Der FC Arsenal möchte Piero Hincapie verpflichten. Trotz dessen Ausstiegsklausel pokern die Gunner aber mit Bayer nicht nur um die Modalitäten bei der Ablöse.

Der FC Arsenal verhandelt mit Bayer über die Ablösemodalitäten für Piero Hincapie. picture alliance / pepphoto
Dass der FC Arsenal der heißeste Kandidat für die Verpflichtung von Piero Hincapie ist, ist bekannt. Ebenso, dass der ecuadorianische Nationalspieler mit Hilfe einer Ausstiegsklausel in seinem bis 2029 laufenden Vertrag mit Bayer 04 den Klub für eine Ablöse in Höhe von 65 Millionen Euro bis zum Ende der Transferperiode verlassen kann. Dennoch befinden sich beide Klubs in Verhandlungen.
So möchten die Gunners die Ablösesumme drücken. Eine Idee, auf die sich der deutsche Vizemeister nicht einlassen will und kann. Auch in den Büros der BayArena ist man sich bewusst, dass es auf massives Unverständnis stoßen würde, wenn man damit Hincapie quasi freiwillig abgeben würde, nachdem schon sechs wichtige Spieler der Double-Mannschaft von 2024 den Klub in diesem Sommer verlassen haben.
Ließe sich Bayer runterhandeln, wäre der Fan-Ärger noch größer
Sorgte die zu so einem späten Zeitpunkt noch aktive Ausstiegsklausel schon für Unverständnis bei den Fans, so würde ein Verkauf unter der festgeschriebenen Summe das Fass wohl zum Überlaufen bringen. Denn das hieße, dass man den Innenverteidiger verkaufen wolle und nicht nur wegen der Ausstiegsklausel abgeben muss.
Demzufolge können die Verantwortlichen der Gunners mit ihrer Idee in Leverkusen nur auf taube Ohren stoßen. Auch wenn Hincapies Ausstiegsklausel dynamisch formuliert ist. Sprich: Zu Beginn der Sommer-Transferperiode hätte der Abwehrspieler für eine niedrigere Summe wechseln können, als es jetzt der Fall ist.
Hincapie unter dem Kurs der Ausstiegsklausel abzugeben, wäre ein fatales Signal
So würde Bayer 2026 womöglich eine geringere Ablöse bei einem Wechsel von Hincapie erzielen. Doch jetzt einen gleichwertigen Ersatz zu beschaffen (Manchester Citys Manuel Akanji ist ein Kandidat) wäre so kurz vor Transferschluss auch deutlich kostspieliger. So nämlich wäre Bayers Handlungsdruck doch für alle Klubs offensichtlich. Zudem ist die Auswahl an passenden Kandidaten reduziert und nimmt von Stunde zu Stunde weiter ab.
Hincapie jetzt freiwillig abzugeben, wäre nach dem Verlust etlicher Leistungsträger ein fatales Signal. Dennoch gibt es für Bayer einen guten Grund, sich jetzt mit Arsenal an den Verhandlungstisch zu setzen. Einigt man sich schnell, kann Bayer früher beim benötigten Ersatz in die Umsetzung gehen. Was die Dinge weniger kompliziert machen könnte, als wenn Arsenal die Klausel erst am Deadline Day ziehen würde.
Bayer hat schon einige Transfereinnahmen ins Jahr 2026 verschoben
Zudem ist auch das Transfermodell ein Thema. So schwebt den Engländern eine Leihe mit Kaufpflicht vor. Für den Bundesligisten eine durchaus vorstellbare Variante, hat dieser doch bereits bei mehreren Verkäufen mehr oder weniger große Teile der Ablöse ins nächste Geschäftsjahr 2026 verschoben.
So wurden für Amine Adlis Transfer zum AFC Bournemouth relativ hohe Boni vereinbart. Zu 21 Millionen Euro Ablöse werden zwischen acht und neun Millionen Euro an Zusatzzahlungen im Jahr 2026 möglich sein. Die Boni beim Rekordverkauf von Florian Wirtz zum FC Liverpool für eine Fixsumme von 125 Millionen Euro machen auch noch mal 15 Millionen Euro an leicht erreichbaren Zusatzzahlungen und zehn Millionen Euro an extrem erfolgsabhängigen möglich.
Eine Leihe mit Kaufpflicht wäre auch für Bayer vorteilhaft
Besonders deutlich wird die Idee beim Transfer von Matej Kovar. Die Leihe des Torhüters zur PSV Eindhoven, die erst mal nur 500.000 Euro Gebühr einbringt, wird 2026 mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit (Meister PSV Eindhoven darf nicht absteigen) zu einem fixen Transfer für fünf Millionen Euro plus Boni werden. Ein Konstrukt, das gewählt wurde, um den Gewinn, der letztlich am Jahresende an den Mutterkonzern Bayer AG abgeführt werden muss, und die für den Gewinn zu zahlenden Steuern relativ klein zu halten.
Ist Arsenal also bereit, die 65 Millionen Euro für Hincapie zu zahlen, ist neben anderen Varianten auch das Modell denkbar, dass die Ablöse für den Abwehrspieler erst 2026 fließen wird - allerdings mindestens in der Höhe der Ausstiegsklausel.
Stephan von Nocks