Die Hamburger U 21 will sich von den vereinsinternen Querelen nicht beeindrucken lassen. Am Samstag wartet der Tabellenführer, mit dem man zuletzt auf Augenhöhe war.
Anssi Suhonen zählt zu den Leistungsträgern in der U 21 und ist mittlerweile auch wieder ein Kandidat für den Profi-Kader. IMAGO/Niklas Heiden
Schon bei seinem Amtsantritt als Regionalliga-Trainer beim Hamburger SV Ende Juni sprach Loic Favé viel von "Verzahnung". Die Zusammenarbeit zwischen der Zweitliga-Mannschaft und der U 21 sollte intensiviert werden. Favé bot dafür die besten Voraussetzungen, denn nach der Verpflichtung von Steffen Baumgart als Profi-Coach Mitte Februar stieg der 31-Jährige, der gerade frisch vom FC Basel verpflichtet worden und mit der Analyse des Nachwuchsbereichs beauftragt worden war, zunächst als Co-Trainer beim Zweitliga-Team ein.
Am Dienstag stand Favé wieder bei den Profis auf dem Trainingsplatz. Nur sein Kompagnon Baumgart nicht mehr. Die Zusammenarbeit zwischen den beiden klappte auch in neuer Konstellation ab dem Sommer - selten hat ein Profi-Trainer beim HSV so viele U-21-Heimspiele besucht - doch von Erfolg gekrönt war die "Verzahnung" nicht, zumindest für das Aushängeschild des Klubs.
Für die U 21 schon, denn Talente wie Nicolas Oliveira, William Mickelbrencis, Bilal Yalcinkaya und Anssi Suhonen sammelten in der Regionalliga nicht nur Spielpraxis, sondern waren Leistungsträger - wobei Letzterer in der Form der letzten Wochen sogar ein Kandidat für die Startelf der Profis in Karlsruhe sein müsste.
Uysal als Interim
Favé war am Dienstag aber nicht der einzige U-21-Trainer bei den Profis, der Interimscoach Merlin Polzin intensiv unterstützte: Taktik-Fuchs Richard Krohn und Athletik-Experte Jan Hasenkamp stiegen kurzfristig auch auf - da funktionierte die "Verzahnung". Sie haben aber weiterhin auch ein Auge auf die U 21, auch wenn der langjährige Co-Trainer Soner Uysal offiziell für die Vorbereitung auf das Spitzenspiel beim TSV Havelse zuständig ist und dort auch als Chef auf der Bank sitzen wird. Spitzenspiel? Tatsächlich trennen beide Teams in der Tabellen zwar 17 Zähler. Seit Ende August war der Rothosen-Nachwuchs aber ähnlich erfolgreich wie der Tabellenführer. 27 Zähler holte der HSV, Havelse sammelte im selben Zeitraum zwei Punkte mehr. So langsam werden die Talente erwachsen.
Die gute Form der Youngster, die sechs der vergangenen acht Partien gewannen, dürfte sich auch durch die vereinsinternen Unruhen nicht wesentlich verändern. Schließlich werden die zur U-21-Trainingsgruppe degradierten Levin Öztunali und Moritz Heyer nicht in Punktspielen zum Einsatz kommen. Dagegen wiegt das Fehlen von Omar Megeed wegen dessen fünfter gelber Karte schon wesentlich schwerer. Der 19-Jährige sollte eigentlich nur den ambitionierten Kapitän Milad Nejad im defensiven Mittelfeld vertreten, wurde dann aber sogar zum Garanten für den Aufschwung, weil er nicht nur defensiv überzeugte, sondern sogar zum Taktgeber wurde.
Eine Woche später gegen den SV Meppen dürfte Megeed jedoch wieder in der Regionalliga dabei sein - genauso wie Loic Favé, wenn denn der nächste neue Profi-Coach die Wende zum Guten und zum Aufstieg in die Bundesliga einleiten soll. Auch wenn noch niemand dessen Namen kennt: Das Thema "Verzahnung" dürfte sich damit erstmal erledigt haben. Favé hat trotzdem genug zu tun, schließlich absolviert ja in dieser Saison auch noch den Lehrgang zur Uefa-Pro-Lizenz.
Harry Borchardt