Heute soll unter der Führung von Malaysia ein Waffenstillstand zwischen Thailand und Kambodscha verhandelt werden. Seit mehreren Tagen wird gekämpft.
28. Juli 2025, 2:11 Uhr Quelle: DIE ZEIT, AFP, hoe
Inmitten anhaltender Gefechte an der Grenze zwischen Kambodscha und Thailand ist nach Angaben aus Bangkok für Montag die Aufnahme von Friedensgesprächen geplant. Das Büro des amtierenden thailändischen Ministerpräsidenten Phumtham Wechayachai teilte am Sonntag mit, dass dieser am Montag Kambodschas Regierungschef Hun Manet in Malaysia treffen werde. Die Gespräche werden demnach von Malaysias Ministerpräsident Anwar Ibrahim ausgerichtet.
Malaysia hat derzeit den Vorsitz des südostasiatischen Staatenbündnisses Asean inne, dem beide Länder angehören. Anwar erklärte, die erwarteten Gespräche konzentrierten sich auf einen sofortigen Waffenstillstand zwischen den beiden verfeindeten Nachbarländern. Die Regierungsvertreter beider Seiten hätten ihn gebeten, "zu versuchen, eine Friedensvereinbarung auszuhandeln", zitierte ihn die nationale Nachrichtenagentur Bernama.
"Ich diskutiere die Parameter, die Bedingungen, aber wichtig ist (ein) sofortiger Waffenstillstand", erklärte Anwar demnach. Kambodscha hat sich zu den für 15.00 Uhr (Ortszeit, 09.00 MESZ) geplanten Gesprächen bislang nicht geäußert.
Auch Trump fordert Frieden
US-Präsident Donald Trump hatte zuvor erklärt, die Regierungschefs Kambodschas und Thailands hätten in ein Treffen eingewilligt, um ein Abkommen über eine Waffenruhe auszuarbeiten. Sie wollten sich "umgehend" treffen und "schnell eine Waffenruhe vereinbaren, und, letztendlich, Frieden", schrieb Trump in seinem Onlinenetzwerk Truth Social nach Telefonaten mit den Regierungschefs beider Seiten.
Die seit Donnerstag andauernden Gefechte gingen derweil den vierten Tag in Folge weiter. In der rund 20 Kilometer von der thailändischen Grenze entfernten kambodschanischen Ortschaft Samraong war am Sonntag regelmäßiges Artilleriefeuer zu hören, wie Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichteten.
Nach Angaben des kambodschanischen Verteidigungsministeriums nahm die thailändische Armee am frühen Sonntagmorgen die zwischen beiden Ländern umstrittene Grenzregion unter Beschuss. Ein thailändischer Armeesprecher teilte hingegen mit, kambodschanische Truppen hätten bereits kurz zuvor mit Artilleriefeuer begonnen. Nach seinen Angaben kämpften die Streitkräfte um die Kontrolle strategisch wichtiger Stellungen.
Gegenseitige Anschuldigungen
Das thailändische Außenministerium beschuldigte unterdessen die kambodschanischen Streitkräfte, Granaten auf Wohnhäuser in der Provinz Surin abgefeuert zu haben. "Solange es Kambodscha ernsthaft an Aufrichtigkeit mangelt, kann keine Einstellung der Feindseligkeiten erreicht werden", teilte das Ministerium mit.
Die Sprecherin des kambodschanischen Verteidigungsministeriums, Maly Socheata, bestritt dagegen, dass die Streitkräfte ihres Landes zuerst geschossen hätten. Sie warf Thailand "vorsätzliche und koordinierte Aggressionen" vor.
Der kambodschanische Ministerpräsident Hun Manet hatte nach Trumps Verlautbarung erklärt, sein Land sei mit dem Vorschlag einer "sofortigen und bedingungslosen Waffenruhe" zwischen den Streitkräften beider Länder einverstanden. Er kündigte Gespräche zwischen Kambodschas Außenminister Prak Sokhonn und US-Außenminister Marco Rubio an. Zugleich warnte er Thailand davor, mögliche Vereinbarungen zu brechen.
Der thailändische Regierungschef Phumtham Wechayachai erklärte seinerseits, er habe dem Beginn von Verhandlungen über eine Waffenruhe grundsätzlich zugestimmt. Diese sollten "so schnell wie möglich" beginnen, Kambodscha müsse jedoch "ehrlichen Willen" zum Frieden zeigen.
Mehr als 100.000 sind geflüchtet
Bei den Kämpfen zwischen den Nachbarstaaten wurden bislang nach offiziellen Angaben mindestens 34 Menschen getötet. Damit wurde die Opferzahl während der bis dahin letzten Gefechte in dem Konflikt vor rund 15 Jahren übertroffen. Mehr als 200.000 Menschen flohen aus ihren Dörfern, 138.000 auf der thailändischen und 80.000 auf der kambodschanischen Seite der Grenze.
Die Gefechte sind die jüngste Eskalation in einem seit Jahrzehnten andauernden Streit um die Grenzziehung im sogenannten Smaragd-Dreieck, wo die thailändische Provinz Surin und die kambodschanische Provinz Oddar Meanchey sowie der Nachbarstaat Laos aneinander grenzen.
Am Freitag hatte eine von Kambodscha einberufene Sitzung des UN-Sicherheitsrats unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattgefunden. Beide Länder beschuldigten sich gegenseitig, zuerst angegriffen zu haben, und verwiesen auf ihr Recht zur Selbstverteidigung.