Mithilfe der Sensordaten einer Apple Watch lassen sich verschiedene Erkrankungen unter Umständen frühzeitig erkennen. Das geht aus einer Studie hervor, die Apple veröffentlicht hat. Forscher des Unternehmens haben dafür ein neues Grundmodell entwickelt, das Wearable Behavior Model (WBM), wie sie in ihrem Paper schreiben, das bereits Ende Juni auf der Preprint-Website Arxiv.org publiziert wurde.
Daten von 162.000 Menschen
Zur Entwicklung des WBM wurden Daten von 162.000 freiwilligen Teilnehmern an Apples Herz- und Bewegungsstudie über insgesamt 2,5 Milliarden Stunden ausgewertet. Insgesamt 57 für die Gesundheit relevante Aufgaben wurden dann mit dem Modell getestet. Zu den ausgewerteten Sensordaten gehörten die Bereiche Herzgesundheit (über Pulsmessung), körperliche Aktivität (über Beschleunigungssensor), vom Nutzer eingegebene Daten wie BMI, die sogenannten Vitals, die inzwischen auch Änderungen der Körpertemperatur umfassen, wenn die Watch nachts getragen wird, sowie Mobilität / Gangverhalten.
Nützlich an dem neuen Grundmodell ist vor allem, dass es Gesundheitsveränderungen über einen Zeitverlauf erfasst – und nicht nur einzelne Werte analysieren kann, wie sie dem Nutzer normalerweise präsentiert werden. Gut funktioniert die Erkennung etwa bei Infektionskrankheiten der Atemwege oder Herzerkrankungen, die die Einnahme von Betablockern bedingen. Sogar die Erkennung einer Schwangerschaft funktionierte erstaunlich gut. Überprüft wurde auch, ob ein Diabetes-Status oder eine Mobilitätsverletzung festgestellt werden können. Das WBM konnte außerdem Eingabesignale rekonstruieren.
Potenzial für ein Produkt?
Angaben dazu, ob das WBM zu einem Produkt gemacht wird, wurden von Apple bislang nicht gemacht. Der Konzern neigt im Bereich KI mittlerweile dazu, einige ganze Reihe von Papern zu veröffentlichen, die zunächst reine Forschungsvorhaben beschreiben. Das Problem einer medizinischen Früherkennung via Apple Watch liegt immer noch in der Genauigkeit der Geräte – und der Zulassungsproblematik.
So hat Apple etwa den Blutsauerstoffsättigungsmesser in seiner Computeruhr nur als "Wellness"-Gerät tituliert, nicht jedoch als medizinischen Sensor. So wird es wohl noch eine Weile dauern, bis sich Wearables als Kassenleistung verschreiben lassen. Doch die Tatsache, dass die Daten vorhanden sind und langfristig erfasst werden, ergibt ganz neue Möglichkeiten, wie das WBM zeigt.
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(bsc)