Hansi Flick musste von der Tribüne aus mitansehen, wie sein FC Barcelona in einem unterhaltsamen und emotionalen Clasico im Bernabeu den Kürzeren zog. Die entscheidenden Akzente setzte Jude Bellingham.

Jubelschrei: Real-Matchwinner Jude Bellingham. IMAGO/Pressinphoto
Es dauerte nur wenige Minuten, ehe der erste Clasico dieser Saison Fahrt aufnahm - und irgendwie nicht mehr so recht die Bremse fand. Real, das im Vergleich zum 1:0 in der Königsklasse gegen Juventus mit Huijsen und Camavinga für Asencio und Brahim Diaz begonnen hatte, kam in der 5. Minute erstmals gefährlich vor das Tor der Katalanen und wähnte sich früh am Ziel. Referee Cesar Soto Grado entschied nach einem Zweikampf von Vinicius Junior und Lamine Yamal auf Elfmeter für Real, musste sich aber nach Ansicht der Videobilder revidieren. "Vini" hatte den spanischen Europameister gefoult und nicht umgekehrt.
In der 13. Minute jubelte Real erneut verfrüht: Arda Güler hatte Fermin das Leder vom Fuß gespitzelt und zu Mbappé befördert. Der Franzose jagte es aus 22 Metern ins Tor, stand aber einen winzigen Tick im Abseits. Riesenglück für Barcelona, das nach dem 6:1 in der Champions League gegen Olympiakos Piräus ebenfalls zwei Änderungen vorgenommen hatte (De Jong und Ferran Torres für Casado und Dro Fernandez).
Mbappé eröffnet nach Traumpass
Doch das war in der 22. Minute aufgebraucht: Ein herrlicher Steilpass von Bellingham zerlegte die alles andere als sattelfeste Defensive in ihre Einzelteile. Von der Tribüne aus sah der gesperrte Flick, wie Mbappé allein vor Keeper Szczesny den Rest erledigte - 1:0.
Zunächst blieben die Königlichen am Drücker, doch dann fand auch Barcelona langsam Mittel und Wege, den deutlich höheren Ballbesitz in Chancen umzumünzen. Und so entwickelte sich ein offener Schlagabtausch, der keine Wünsche offen ließ: Nach mehreren aussichtsreichen Gelegenheiten auf beiden Seiten verlor Arda Güler das Leder am eigenen Strafraum gegen Pedri. Über Umwege landete der Ball bei Rashford, dessen flache Hereingabe verwandelte Fermin Lopez in der Mitte aus kurzer Distanz zum Ausgleich (38.).
Nur fünf Minuten später klingelte es wieder auf der anderen Seite. Eine Vinicius-Flanke war eigentlich zu ungenau, doch am langen Pfosten setzte sich Eder Militao gegen Balde durch und brachte das Leder mundgerecht für Bellingham in die Mitte. Der Engländer musste es nur noch über die Linie drücken (43.). Das 2:1, gleichzeitig der Pausenstand in diesem wahnwitzig temporeichen und intensiven Clasico, der sich kaum Auszeiten gönnte.
Mbappé verschießt strittigen Elfmeter - Vinicius außer sich
Das änderte sich auch nach Wiederanpfiff zunächst nicht. Schon in der 49. Minute war wieder Feuer drin, als Real Elfmeter forderte. Garcia hatte eine Hereingabe von Bellingham an der Torauslinie mit einer Grätsche geblockt, von Bellinghams Knie flog der Ball dann zurück an Garcias Hand. Die Flipperszene wurde geprüft und als strafbar bewertet - eine äußerst strittige Entscheidung, die letztlich aber nicht spielentscheidend war - weil Szczesny die richtige Ecke ahnte und Mbappés Elfmeter stark parierte. Kurz davor und danach vergab übrigens Fermin Lopez hervorragende Einschussgelegenheiten von der Strafraumgrenze.

Konnte seine Auswechslung nicht nachvollziehen und marschierte wütend in die Katakomben: Vinicius. IMAGO/DeFodi Images
Erst jetzt wurde der Taktstock etwas langsamer geschwungen. Die Königlichen, die bis zur 75. Minute nur 35 Prozent Ballbesitz verzeichnet hatten, standen nun tiefer und beendeten somit ein Stück weit den Wildwestfußball im Bernabeu. Sie taten gut daran, denn Barcelona fiel gegen die kompakte Defensive der Blancos nicht besonders viel ein. Courtois blieb in dieser Phase beinahe beschäftigungslos.
Für Aufregung sorgte nur Vinicius, der sich bei seiner Auswechslung in der 72. Minute gar nicht mehr einbekam und Xabi Alonso keines Blickes würdigte. Laut schimpfend und gestikulierend stakste der Brasilianer direkt in die Katakomben des Stadions.
Ampelkarte für Pedri und Tumulte am Spielfeldrand
Seine Kollegen rieben sich unterdessen in der Abwehr auf und ließen kaum mehr Erwähnenswertes zu. Einen Chippass von Lamine Yamal - es war seine beste Szene in einem insgesamt überraschend blassen Auftritt - nahm der von Real übersehene Koundé zu unsauber an. Quasi mit der letzten Szene sah Pedri zu allem Überfluss auch noch die Ampelkarte. Im Anschluss kam es zu großen Tumulten an der Seitenlinie zwischen den Bänken der beiden Kontrahenten, die auch nach Schlusspfiff nochmals aufflammten.
Beide Teams haben nach dem Clasico ausnahmsweise mal eine Woche frei: Real trifft als Nächstes am Samstag (21 Uhr) zu Hause auf den FC Valencia. Barcelona hat am Sonntag (18.30 Uhr) den FC Elche zu Gast - dann wieder mit Flick an der Seitenlinie.
las

vor 2 Tage
1










English (US) ·