Nach dem 3:0 gegen Italien herrscht bei Norwegen Euphorie, die WM 2026 scheint zum Greifen nahe. Überragender Spieler war am Freitag Leipzigs Antonio Nusa. Nationaltrainer Staale Solbakken ließ sich deshalb eine Spitze in Richtung Sachsen nicht nehmen.

Spielte die Italiener am Freitagabend schwindelig: Antonio Nusa. IMAGO/NTB
Dreimal nahm Norwegen bislang an einer Weltmeisterschaft teil. Zuletzt war dies 1998 in Frankreich der Fall, als die norwegischen Löwen (so der Spitzname der Nationalmannschaft) im Achtelfinale an Italien scheiterten (0:1). Nun stehen die Vorzeichen gut, dass Norwegen im kommenden Sommer nach 28 Jahren Wartezeit wieder zur WM fährt. Nach drei Auftaktsiegen in der Qualifikation führt das Team des ehemaligen Kölner Trainers Staale Solbakken die Gruppe I an.
Während das 5:0 in Moldawien und das 4:2 in Israel im März noch als Pflichtsiege interpretiert werden konnten, sorgten die Löwen am Freitagabend für Jubelstürme im Osloer Ullevaal Stadion. Mit 3:0 demontierten die Hausherren den viermaligen Weltmeister Italien. "Es war großartig. Wir haben eine Top-Nation geschlagen. Das ist wirklich ein Statement von uns", jubelte Kapitän Martin Ödegaard gegenüber der norwegischen Zeitung Verdens Gang.
Solbakkens Spitze gen Leipzig
Vor allem Leipzigs Antonio Nusa glänzte. Der 20-Jährige war ein ständiger Unruheherd, leitete viele gefährliche Aktionen ein und trug sich gleich zweimal in die Scorer-Liste ein: Den Führungstreffer von Alexander Sörloth bereitete Nusa mit einem feinen Pass in die Schnittstelle vor. Das 2:0 besorgte der Außenstürmer selbst, als er im Dribbling zwei Italiener stehen ließ und Keeper Gianluigi Donnarumma im kurzen Eck düpierte. "Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Es ist absolut unglaublich", stammelte Nusa bei TV 2 zu seiner Leistung.
Ich denke, er ist jedes Mal, wenn wir ein Länderspiel haben, der beste Fußballer der Welt. Das ist ein Niveau, das überirdisch ist.
Patrick Berg über Antonio Nusa
Seine Teamkollegen fanden dagegen ausschließlich lobende Worte. Patrick Berg staunte über Nusa: "Ich denke, er ist jedes Mal, wenn wir ein Länderspiel haben, der beste Fußballer der Welt. Das ist ein Niveau, das überirdisch ist." Und Erling Haaland, der kurz vor der Pause den Endstand herstellte, meinte: "Es ist toll, mit ihm zu spielen, er hat mir schon viele Assists gegeben. Auch heute hat er einen Assist gegeben und ein Tor geschossen. Es ist also ein bisschen verrückt."
"Er war sehr gut. Er ist normalerweise gut für mich", hob auch Solbakken Nusas Leistung hervor. Die Bundesliga habe den 20-Jährigen "noch nicht ganz entdeckt", so der Nationaltrainer, aber für Norwegen zeige er stets starke Leistungen - auf dem linken Flügel, wie Solbakken hervorhob: "Bei uns spielt er auf der Position, auf der er spielen soll. In der Vereinsmannschaft macht er das nicht." Die Frage, ob er diesen Hinweis an die Verantwortlichen von RB Leipzig weitergeben wolle, konterte der 56-Jährige spitz: Bei den vielen Trainerwechseln bei den Sachsen habe er keine aktuelle Telefonnummer.
Haaland: "Sind zu gut, um nicht teilzunehmen"
Abschließend richtete Solbakken auch mahnende Worte an sein Team, angesichts der Osloer Euphorie bremste der Trainer: "Wir dürfen bei diesem Hype nicht mitmachen. Das meine ich ernst." Bereits am Montag (20.45 Uhr, LIVE! bei kicker) steht in Estland die nächste Quali-Prüfung für Norwegen an.
Doch bei seinen Spielern fand Solbakken am Freitagabend wenig Gehör. "Wir sind zu gut, um nicht an einer Meisterschaft teilzunehmen", tönte Haaland. "Ich werde bei der Weltmeisterschaft spielen, das ist es, was ich tun werde." Der Traum von der WM in Kanada, Mexiko und den USA ist für Norwegen eben zum Greifen nahe.
vfa