Im DFB-Pokal bei der SG Sonnenhof Großaspach beginnt für Bayer 04 und Erik ten Hag der Ernst der Saison. Vor seiner Pflichtspiel-Premiere mit der Werkself bremst der Trainer die Erwartungen an sein neu zu formierendes Team.

Stellt zum Start keinen Zauberfußball in Aussicht: Bayer-Trainer Erik ten Hag. IMAGO/Maximilian Koch
Am Freitagabend bei Regionalliga-Aufsteiger SG Sonnenhof Großaspach beginnt für Erik ten Hag der Ernst des Lebens als Trainer von Bayer 04. Der 55-Jährige bestreitet sein erstes Pflichtspiel mit der Werkself. Unter personell denkbar ungünstigen Voraussetzungen angesichts vieler Verletzter und noch fehlender Zugänge. Und dennoch schaut der Niederländer der Partie prinzipiell mit großer Vorfreude entgegen.
Schließlich ist ten Hag ein Fan der nationalen Cup-Wettbewerbe. "Der Pokal hat mich immer begeistert. Ich war mit Utrecht im Pokalfinale, mit Ajax war ich sogar dreimal da und habe auch gewonnen", sagt der Trainer mit Blick auf seine Stationen in seiner Heimat, "der Pokal ist schon ein super Wettbewerb, weil es nur ein Spiel gibt."
Für ten Hag gab es im Pokal oft Gladiolen
Ein Spiel. Tod oder Gladiolen, wie es sein Landsmann Louis van Gaal mal ausdrückte. Für ten Hag waren es oft die Blumen, die für Stolz, Stärke und Sieg stehen, die am Ende standen. Auch in seiner Zeit bei Manchester United, die oft aufgrund des enttäuschenden Endes mit der Entlassung auf Rang 14 nach dem 9. Spieltag Ende Oktober 2024 rein als Misserfolg eingeordnet wird, gewann er den FA Cup und den englischen Ligapokal.
Ten Hag weiß also, wie Pokal funktioniert. Und deshalb fordert er für das Spiel beim stark gestarteten Regionalliga-Aufsteiger: "Es geht darum, dass wir mit dem richtigen Fokus rangehen. Mit dem Respekt für den Gegner, aber wir müssen unser Spiel machen."
Ich weiß als Trainer, wie man Prozesse managen kann, aber du kannst Fortschritte nicht erzwingen. Das ist unmöglich.
Die grundsätzliche Spielidee des Niederländers wurde in der Vorbereitung bereits deutlich, die optimale Umsetzung auf hohem Niveau ließ aber noch zu wünschen übrig. Die am Ende schmeichelhafte 0:2-Niederlage beim FC Chelsea in der Generalprobe diente als eindeutiger Beleg, dass Bayer noch nicht auf dem Top-Niveau wie unter ten Hags Vorgänger Xabi Alonso agiert.
Dass diese Vergleiche kommen werden, ist dem erfahrenen Trainer bewusst. Treiben lassen möchte er sich davon aber nicht. "Ich weiß als Trainer, wie man Prozesse managen kann, aber du kannst Fortschritte nicht erzwingen. Das ist unmöglich", sagt er und nutzt eine Metapher, um dies zu unterstreichen.
Ganz schnell eine Mannschaft aufzubauen und gleichzeitig erfolgreich zu sein - so funktioniert Fußball auf Topniveau nicht.
"Niemand ist wie Harry Potter - ganz schnell eine Mannschaft aufzubauen und gleichzeitig erfolgreich zu sein", sagt ten Hag und betont damit, nicht über Zauberkünste zu verfügen, "aber so funktioniert Fußball auf Topniveau nicht."
Der neue Trainer stellt auch das Umfeld darauf ein, dass es nicht von Beginn an reibungslos laufen, keinen Zauberfußball geben wird. Erst recht, da Bayer viele Leistungsträger verloren hat und noch nicht überall entsprechenden Ersatz verpflichten konnte. "Wir haben schon viele Spieler verloren und wir brauchen Qualität", so ten Hag, der dann sein Credo formuliert.
Im Herbst bis zum Winter ist es nur harte Arbeit.
"Ich sage immer: Im Herbst bis zum Winter ist es nur harte Arbeit, um den Zusammenhalt und die Spielidee auszubilden. Die Trophäen gibt es im Mai zu gewinnen." Am Freitag in Großaspach muss Bayer im DFB-Pokal die Voraussetzung dafür schaffen, dass dies dann auch in jenem Wettbewerb noch möglich ist. Ganz egal, wie ungünstig die Rahmenbedingungen für Erik ten Hags Pflichtspiel-Debüt bei Bayer 04 sein mögen.
Stephan von Nocks