Ukraine meldet größten russischen Drohnenangriff seit Kriegsbeginn

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Die Zahlen verdeutlichen, wie fern ein Frieden in der Ukraine ist: 479 Angriffsdrohnen soll Russlands Armee in der Nacht auf Montag laut ukrainischen Angaben gestartet haben. Zudem habe Russland 20 Marschflugkörper abgefeuert.

Trotz der enormen Zahl funktionierte die ukrainische Flugabwehr wohl überwiegend: 460 Drohnen sowie 19 Marschflugkörper seien abgefangen worden, hieß es von der Luftwaffe. Laut ukrainischen Angaben wurden auch vier Hyperschallraketen des Typs Kinschal abgefangen.

Über Schäden auf ukrainischer Seite war zunächst nichts bekannt. An zehn Orten seien »Einschläge« festgestellt worden, erklärte die Luftwaffe zwar, machte aber keine weiteren Angaben.

Die genaue Zahl der von Russland gestarteten Drohnen und Raketen lässt nicht unabhängig überprüfen. Allerdings deuten die Berichte bereits seit Tagen auf eine Steigerung der russischen Attacken hin. Nächtliche Angriffe mit Hunderten Drohnen und Raketen gehören inzwischen zur Tagesordnung. Zuletzt hatte es am Samstag bei einem russischen Angriff auf die Großstadt Charkiw Tote gegeben.

Seit Beginn der russischen Vollinvasion vor über drei Jahren sind nach Angaben der Vereinten Nationen durch russische Drohnenangriffe mehr als 12.000 Zivilisten in der Ukraine getötet worden.

Polen lässt Kampfjets starten

In der Nacht auf Montag zielten die Angriffe offenbar verstärkt auf die westukrainische Region Riwne. Der Bürgermeister der Regionalhauptstadt Riwne, Oleksandr Tretjak, meldete den bislang »größten Angriff« auf die Region.

Das versetzte auch das Nato-Mitglied Polen in Alarmbereitschaft. Wie der Generalstab in Warschau mitteilte, ließen angesichts der Luftangriffe die polnische Luftwaffe und verbündete Staaten Kampfjets starten. Teile der an Belarus angrenzenden Region Riwne sind weniger von der polnischen Grenze entfernt.

Gefangenenaustausch wohl verzögert

Die massiven russischen Angriffe konterkarieren die jüngsten Vermittlungsbemühungen in dem Konflikt. Russland und die Ukraine hatten sich bei weitgehend ergebnislosen Gesprächen in der Türkei zuletzt auf einen Austausch von Kriegsgefangenen geeinigt.

Dieser hätte eigentlich bereits am Wochenende stattfinden sollen. Der Chef des ukrainischen Militärgeheimdiensts, Kyrylo Budanow, ging nach eigenen Angaben nunmehr aber davon aus, dass die Kriegsgefangenen im Laufe der kommenden Woche ausgetauscht werden.

Ukraine attackiert Elektronikfabrik in Russland

Die Ukraine setzt sich gegen den Angriffskrieg immer wieder auch mit Gegenangriffen bis tief ins russische Landesinnere zur Wehr – zuletzt wurde bei der hochkomplexen Operation »Spinnennetz«  auch Russlands strategische Luftwaffe dezimiert.

Nun hat es offenbar einen ukrainischen Drohnenangriff auf eine Elektronikfabrik in der Region Tschuwaschien sowie einen Militärflugplatz gegeben.

Zwei Drohnen seien auf das Gelände der rund 600 Kilometer östlich von Moskau gelegenen VNIIR-Fabrik gestürzt, erklärte Tschuwaschiens Regionalgouverneur Oleg Nikolajew im Onlinedienst Telegram. Die Arbeit dort sei unterbrochen worden, um die Sicherheit der Angestellten zu gewährleisten.

Telegramkanäle veröffentlichten Videos, auf denen eine Drohne, eine Explosion, Feuer und Rauch zu sehen sind. Verletzte gebe es nach ersten Informationen nicht.

Die VNIIR-Fabrik ist laut der Nachrichtenagentur AFP eine der wichtigsten Herstellungs- und Entwicklungsstätten für elektronische Komponenten in Russland.

Der ukrainische Generalstab reklamierte den Angriff für sich. Die attackierte Fabrik sei eine »militärische Einrichtung«, in der Antennen für Shahed-Drohnen iranischer Bauart hergestellt würden. Angriffe dieser Art würden fortgesetzt, bis Russland seine »bewaffnete Aggression« gegen die Ukraine einstelle.

Einschränkungen für russische Luftfahrt

Nach Angaben des Generalstabs wurde zudem ein Militärflugplatz in der Region Nischni Nowgorod angegriffen. Nach vorläufigen Informationen seien zwei Kampfflugzeuge getroffen worden, hieß es. Unabhängig überprüfen ließ sich das nicht.

Das Verteidigungsministerium in Moskau teilte mit, in der Nacht insgesamt 49 ukrainische Drohnen über russischem Gebiet abgefangen zu haben. Der Luftfahrtbehörde Rosawiazija zufolge waren aus Sicherheitsgründen keine Starts und Landungen an den Flughäfen Kasan, Nischni Nowgorod, Saratow und Tambow zugelassen.

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