»Die Aussicht auf einen Job, der zur eigenen Qualifikation passt, und ein höheres Lohnniveau beeinflussen die Entscheidung von Geflüchteten für ein Zielland deutlich stärker als Sozialleistungen oder andere staatliche Unterstützung«, sagte Panu Poutvaara, Leiter des Ifo-Zentrums für Migration und Entwicklungsökonomik.
Lohnunterschiede viermal wichtiger als Sozialleistungen
Lohnunterschiede würden demnach eine fast viermal stärkere Rolle bei der Wahl des Ziellands als Unterschiede in Sozialleistungen spielen. Dies heiße jedoch »natürlich nicht, dass Sozialleistungen keine Rolle spielen«, fügte Ifo-Forscher Poutvaara hinzu. CSU-Chef Markus Söder hatte sich am Sonntag dafür ausgesprochen, dass für alle Geflüchteten aus der Ukraine künftig nur noch Asylbewerberleistungen gezahlt werden.
Bei der Studie konnten die Befragten in einem hypothetischen Szenario zwischen zwei Ländern mit verschiedenen Bedingungen wählen. Entscheidend war, ob das Land bessere Jobchancen oder höhere Löhne versprach. Wenn das Zielland positivere Aussichten in der Berufswahl verspricht, entschieden sich die Befragten mit einer um 15 Prozentpunkte höheren Wahrscheinlichkeit dafür.
Wenn der Durchschnittslohn in einem Land 500 Euro höher ist, entscheiden sich die Befragten laut der Studie lediglich mit einer um neun Prozentpunkte höheren Wahrscheinlichkeit dafür. Zudem sind persönliche Kontakte offenbar entscheidend: Wenn Freunde oder Familie bereits im Zielland leben, wächst die Wahrscheinlichkeit für diese Wahl um 8,5 Prozentpunkte – dieser Faktor ist somit wichtiger, als ob das Land in unmittelbarer geografischer Nähe zur Ukraine liegt.
Kürzung der Sozialleistungen hat begrenzte Wirkung
»Passende politische Maßnahmen auf nationaler und internationaler Ebene lassen sich nur planen, wenn die Politik die Motive der Geflüchteten, bestimmte Länder auszuwählen, zur Kenntnis nimmt«, sagte Ifo-Expertin Yvonne Giesing. So habe etwa die Kürzung der Sozialleistungen, um die Flucht in bestimmte Länder unattraktiver zu machen, nur wenig Wirkung.