kämpfe an der Front weiter. Trump erwägt eine Teilnahme an den Gesprächen in Istanbul. Das Liveblog
Aktualisiert am 13. Mai 2025, 2:53 Uhr
Kämpfe gehen unvermindert weiter
Bemühungen der USA und mehrerer EU-Staaten um eine Waffenruhe in der Ukraine sind bisher verhallt. Der ukrainische Generalstab meldete für den gestrigen Montag insgesamt 133 neue russische Luftangriffe an verschiedenen Frontabschnitten, unter anderem mit Drohnen.
Allein um die Kleinstadt Pokrowsk im Gebiet Donezk wehrte das ukrainische Militär nach eigenen Angaben allein 50 Attacken ab. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.
Sergej Lawrow spricht mit türkischem Außenminister
Russlands Außenminister Sergej Lawrow hat mit seinem türkischen Amtskollegen Hakan Fidan telefoniert. Dabei ging es um den Vorschlag von Wladimir Putin für direkte Gespräche mit der Ukraine, wie das Außenministerium in Moskau mitteilte. Ob Putin das Angebot des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zu einem Treffen am Donnerstag in Istanbul annimmt, ging aus der kurzen Erklärung des Ministeriums nicht hervor.
Trump erwägt Abstecher nach Istanbul
US-Präsident Donald Trump zieht in Betracht, in die Türkei zu reisen, sollte es am Donnerstag zu direkten Gesprächen zwischen der Ukraine und Russland kommen. Dies sei möglich, wenn er den Eindruck habe, dass sich Dinge bewegen könnten, sagte Trump vor seinem Aufbruch zu einer dreitägigen Reise in die Golfregion.
Von dort aus könne er gegebenenfalls in die Türkei weiterfliegen, sagte Trump. "Ich habe so viele Treffen, aber ich habe darüber nachgedacht, dort hinzufliegen", sagte er.
Europäische Verteidigungsminister beraten sich Ende der Woche in Rom
Mehrere Verteidigungsminister von führenden EU-Ländern wollen sich am Freitag in Rom treffen. Laut dem italienischen Verteidigungsministerium kommen die Minister aus Deutschland, Frankreich, Polen und Großbritannien zu ihrem Amtskollegen Guido Crosetto in die italienische Hauptstadt. Demnach soll es um die weitere Unterstützung der Ukraine gehen. Es ist bereits das vierte Treffen dieser Art in den vergangenen Monaten.
Russland greift die Ukraine weiterhin an
Trotz der anstehenden Gespräche in der Türkei kommt es nach ukrainischen Angaben weiterhin zu russischen Angriffen. Das sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache.
Zu den möglichen Gesprächen in der Türkei verhielt sich Russland dagegen still. "Moskau hat den ganzen Tag über zum Vorschlag für ein direktes Treffen geschwiegen. Eine sehr seltsame Stille," sagte Selenskyj. Eine russische Stellungnahme liege bis jetzt nicht vor.
Selenskyj und Erdoğan tauschen sich über mögliches Waffenruhe-Gespräch in der Türkei aus
Wolodymyr Selenskyj hat nach eigenen Angaben mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan "wichtige Details" eines möglichen Treffens über eine Waffenruhe in der Türkei erörtert. Das schrieb der ukrainische Präsident auf X. "Ich bin dankbar für (Erdoğans) Unterstützung und Bereitschaft, Diplomatie auf höchster Ebene zu fördern." Man teile den gemeinsamen Standpunkt einer "Notwendigkeit über eine Waffenruhe", sagte Selenskyj.
"Die jüngsten Gespräche haben eine günstige Gelegenheit erschaffen", hatte Erdoğan nach einem Gespräch mit Selenskyj mitgeteilt. "Wir hoffen, dass diese Gelegenheit nicht verschwendet wird."
„"Ich möchte noch einmal betonen, dass wir bereit sind, zu diesen Treffen beizutragen und uns freuen, ihr Gastgeber zu sein."“
Recep Tayyip Erdoğan, Präsident der TürkeiWladimir Putin hatte die Wiederaufnahme direkter Friedensgespräche mit der Ukraine ab Donnerstag in der Türkei selbst vorgeschlagen – allerdings nicht explizit gesagt, dass er selbst anreisen würde.
Trump zieht ebenfalls Reise in die Türkei in Erwägung
Sollte es am Donnerstag zu direkten Gesprächen zwischen Wolodymyr Selenskyj und Wladimir Putin in der Türkei kommen, erwägt US-Präsident Donald Trump offenbar eine Reise dorthin. Dies sei möglich, wenn er den Eindruck habe, dass sich Dinge bewegen könnten, sagte Trump vor einer dreitägigen Reise nach Saudi-Arabien, Katar und in die Vereinigten Arabischen Emirate. Von dort aus könne er gegebenenfalls in die Türkei weiterfliegen, sagte Trump.
Selenskyj begrüßte die Ankündigung des US-Präsidenten: Die Ukraine würde eine Teilnahme Trumps an möglichen Gesprächen in der Türkei "wertschätzen", schrieb er auf X. "Das ist die richtige Idee. Wir können eine Menge verändern." Selenskyj äußerte zudem die Hoffnung, dass Putin sich dem möglichen Treffen nicht "entziehen" werde.
Russland bezeichnet Ultimatum als "nicht angemessen"
Die Androhung von Sanktionen im Streit um eine Waffenruhe hat Russland als "inakzeptabel" kritisiert. Die Bundesregierung und mehrere Partner hatten Russland mit Sanktionen gedroht, sollte das Land am Montag keine Waffenruhe in der Ukraine ermöglichen. Die russischen Angriffe auf die Ukraine gingen vergangene Nacht weiter.
Lesen Sie hier alle Einzelheiten:
Bundesregierung erneuert Sanktionsdrohung an Russland
Die Bundesregierung hat die jüngste Sanktionsdrohung an Russland, die neben Deutschland auch von weiteren europäischen Ländern geäußert wurde, bekräftigt. Wenn die geforderte 30-tägige Waffenruhe nicht im Laufe des heutigen Tages stehe, würden Sanktionsvorbereitungen "in Gang gesetzt", sagte Regierungssprecher Stefan Kornelius.
„"Die Uhr läuft, wir haben noch zwölf Stunden bis zum Ablauf dieses Tages."“
Regierungssprecher Stefan KorneliusAm Samstag hatten Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Polen den russischen Präsidenten Wladimir Putin zu einer Waffenruhe aufgefordert, die 30 Tage anhalten soll. Damit orientierten sie sich an dem von der Ukraine schon vor Wochen angenommenen Vorschlag der USA. Sollte die Waffenruhe nicht heute beginnen, drohten sie Russland neue Sanktionen an, nannten aber keine Details.
Putin wies die Forderung in einem Pressestatement in der Nacht zum Sonntag faktisch zurück, schlug stattdessen aber direkte Gespräche mit der Ukraine ab Donnerstag in Istanbul vor. Daraufhin kündigte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj an, am Donnerstag in Istanbul Putin zu "erwarten". Der russische Staatschef ging darauf bislang nicht ein.
Selenskyj spricht mit neuem Papst über entführte Kinder
Der ukrainische Präsident hat erstmals mit dem neuen Papst Leo XIV. telefoniert. Das Gespräch sei "sehr warm und wirklich substanziell" gewesen, schrieb Wolodymyr Selenskyj auf der Plattform X. Unter anderem sei es bei dem Telefonat um "Tausende von Russland deportierte ukrainische Kinder" gegangen, schrieb Selenskyj weiter. "Die Ukraine verlässt sich auf die Hilfe des Vatikans, sie heim zu ihren Familien zu bringen."
Russland hat aus den besetzten ukrainischen Gebieten nach Angaben der Ukraine und internationaler Organisationen bis zu 20.000 Kinder und Jugendliche nach Russland entführt. Viele wurden von russischen Paaren adoptiert, die Familien werden nicht über ihren Verbleib informiert. Zudem wirft die Ukraine Russland die Umerziehung und politische Indoktrination von Kindern und Jugendlichen in besetzten Gebieten vor. Die Rückführung aller entführten Kinder in ihre Heimat gehört zu den zentralen ukrainischen Forderungen an Russland.
Weiter teilte Selenskyj mit, er habe Leo XIV. zu einem Ukrainebesuch eingeladen. Dessen verstorbener Vorgänger Franziskus hatte Einladungen in die Ukraine ausgeschlagen. Das Verhältnis zwischen der Ukraine und dem Vatikan war in dessen Amtszeit schwierig.
Der neue Papst hatte hingegen in der Vergangenheit die russische Invasion deutlich verurteilt und als "imperialistisch" bezeichnet. Seine Wahl weckte in der Ukraine somit Hoffnungen auf eine stärkere diplomatische Unterstützung des Vatikans. Selenskyj schrieb nun, er habe sich mit Leo XIV. zu einem persönlichen Treffen "in naher Zukunft" verabredet.
"Weimar Plus"-Staaten erhöhen Druck auf Russland
Führende europäische Staaten sehen Russland bei der Suche nach einer Friedenslösung in der Ukraine am Zug. Deutschland erwarte von Russland die Bereitschaft zu Verhandlungen, sagte der deutsche Außenminister Johann Wadephul vor einem Treffen im Format "Weimar Plus" in London. "Die Ukraine ist dazu bereit", sagte der CDU-Politiker. Insofern sei jetzt klar, "Russland wird sich bewegen müssen".
Sollte vonseiten Russlands keine Bewegung erkennbar sein, drohten weitere Sanktionen. Ähnliche Signale kämen auch aus dem US-Senat. Zugleich stellte Wadephul zusätzliche Waffenlieferungen an die Ukraine in Aussicht.
Auch Großbritanniens Außenminister David Lammy forderte eine Waffenruhe. Das Sterben in der Ukraine müsse ein Ende haben, sagte Lammy. In ähnlicher Weise äußerten sich Polens Außenminister Radosław Sikorski und Frankreichs Europaminister Benjamin Haddad.
EU-Kommissar will mehr Rüstungszusammenarbeit mit der Ukraine
Der für Verteidigung zuständige EU-Kommissar Andrius Kubilius hat eine stärkere Verflechtung der Rüstungsindustrien der Ukraine und von EU-Ländern angemahnt. "Um Putin zu stoppen, müssen wir mehr produzieren", sagte Kubilius auf einem Verteidigungsforum in Brüssel vor Beamten und Industrievertretern. Es seien zudem zusätzliche Innovationen nötig.
Dazu werde heute erstmals eine EU-ukrainische Taskforce zusammentreffen, kündigte Kubilius an. Sie solle die Verzahnung der jeweiligen Rüstungsindustrien miteinander sowie gemeinsame Entwicklungs- und Bestellungsplanungen vorantreiben. Auch die EU werde davon profitieren, etwa durch die ukrainischen Erfahrungen bei militärischen Einsatz von Drohnen und künstlicher Intelligenz, sagte der Kommissar. Die Ukraine könne "der wichtigste Baustein der neuen europäischen Sicherheitsarchitektur" werden.
Die Rüstungsindustrie der Ukraine ist seit Kriegsbeginn stark gewachsen und deckt nach Angaben aus Kyjiw inzwischen fast die Hälfte des Bedarfs. Für einen weiteren Ausbau ist allerdings das Geld knapp. Mehrere Unterstützerländer setzen inzwischen zunehmend auf das sogenannte dänische Modell, bei dem nicht Waffen an die Ukraine geliefert werden, sondern dem Land mit Finanzhilfen Rüstungskäufe aus seiner eigenen Industrie ermöglicht werden. Diese wiederum kann die Einnahmen nutzen, um ihre Kapazitäten zu erhöhen.
Hier geht es nicht um Sicherheit
Vor mehr als drei Jahren befahl der russische Präsident Wladimir Putin die Vollinvasion der Ukraine. Noch immer führen viele Analysen in der Tradition des politikwissenschaftlichen Realismus als Hauptursache eine von Russland empfundene Bedrohung seiner Sicherheitsinteressen an.
Diese Deutung nimmt eine russische Perspektive ein – und widerspricht zugleich einer zentralen Annahme des Realismus selbst: dass Sicherheit nie endgültig herstellbar ist. Wer den Konflikt umfassend verstehen will, darf den russischen Imperialismus nicht ausblenden, schreibt Frank Sauer, Politikwissenschaftler an der Universität der Bundeswehr in München.
Lesen Sie hier den vollständigen Text:
Russische Truppen rücken in den Regionen Charkiw und Donezk vor
Nordöstlich der Großstadt Charkiw haben russische Soldaten ihre Angriffe auf die ukrainischen Stellungen verstärkt. Das geht aus dem aktuellen Lagebericht des Institute for the Study of War (ISW) hervor. Demnach eroberten die russischen Kräfte Gelände bei Wowtschansk. Auch im Kampf um die strategisch wichtige Stadt Pokrowsk in der Region Donezk nahm Russland neue Gebiete ein.
Verfolgen Sie auf unserer Karte den Frontverlauf.
Außenminister Wadephul reist zu Ukrainegesprächen nach London
Großbritannien richtet heute einen Außenministergipfel aus, bei dem auch Deutschlands Chefdiplomat Johann Wadephul (CDU) erwartet wird. Thema des Treffens soll unter anderem der weitere Kurs der Ukraineunterstützung sein. Das Treffen findet im Vorlauf zu einem EU-Großbritannien-Gipfel von Staats- und Regierungschefs statt, den der britische Premier Keir Starmer kommende Woche ausrichtet.
Wie auch bei dem heutigen Treffen soll es dabei um eine Verstärkung der britisch-europäischen Zusammenarbeit im Sicherheitsbereich gehen. Der britische Außenminister David Lammy trifft sich heute laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters mit seinen Amtskollegen aus Frankreich, Italien, Deutschland, Spanien und Polen. Auch die EU soll einzeln vertreten ein.