Stromversorgung in Spanien und Portugal wird wiederhergestellt

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Nach dem großflächigen Stromausfall in Spanien und Portugal am Montagmittag geht es in der Nacht zu Dienstag voran mit der Wiederherstellung der Versorgung.

In Städten wie Madrid, Lissabon, Barcelona oder Alicante floss in mehreren Bezirken wieder Strom. Auch einige U-Bahn-Linien wurden in Madrid und Barcelona wieder in Betrieb genommen. Bis die Versorgung wieder überall normal ist, wird es aber noch Stunden oder gar Tage dauern.

Wie Daten des spanischen Netzbetreibers REE zeigen, wurden gegen 22.30 Uhr Mitteleuropäischer Zeit landesweit etwa 69 Prozent der ursprünglich geplanten Leistung nachgefragt. Das heißt, dass zu diesem Zeitpunkt sowohl die entsprechende Menge Elektrizität produziert wie auch abgenommen wurde. Auf dem Tiefpunkt kurz nach dem Kollaps um 12.33 Uhr Ortszeit hatte dieser Wert bei rund 40 Prozent gelegen.

Kohle- und Atomkraftwerke blieben komplett aus

Laut den REE-Daten kamen bei der Wiederherstellung lange Zeit mehr als Dreiviertel des erzeugten Stroms aus erneuerbaren Energien. Zum Sonnenuntergang nahm der Anteil der Photovoltaik naturgemäß ab. Im Gegenzug wurden dann Gas- und Dampfkraftwerke angeschaltet. Kohle- und Atomkraftwerke blieben komplett aus.

Dies liegt unter anderem daran, dass es in solchen Situationen besonders kompliziert ist, solche großen Meiler wieder hochzufahren. »Stromangebot und Stromnachfrage müssen immer möglichst ausgeglichen sein«, sagt Benjamin Schaefer, Experte für Stromnetze am Karlsruher Institut für Technologie, dem SPIEGEL. Und: Die Frequenz – die Geschwindigkeit, mit der Strom durch das Netz fließt – »sollte möglichst in der Bandbreite von 49,9 bis 50,1 Herz bleiben«.

Daher geht das Wiederhochfahren der großflächigen Versorgung am einfachsten in kleinen Schritten: etwas mehr Angebot, etwas mehr Nachfrage, etwa indem ein kleines Kraftwerk ans Netz gebracht und ein Stadtteil wieder versorgt wird.

Zudem sei es »möglich, dass in der Wiederherstellungsphase Kraftwerke priorisiert werden, die selbst Energie liefern, um sich zu starten«, sagt Schaefer. Würde hingegen ein Kohlekraftwerk hochgefahren, würde dieser Kaltstart oft erst einmal erhebliche Mengen an Energie benötigen.

Suche nach der Ursache

Der kleinteilige Prozess hat einen Nachteil: Es dauert lange, bis jede Stadt, jedes Dorf, jeder Bezirk in Spanien wieder versorgt ist. Und Bewohnerinnen und Bewohner von Vierteln, die noch keinen Strom haben, werden sich benachteiligt fühlen.

Umso wichtiger wäre in dieser Situation ein Puffer: etwa indem Nachbarstaaten kurzzeitige Angebots- oder Nachfrageüberhänge im nationalen Netz ausgleichen. Allerdings sei das Netz auf der Iberischen Halbinsel nur vergleichsweise schwach an Frankreich gekoppelt, sagte Schaefer. Entsprechend länger kann die vollständige Wiederherstellung dauern.

Über die Ursache des weitreichenden Blackouts herrscht weiter Rätselraten. »Das ist noch nie passiert«, sagte Spaniens Premierminister Pedro Sánchez. Man werde den Vorfall untersuchen. Bis Dienstag soll laut dem Premier das ganze Land wieder mit Strom versorgt sein.

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