Ukraine-Verhandlungen: Selenskyj trifft vor Trumps Telefonat mit Putin US-Spitzenpolitiker

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Diplomatie rund um den Petersdom: Der ukrainische Präsident, der Bundeskanzker und US-Spitzenpolitiker haben in Rom mehrere Gespräche über den Ukrainekrieg geführt.

Aktualisiert am 18. Mai 2025, 17:53 Uhr Quelle: ZEIT ONLINE, AP, dpa, Reuters,

 Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (l.) und Vizepräsident JD Vance (r.) begrüßen sich, als sie auf dem Petersplatz im Vatikan an der Eröffnungsmesse des Pontifikats von Papst Leo XIV. teilnehmen.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (l.) und Vizepräsident JD Vance (r.) begrüßen sich, als sie auf dem Petersplatz im Vatikan an der Eröffnungsmesse des Pontifikats von Papst Leo XIV. teilnehmen. © Michael Kappeler/​dpa

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat in Rom mit US-Vizepräsident JD Vance und Außenminister Marco Rubio gesprochen.  Bei ihrem Treffen habe er die Amerikaner über die "unrealistischen Bedingungen" informiert, die von der russischen Delegation bei den Friedensgesprächen am Freitag in Istanbul gestellt worden seien, berichtete der ukrainische Staatschef auf der Plattform X. "Ich habe bekräftigt, dass die Ukraine an echter Diplomatie festhalten will und habe die Bedeutung einer vollständigen und bedingungslosen Waffenruhe unterstrichen", schrieb Selenskyj. 

Bei dem Treffen mit Vance und Rubio sei auch die Notwendigkeit neuer Sanktionen gegen Russland, die Lage in den Kampfgebieten sowie der bevorstehende Austausch von jeweils 1.000 Kriegsgefangenen erörtert worden. Dieser Austausch war das einzig greifbare Ergebnis der Friedensgespräche am vergangenen Freitag. "Gegen Russland wird Druck benötigt, bis sie bereit sind, den Krieg zu beenden", betonte Selenskyj. "Und natürlich haben wir über gemeinsame Schritte zu einem gerechten und dauerhaften Frieden gesprochen."

Außerdem traf Selenskyj am Rade der Amtseinführung von Papst Leo XIV. Bundeskanzler Friedrich Merz. Die Treffen waren Teil der verstärkten Diplomatie vor dem für Montag angekündigten Telefongesprächs zwischen US-Präsident Donald Trump und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin.

Merz traf Marco Rubio und Mark Carney

Bundeskanzler Friedrich Merz hat angekündigt, vor dem Gespräch des US-Präsidenten Donald Trump mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin nochmals mit Trump reden zu wollen. "Wir haben jetzt verabredet, dass wir auch nochmal mit den vier Staats- und Regierungschefs und dem amerikanischen Präsidenten zur Vorbereitung dieses Gesprächs sprechen", sagt er in Rom. "Wir können nur hoffen, dass es jetzt weitere Fortschritte gibt." Im Petersdom sprach Merz zudem mit US-Außenminister Marco Rubio. Schon am Morgen hatte er sich mit dem kanadischen Ministerpräsidenten Mark Carney getroffen. 

Am Abend will sich Merz nun erneut mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron, dem britischen Premierminister Keir Starmer und US-Präsident Donald Trump zusammenschalten, um sich vor Trumps Gespräch mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin am Montag abzustimmen. Ein solches Gespräch sei im Weißen Haus angefragt, hieß es aus Regierungskreisen.

Papst Leo XIV.  traf ebenfalls mit Selenskyj zusammen. Er empfing den ukrainischen Präsidenten als einen der ersten Staatsgäste. Zuvor hatte der Papst zum Ende der Messe zu seiner offiziellen Amtseinführung zudem auf das Leid der von Russland angegriffenen Ukraine hingewiesen. "Die gemarterte Ukraine wartet darauf, dass endlich Verhandlungen für einen gerechten und dauerhaften Frieden stattfinden", sagte er. Selenskyj dankte in Rom Papst Leo XIV. für dessen Einsatz für den Frieden in der Ukraine.

Von der Leyen: "Nächste Woche wird entscheidend"

Auch zwischen den USA und der EU kam es nach der großen Messe von Papst Leo XIV. zu einem kurzfristigen Spitzentreffen. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und US-Vizepräsident JD Vance kamen am Nachmittag im Amtssitz der italienischen Ministerpräsidentin Giorgia Meloni zu einem Dreiergespräch zusammen. Das kündigte deren Büro an.

Zentrales Thema werden die Beziehungen der Europäischen Union mit den Vereinigten Staaten sein, wie es hieß. Von der Leyen sagte, dass auch andere Themen wie die Ukraine zur Sprache kommen sollen. Dabei lobte sie den Einsatz der USA und prognostizierte: "Ich denke, die nächste Woche wird entscheidend." 

Für Montag ist ein Telefonat von US-Präsident Donald Trump mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin geplant, der seit mehr als drei Jahren einen Angriffskrieg gegen die Ukraine führt. Waffenruhegespräche zwischen der Ukraine und Russland hatten am Freitag in der Türkei keine großen Fortschritte gebracht. Beide Seiten einigten sich lediglich auf einen größeren Gefangenenaustausch.  

Indessen feuerte Russland so viele Drohnen auf die Ukraine ab wie noch nie an einem Tag seit Beginn des Krieges, wie der ukrainische Luftwaffensprecher Jurij Ihnat der Nachrichtenagentur AP sagte. Russland habe 273 Drohnen und Täuschflugkörper gestartet, sagte Ihnat. Davon seien 88 abgefangen worden und weitere 128 verloren gegangen, wahrscheinlich weil sie elektronisch gestört wurden. Die Angriffe hätten sich gegen die ukrainischen Regionen Kyjiw, Dnipropetrowsk und Donezk gerichtet. Nach Angaben des Kyjiwer Regionalgouverneurs Mykola Kalaschnyk wurde eine 28-Jährige getötet. Außerdem gab es drei Verletzte, darunter ein vierjähriges Kind.

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