Wichtige Updates
Bericht: Erneut viele Tote bei Angriffen Israels in Nord-Gaza
Wichtiges Krankenhaus in Chan Yunis laut WHO nicht mehr funktionsfähig
Tumulte und verletzter Polizist bei Nakba-Demo in Berlin-Kreuzberg
Bericht über Dutzende Tote bei Angriffen Israels in Gaza
Private US-Stiftung will Verteilung humanitärer Hilfe im Gazastreifen aufnehmen
Israels Armee beginnt neue Offensive im Gazastreifen
Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben die neue Großoffensive im Gazastreifen eingeleitet. Das teilte das Militär in der Nacht mit. Im Laufe des vergangenen Tages habe die Armee damit begonnen, „umfangreiche Angriffe durchzuführen und Truppen zu mobilisieren, um die operative Kontrolle in Gebieten des Gazastreifens zu erlangen“. Dies sei Auftakt zur „Erreichung der Kriegsziele“ - einschließlich der Freilassung von Geiseln und der Zerschlagung der islamistischen Terrororganisation Hamas, hieß es.
Die israelische Regierung hatte jüngst angekündigt, den Einsatz im Gazastreifen ausweiten zu wollen. Israelische Medien hatten berichtet, dies solle erst nach dem Ende der Reise von Trump in die Region passieren, sollte bis dahin kein neues Gaza-Abkommen erzielt werden. Inzwischen hat Trump seinen mehrtägigen Besuch in der Golfregion beendet. Ein neuer Deal ist weiter nicht in Sicht.
Bei den jüngsten Angriffen der israelischen Armee waren nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde in Gaza Dutzende Menschen ums Leben gekommen. Die Angaben, die nicht zwischen Kombattanten und Zivilisten unterscheiden, ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. Berichten zufolge gab es vor allem im Norden des Gebiets massive Angriffe. Israel will mit der Offensive die restlichen Geiseln freibekommen und die Hamas vollends zerschlagen.
Die israelische Nachrichtenseite „ynet“ hatte unter Berufung auf Sicherheitsbeamte gemeldet, die massiven Angriffe seien eine Vorbereitung auf den Einmarsch weiterer Truppen. Die neue Militäroffensive unter dem Namen „Gideon’s Chariots“ dürfte die Notlage der Menschen in dem dicht besiedelten und nach mehr als anderthalb Jahren Krieg großflächig zerstörten Gazastreifen weiter verschärfen. Die UN und Hilfsorganisationen warnen vor einer Hungersnot.
Israelische Luftwaffe greift Häfen in Jemen an
Die israelisische Luftwaffe hat mehrere Stellungen der Huthi-Miliz in Jemen angegriffen. Wie die Armee mitteilte, waren die Ziele der Angriffe Einrichtungen der von Iran unterstützten Huthi in den Häfen von Hudaida und Salif im Westen des Landes. Berichte über Opfer gab es zunächst nicht. Zuletzt flog Israels Luftwaffe vor etwa zehn Tagen Angriffe in dem Land im Süden der Arabischen Halbinsel.
Die beiden Häfen würden für „terroristische Aktivitäten“ genutzt, hieß es von der Armee. Über sie seien in der Vergangenheit Waffen transportiert worden. Israel wirft den Huthi vor, zivile Infrastruktur „systematisch und zynisch“ auszunutzen. In der Mitteilung hieß es weiter, die Armee werde „jegliche feindliche Aktivität“ in den beiden Häfen auch weiterhin verhindern wollen. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.
Bereits am Mittwoch hatte Israel Menschen in Jemen aufgefordert, die Gebiete um die Häfen von Hudaida, Salif und Ras Issa zu verlassen. Wenige Tage zuvor hatte das Militär schon einmal eine ähnliche Evakuierungsaufforderung veröffentlicht. Zu ihrer eigenen Sicherheit sollten sich Menschen von den Häfen fernhalten, hieß es in der Aufforderung.
Seit Beginn des Gaza-Krieges im Oktober 2023 greifen die Huthi Israel regelmäßig mit Raketen und Drohnen an. Vor knapp zwei Wochen schlug eine Huthi-Rakete auf dem Gelände des internationalen Flughafens Ben Gurion in Tel Aviv ein.
Bericht: Erneut viele Tote bei Angriffen Israels in Nord-Gaza
Nach neuen Luftangriffen der israelischen Armee haben Rettungsteams im Norden des Gazastreifens palästinensischen Angaben zufolge mindestens 30 Leichen geborgen. Dutzende Menschen seien noch unter Trümmern in der Stadt Beit Lahia und im Flüchtlingsviertel Dschabalija verschüttet, berichtete die Nachrichtenagentur Wafa. Dem Bericht zufolge wurden mehr als zehn Häuser in beiden Orten getroffen. Krankenwagen könnten das Gebiet aufgrund zerstörter Straßen derzeit nicht erreichen, hieß es weiter. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. Israels Armee teilte auf Anfrage mit, dem Bericht nachzugehen.
Die israelische Nachrichtenseite ynet meldete unter Berufung auf Sicherheitsbeamte, die massiven Angriffe in den vergangenen Tagen seien eine Vorbereitung auf den Einmarsch weiterer Truppen. Die israelische Regierung hatte angekündigt, den Einsatz im Gazastreifen ausweiten zu wollen. Bereits am Donnerstag hatte es nach palästinensischen Angaben bei israelischen Angriffen Dutzende Tote gegeben.
Viele Angehörige der noch immer von Islamisten in dem abgeriegelten Küstengebiet festgehaltenen Geiseln befürchten, dass das militärische Vorgehen auch das Leben der Verschleppten gefährdet. Das Forum der Geisel-Angehörigen forderte Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu erneut auf, ein Abkommen mit der Hamas für eine Waffenruhe und die Freilassung der Geiseln zu ermöglichen.
Wichtiges Krankenhaus in Chan Yunis laut WHO nicht mehr funktionsfähig
Als Folge israelischer Angriffe hat das letzte Krankenhaus für Krebsbehandlungen im umkämpften Gazastreifen nach Angaben der Weltgesundheitsbehörde (WHO) den Betrieb eingestellt. Das Europäische Krankenhaus in Chan Yunis im Süden des abgeriegelten Küstengebiets sei bei den Angriffen am 13. Mai schwer beschädigt worden und nun nicht mehr funktionsfähig, schrieb WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus auf X. Israels Armee hatte von einem „präzisen Angriff auf Hamas-Terroristen in einem Kommando- und Kontrollzentrum“ unter dem Krankenhaus gesprochen.
Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen. „Durch die Schließung des Krankenhauses sind lebenswichtige Leistungen wie Neurochirurgie, Herzbehandlung und Krebsbehandlung weggefallen, die anderswo in Gaza nicht angeboten werden“, schrieb der WHO-Chef. Krankenhäuser müssten geschützt werden. „Sie dürfen niemals militarisiert oder angegriffen werden.“
Das Europäische Krankenhaus sei „einer der letzten Rettungsanker im zerstörten Gesundheitssystem des Gazastreifens“ gewesen, schrieb die Organisation Ärzte ohne Grenzen auf X. Das Nasser-Krankenhaus sei jetzt die letzte funktionsfähige Klinik in Chan Yunis. Israels Armee hatte am selben Tag auch dieses Krankenhaus angegriffen und ebenfalls von einer Attacke auf Terroristen der Hamas gesprochen. Sie warf der islamistischen Palästinenserorganisation vor, Krankenhäuser im Gazastreifen für Terrorzwecke zu missbrauchen.
Shani Louks Mutter kämpft gegen Vergessen des Terrors
Die Mutter der ermordeten Deutsch-Israelin Shani Louk hat ihren Job aufgegeben, um gegen das Vergessen des Hamas-Terrorangriffs zu kämpfen. „Ich habe gekündigt nach 24 Jahren“, sagte Ricarda Louk der Deutschen Presse-Agentur. Sie spreche oft im Ausland über das Schicksal von Shani und den 7. Oktober 2023. Auch bei den Vereinten Nationen in Genf sei sie mit ihrer Familie schon gewesen. „Es tut gut, über Shani zu sprechen.“ Vor fast genau einem Jahr wurde die Leiche ihrer Tochter gefunden.
Die damals 22-Jährige war beim Terrorangriff der Hamas und anderer extremistischer Gruppen in den Gazastreifen verschleppt und später für tot erklärt worden. Zum Zeitpunkt des beispiellosen Angriffs war sie zusammen mit Hunderten anderen jungen Menschen auf dem Supernova-Festival in Südisrael gewesen.
Ein Video, das ihren leblosen Körper auf einem Geländewagen der Terroristen in den Straßen des Küstenstreifens zeigte, war um die Welt gegangen. Am 17. Mai hatte die israelische Armee den Fund der Leiche der Deutsch-Israelin mitgeteilt. Zwei Tage später wurde sie in Srigim nahe der Stadt Bet Schemesch beerdigt.
„Das ganze Leben hat sich auf den Kopf gestellt für unsere Familie“, sagte Louk, die aus dem oberschwäbischen Ravensburg stammt. Zum Jahrestag werde sie wahrscheinlich nur mit der engsten Familie an das Grab gehen. „Ich mag die großen Veranstaltungen auch nicht mehr so.“ Es gebe viele Daten, die sie an ihre Tochter erinnern würden. „Jeder Tag ist ein Erinnerungstag.“ Die Freundinnen von Shani würden zu ihrem Gedenken im Juni ein großes Musikfestival in einem Wäldchen in der Nähe von Tel Aviv planen.
Tumulte und verletzter Polizist bei Nakba-Demo in Berlin-Kreuzberg
Bei einer propalästinensischen Demonstration in Berlin-Kreuzberg ist es zu Tumulten und heftigen Rangeleien zwischen Demonstranten und Polizei gekommen. Ein Polizist sei von aggressiven Demonstranten in die Menge hineingerissen, niedergetrampelt und schwer verletzt worden, sagte Polizeisprecher Florian Nath der Deutschen Presse-Agentur.
Der Polizist sei von einem Notarzt behandelt und mit Sauerstoff und Schmerzmitteln versorgt und ins Krankenhaus gebracht worden. Nath erwähnte auch einen Defibrillator, ein Gerät, das bei Störungen des Herzschlags eingesetzt wird. Weitere Beamte seien verletzt worden. Bei mindestens einem Polizisten seien Knochenbrüche an der Hand festgestellt worden. Mehr als 30 Demonstranten wurden wegen verschiedener Delikte wie Angriffen festgenommen worden, wie der Sprecher sagte.
Aggressive Teilnehmer bewarfen Polizisten am Abend am Südstern mit Getränkedosen und anderen Gegenständen und bespritzten sie mit roter Farbe. Die Polizei sprach auch von Flaschenwürfen und einem Steinwurf. Gegen 18 Uhr fuhr die Polizei einen Wasserwerfer an die Kundgebung heran. Das habe „taktische Gründe“, sagte ein Polizeisprecher. Näher erläutern wollte er das nicht. Die Polizei sprach von insgesamt 1100 Demonstranten. Viele trugen sogenannte Palästinenser-Tücher, Palästina-Fahnen und weitere entsprechende Symbole. Am Donnerstag war in Berlin auch mindestens eine Gegen-Demonstration zur Unterstützung Israels angemeldet.
Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner verurteilte die Angriffe gegen die Einsatzkräfte. „Der Angriff auf einen Berliner Polizisten bei der Demonstration in Kreuzberg ist nichts anderes als ein feiger, brutaler Gewaltakt. Wer Einsatzkräfte angreift, greift unseren Rechtsstaat an – und damit uns alle“, sagte der CDU-Politiker. Berlin sei eine weltoffene Stadt, aber: „Wer das Demonstrationsrecht missbraucht, um Hass zu säen, antisemitische Hetze zu verbreiten oder Gewalt zu verüben, dem werden wir konsequent mit allen Mitteln des Rechtsstaates begegnen.“
Der palästinensische Gedenktag Nakba am 15. Mai erinnert an die Flucht und Vertreibung Hunderttausender Palästinenser im ersten Nahostkrieg 1948 nach der Staatsgründung Israels. Aktuelle Proteste nehmen auf die derzeitige Situation im Krieg im Gazastreifen Bezug.
Bericht über Dutzende Tote bei Angriffen Israels in Gaza
Bei neuen Angriffen Israels im Gazastreifen sind laut einem palästinensischen Bericht erneut Dutzende Menschen getötet worden. Die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa meldete 39 Tote bei Angriffen in der Nacht und am Morgen, darunter Frauen und Minderjährige. Ein israelischer Armeesprecher sagte, man prüfe den Bericht.
Nach Angaben von Wafa wurden allein im Bereich von Chan Yunis im Süden des Gazastreifens 27 Menschen getötet. Auch in Rafah, in Dschabalija im Norden des Küstengebiets und an anderen Orten sei es zu tödlichen Angriffen gekommen. Die israelische Armee hatte am Mittwoch Bewohner eines Viertels in der Stadt Gaza dazu aufgerufen, ihre Wohnorte vor neuen Angriffen zu verlassen.
Schwangere Israelin nach Anschlag gestorben
Nach einem Anschlag eines Palästinensers im besetzten Westjordanland ist eine hochschwangere Israelin im Krankenhaus ihren schweren Verletzungen erlegen. Die Ärzte hätten vergeblich um ihr Leben gekämpft, teilte das Beilinson-Krankenhaus bei Tel Aviv mit. Das Baby sei mit Kaiserschnitt zur Welt gebracht worden. Nach Medienberichten ist es in kritischem Zustand.
Der Ehemann der 30-Jährigen wurde verletzt. Nach Medienberichten war das Paar unterwegs zur Geburt im Krankenhaus, als der Anschlag auf ihr Auto verübt wurde.
Die israelische Armee hatte am Mittwochabend mitgeteilt, ein Terrorist habe in der Nähe der Siedlung Bruchin das Feuer auf ein israelisches Fahrzeug eröffnet. Soldaten hätten die Verfolgung des Tatverdächtigen aufgenommen.
Der israelische Staatspräsident Isaac Herzog sagte: „Der Mord an Zeela Gez, die auf dem Weg ins Krankenhaus war, um ein Baby zur Welt zu bringen, ist eine gruselige, schreckliche Terrortat, die uns bis ins Mark erschüttert.“ Der Terror werde Israel aber nicht entmutigen. Man werde die Täter unermüdlich jagen.
Seit Beginn des Gaza-Kriegs im Oktober 2023 ist die Lage auch im besetzten Westjordanland extrem angespannt.
Bericht: Iran bei Aufhebung von Sanktionen zu Atomabkommen mit den USA bereit
Iran ist laut einem Medienbericht bereit, einem Abkommen mit den USA im Gegenzug für die Aufhebung der Wirtschaftssanktionen zuzustimmen. Dies hat Ali Shamkhani, der Berater des Oberhaupts des Landes, Ayatollah Ali Khamenei, in einem Interview mit dem US-Fernsehsender NBC News erklärt. Shamkhani sagte demnach, Iran werde sich verpflichten, niemals Atomwaffen herzustellen, seine Bestände an hochangereichertem Uran zu vernichten, Uran nur noch in geringeren Mengen für zivile Zwecke anzureichern und internationale Inspektoren zur Überwachung des Prozesses zuzulassen.
Private US-Stiftung will Verteilung humanitärer Hilfe im Gazastreifen aufnehmen
Der US-Hilfsplan für den Gazastreifen soll offenbar in einigen Wochen anlaufen. Das berichteten israelische Medien unter Berufung auf die neu gegründete private US-Stiftung „Gaza Humanitarian Foundation“ (GHF). Die neue Organisation soll ein Modell für die Verteilung humanitärer Hilfe in dem Kriegsgebiet entwickeln. GHF kündigte demnach an, bis Ende des Monats ihre Arbeit im Gazastreifen aufzunehmen. Es werde jedoch dauern, bis man voll einsatzfähig sei.
Die Stiftung teilte mit, Israel habe zugestimmt, die Zahl der „sicheren Verteilungsstellen“ für die Bevölkerung des Gazastreifens zu erhöhen. In einem Schreiben an die israelische Regierung forderte der Geschäftsführer der Stiftung, Jake Wood, Israel auf, bis zur vollständigen Aufnahme der Arbeit der Organisation den Fluss ausreichender Hilfsgüter nach Gaza unter Nutzung bestehender Modalitäten zu erleichtern.
Israel hat den Gazastreifen seit Anfang März abgeriegelt, weshalb keine Hilfslieferungen mehr in das zu großen Teilen zerstörte Gebiet gelangen können. Die Bevölkerung ist darauf jedoch dringend angewiesen. Hilfsorganisationen zufolge drohen Hunderttausende zu verhungern. Israel weist dies zurück.
Die neue Stiftung Gaza Humanitarian Foundation soll nach US-Angaben Hilfsgüter im Gazastreifen an „sicheren Verteilungsstellen“ verteilen. Nach Angaben einer mit der Angelegenheit vertrauten Person sind das US-Sicherheitsunternehmen UG Solutions und das US-amerikanische Logistik- und Planungsunternehmen Safe Reach Solutions an den Aktivitäten der Stiftung beteiligt. Laut dem amerikanischen Botschafter in Israel, Mike Huckabee, wird das israelische Militär die Sicherheit der Verteilungsstellen gewährleisten, aber nicht an der Verteilung von Lebensmitteln oder deren Transport in den Gazastreifen beteiligt sein. Israel unterstützt den „humanitären Plan der USA“. Dieser ähnelt Plänen der israelischen Regierung. Sie will damit nach eigenen Angaben verhindern, dass humanitäre Hilfe in die Hände der radikal-islamischen Palästinenserorganisation Hamas fällt.
Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz hat Bedenken. „Humanitäre Hilfe darf weder politisiert noch militarisiert werden. Die Not der Zivilbevölkerung in Gaza ist derzeit überwältigend, und Hilfsgüter müssen unverzüglich und ungehindert ins Land gelangen können“, erklärte IKRK-Sprecher Steve Dorsey. Die US-Regierung hat die Vereinten Nationen und Hilfsorganisationen aufgefordert, mit der Gaza Humanitarian Foundation zusammenzuarbeiten.
Ex-Geiseln fordern Netanjahu zu einem Deal mit der Hamas auf
67 ehemalige Geiseln haben den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu zu einem Deal mit der Hamas über die Freilassung der restlichen Entführten im Gazastreifen aufgerufen. In einem offenen Brief mit der Überschrift „Ein Aufruf, Geschichte zu schreiben“, war die Rede von einer historischen Gelegenheit nach der jüngsten Freilassung des US-Israelis Edan Alexander.
„Wir glauben, dass die israelische Regierung nun eine echte Chance hat, an den Verhandlungstisch zurückzukehren“, heißt es in dem Brief. „Wir appellieren an alle, die an diesem Prozess beteiligt sind: Bitte zieht euch nicht zurück, bevor ein umfassendes Abkommen unterzeichnet ist.“ Bei indirekten Gesprächen in Katar über eine neue Waffenruhe im Gaza-Krieg hat es nach Medienberichten bislang keine Fortschritte gegeben. Die Unterzeichner forderten: „Befreit alle unsere Brüder und Schwestern aus ihrem Albtraum – unabhängig von ihrer Staatsangehörigkeit.“
Nach israelischen Angaben werden derzeit noch mindestens 20 Geiseln lebend im Gazastreifen festgehalten. Der Status von drei weiteren Entführten ist unklar. Zudem befinden sich die sterblichen Überreste von 35 Verschleppten im Gazastreifen.
Netanjahu hatte eine neue Offensive im Gazastreifen in den kommenden Tagen angekündigt. Selbst wenn die Hamas anbiete, weitere Geiseln freizulassen, werde Israel den Krieg nicht beenden. Eine zeitlich begrenzte Waffenruhe sei möglich, nicht aber ein dauerhaftes Ende der Kämpfe. Die Angehörigen befürchten, dass dies für die verbliebenen Geiseln den Tod bedeuten könnte.
Verstärkte Angriffe auf den Gazastreifen
Israel hat seine Angriffe auf den Gazastreifen während der Nahost-Reise von US-Präsident Donald Trump den örtlichen Gesundheitsbehörden zufolge verstärkt und dabei mindestens 70 Palästinenser getötet. Die meisten Todesopfer seien bei einer Reihe israelischer Luftangriffe auf Häuser im Gebiet um Dschabalia im Norden des Küstenstreifens zu beklagen, erklärten Sanitäter. Unter den Toten seien auch Frauen und Kinder. Das israelische Militär äußerte sich zunächst nicht dazu. Die Berichte würden geprüft, teilte es mit.
Die Palästinenser hatten darauf gehofft, dass der Besuch von Trump in der Region, der am Dienstag in Saudi-Arabien begann, die Lage deeskalieren könnte. Die Hamas hatte am Montag vor Trumps Reise Edan Alexander freigelassen. Er war die letzte der US-israelischen Geiseln, die die Hamas bei ihrem Überfall auf Israel im Oktober 2023 genommen hatte.
Trump trifft Syriens Übergangspräsidenten al-Scharaa
Nach der Ankündigung, die US-Sanktionen gegen Syrien aufzuheben, hat sich Präsident Donald Trump mit dem syrischen Übergangspräsidenten Ahmed al-Scharaa getroffen. Das bestätigte ein US-Regierungsvertreter. Die Begegnung fand demnach in Riad vor einem geplanten Treffen Trumps mit den Anführern mehrerer Golfländer statt.
Es ist das erste Treffen der Präsidenten beider Länder seit 25 Jahren. Der frühere US-Präsident Bill Clinton hatte den damaligen syrischen Machthaber Hafis al-Assad in den Jahren 2000 und 1994 getroffen. Vor der Begegnung in Riad hatte das Weiße Haus erklärt, Trump werde al-Scharaa lediglich „Hallo sagen“.
Bei dem Treffen ging es dann um etwas mehr als nur um eine Begrüßung. Wie das Weiße Haus mitteilte, habe Trump den syrischen Übergangspräsidenten dazu aufgerufen, Israel anzuerkennen. Syrien befindet sich mit Israel seit der Staatsgründung 1948 im Kriegszustand, al-Scharaa hatte sich aber zuletzt offen für eine Annäherung beider Staaten gezeigt. Zur Reaktion von al-Scharaa auf Trumps Forderung ist bisher nichts bekannt.
Trump und al-Scharaa schalteten sich auch zu einem Online-Meeting mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan und dem saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman zusammen, wie die türkische staatliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete. Über Inhalte der Unterhaltung war zunächst nichts bekannt.
Trump hatte am Vorabend in Riad die Aufhebung von US-Sanktionen gegen Syrien angekündigt, das sich seit Dezember in einer Phase des politischen Umbruchs befindet. „Jetzt ist ihre Zeit gekommen. Wir heben alle (Sanktionen) auf“, sagte Trump. In Syrien brach in mehreren Städten Jubel aus.
Das Ende der Sanktionen gegen Syrien sei auch ein Signal an Iran, kommentiert Bernd Dörries (SZ Plus):
Netanjahu über Gaza-Krieg: „In den kommenden Tagen werden wir mit voller Kraft hineingehen, um die Kampagne zu vollenden“
Die notleidende Zivilbevölkerung im Gazastreifen muss sich auf eine neue großangelegte Offensive Israels zur Zerschlagung der palästinensischen Terrororganisation Hamas einstellen. Der Einsatz solle „in den kommenden Tagen“ beginnen, kündigte der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu an. Ziel sei es, die Hamas vollständig zu besiegen und die verbliebenen Geiseln in ihrer Gewalt zu befreien.
Netanjahu sagte bei einem Treffen mit verwundeten Reservisten, die Zerschlagung der Hamas und die Befreiung der im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln gehörten untrennbar zusammen. „In den kommenden Tagen werden wir mit voller Kraft hineingehen, um die Kampagne zu vollenden“, versprach er. Selbst wenn die Hamas anbiete, weitere Geiseln freizulassen, werde Israel den Krieg nicht beenden. Eine zeitlich begrenzte Waffenruhe sei möglich, nicht aber ein dauerhaftes Ende der Kämpfe. Die Armee hatte zuletzt mit der Mobilisierung zehntausender Reservisten begonnen. Israelische Medien berichteten aber, vor einer neuen Offensive solle noch das Ende des dreitägigen Besuchs von US-Präsident Donald Trump in der Golfregion abgewartet werden, der am Dienstag in Saudi-Arabien begann und weitere Stopps in Katar und den Vereinigten Arabischen Emiraten vorsieht.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron übte mit Blick auf die humanitäre Lage im Gazstreifen heftige Kritik am Vorgehen Israels. „Was die Regierung von Benjamin Netanjahu aktuell macht, ist inakzeptabel“, sagte er im Sender TF1. Humanitäre Hilfe aus Frankreich und anderen Ländern für die Bevölkerung in Gaza werde von Israel blockiert. Die humanitäre Krise sei verheerend, es gebe kein Wasser und keine Medikamente. Macron sprach von einer Schande. Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier betonte laut einer Sprecherin bei einem Treffen mit Netanjahu in Jerusalem die Dringlichkeit, „den Zugang der Bevölkerung in Gaza zu humanitären Hilfen wieder zu gewährleisten“.
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UN-Nothilfechef: Völkermord in Gaza muss verhindert werden
Der UN-Nothilfekoordinator Tom Fletcher hat Israels Blockade des Gazastreifens mit scharfen Worten angeprangert. „Israel schafft bewusst und schamlos unmenschliche Bedingungen für die Zivilbevölkerung in den besetzten palästinensischen Gebieten“, sagte Fletcher vor dem UN-Sicherheitsrat bei einer Sitzung in New York. Weil humanitäre Hilfe zurückgehalten werde, seien 2,1 Millionen Palästinenser im Gazastreifen vom Hungertod bedroht.
„Welche Beweise brauchen Sie jetzt noch?“, fragte Fletcher in die Runde des mächtigsten UN-Gremiums. „Werden Sie entschlossen handeln, um Völkermord zu verhindern und die Einhaltung des humanitären Völkerrechts zu gewährleisten? Oder werden Sie stattdessen sagen: „Wir haben alles getan, was wir konnten?“