Backhaus: Mit Eishockey-Mentalität zum nächsten Highlight

vor 1 Stunde 1

Welch ein Spiel gegen den Titelverteidiger VfB! Mit einem beherzten Auftritt sammelte Eintracht Braunschweig trotz der Niederlage viel Mut - und stimmt ihren Trainer zuversichtlich.

 Braunschweigs Trainer Heiner Backhaus.

Blickt mit Stolz auf sein Team: Braunschweigs Trainer Heiner Backhaus. IMAGO/Susanne Hübner

Ein "unfassbar gutes Spiel" habe er gesehen. Mutig habe seine Mannschaft agiert, sei über sich hinausgewachsen, habe Ballgewinne erzielt, Umschaltmomente genutzt. Und: "Zweimal sind wir zurückgekommen", so Braunschweigs Trainer Heiner Backhaus, der im Überschwang des Stolzes seinen Spielern auch noch einen fünften Treffer zugetraut hätte, wäre der VfB Stuttgart bei diesem 4:4 im Pokalspiel, das erst nach dem Elfmeterschießen mit 7:8 verloren ging, nochmals in Führung gegangen.

Vor allem den Teamgeist des Zweitligisten stufte dessen Trainer hoch ein. Getreu dem Motto: "Die Mannschaft ist mehr als die Summe aller Einzelspieler." Auf diese Weise scheint es dem 43-Jährigen, der im Sommer von Alemannia Aachen kam, zu gelingen, die Lebensgeister bei den Niedersachsen zu wecken. Oder besser: am Leben zu halten. Backhaus baut auf Emotionen, die Kräfte frei setzen. Und große Emotionen gab es schließlich zuletzt auch schon vor seinem Einstieg bei den Braunschweigern, die buchstäblich in letzter Minute in der Relegation gegen den 1. FC Saarbrücken den Abstieg vermieden hatten.

Relegation aber, so Backhaus nun, mache im Vergleich zu so einem Pokalspiel nicht wirklich Freude. "Da hast du die Perspektive von oben, bist Zweitligist, willst nicht nach unten. Underdog gegen Pokalsieger macht dagegen Spaß." Schön sei bei dieser Gelegenheit zu sehen, dass in der jungen Elf Spieler standen, die in der Relegation noch auf der Bank oder Tribüne gesessen hätten. "Die Entwicklung einiger Spieler von der Relegation bis heute ist fantastisch."

Zwei Ausfälle für das kommende Wochenende

Stuttgart könnte nun als Weichenstellung für eine Saison dienen, die für den BTSV mit sechs Punkten aus drei Spielen schon gar nicht so schlecht begonnen hatte. Das VfB-Spiel als Signal für die Zukunft. Backhaus: "So einen Matchplan kannst du nur umsetzen, wenn du die Herzen erreichst." So seien die Spieler in der Lage, miteinander im Team zu agieren, überzeugt nach vorne zu spielen und im Anlaufen des Gegners den Erfolg zu suchen. "Gegentore bekommen wir, seitdem ich hier bin, immer nur im tiefen Block. Wir sind noch nicht ein Mal ausgekontert worden. Deswegen haben wir aus den letzten Spielen mitgenommen, dass wir mutig sein wollen, auch bei Wechseln vorne drauf bleiben wollen. Wenn du defensiv wechselst, wird das schwer."

Doch nicht zu unterschätzen ist die physische Herausforderung für den auch personell nicht auf Rosen gebetteten Kader. Im nächsten bevorstehenden Highlight gegen den Vorjahres-Pokalfinalisten Arminia Bielefeld fehlt am Samstag in der Liga über den rot-gesperrten Louis Breunig hinaus mit Frederik Jäkel zumindest ein weiterer Verteidiger, und das für lange Zeit: Am Mittwoch kommunizierte der Klub, dass der 24-Jährige wegen eines Kreuzbandrisses operiert werden muss.

Je mehr du dich mit Müdigkeit befasst, desto müder bist du auch.

BTSV-Trainer Heiner Backhaus

"Wir haben eine sehr junge Mannschaft. Die Jungs haben den Vorteil, dass sie schneller regenerieren", will Backhaus nach dem Marathon-Match gegen den VfB keine Diskussion über die Kraftreserven aufkommen lassen, sondern die Mentalität einer anderen Sportart annehmen.  "Eine Eishockey-Mannschaft spielt alle drei Tage. Je mehr du dich mit Müdigkeit befasst, desto müder bist du auch. Wir haben ein super Spiel gegen den Ball gemacht, es spricht nichts dagegen, dass wir das in jedem Spiel spielen." Allerdings: "Bielefeld wird auch einmal einen Ball über die Kette schlagen, das macht Stuttgart nicht so oft. Arminia ist undankbar zum Ende der Woche, Karlsruhe wäre mir da lieber." Der KSC, Gegner am vergangenen Spieltag, laufe nicht alles an, der kommende Gegner allerdings schon. "Da musst du schon mit derselben Intensität dagegenhalten."

Der Unterstützung der am Dienstag verzückten Fans dürfen sich die Braunschweiger dabei im eigenen Stadion sicher sein. "Stimmung wie nach einem Sieg", hatte Backhaus nach dem Aus gegen Stuttgart ausgemacht. Er weiß: "Wenn du alles gibst, sind die Leute zufrieden. Das war ein Schulterschluss zwischen Mannschaft und Fans, das hat jeder gemerkt. Das werden wir auch brauchen. Wir werden auch noch harte Phasen in der Saison haben."

Michael Richter

Gesamten Artikel lesen