Um zu vermeiden, dass die Ferien in allen Bundesländern gleichzeitig stattfinden, stimmen die Bundesländer die Ferienkalender seit etwa 50 Jahren aufeinander ab.
Die Schülerinnen und Schüler in Bayern und Baden-Württemberg starten seit Jahren als Letzte in die Sommerferien. Nordrhein-Westfalen hat nun eine neue Regelung gefordert.
Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Thema.
Wie liegen die Sommerferientermine in diesem Jahr?
In Berlin und Brandenburg liegt der Ferienstart mit dem 24. Juli dieses Jahr eher spät. In Thüringen, Sachsen-Anhalt und Sachsen, die schon am 28. Juni in die schulfreie Zeit starteten, sind die Ferien dann fast schon wieder vorbei.
Das Schlusslicht bilden wie immer Baden-Württemberg und Bayern. Dort beginnen die Ferien erst in zwei Wochen.
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Wer legt die Termine für die Sommerferien fest?
Im Jahre 1964 haben die Bundesländer im „Hamburger Abkommen“ entschieden, ihre Sommerferientermine aufeinander abzustimmen. Das soll helfen, Staus auf den Autobahnen zu vermeiden, und sicherstellen, dass an den Urlaubsorten immer genug Unterkünfte zur Verfügung stehen.
Seither legt die Kultusministerkonferenz die Termine fest. Frühestens beginnen dürfen die Ferien am 20. Juni, spätestens enden am 15. September.
Die Länder sind dabei in Gruppen eingeteilt und wechseln sich ab: Mal bekommt eine Gruppe einen frühen Termin, mal einen späteren. Nur die beiden Bundesländer im Süden beharren auf ihrem angestammten späten Zeitraum.
Warum haben Bayern und Baden-Württemberg immer die spätesten Sommerferien?
Vor gut 60 Jahren war das wichtigste Argument, dass in diesen Ländern besonders viele Kinder in den Landwirtschaftsbetrieben ihrer Eltern bei der Ernte halfen und deshalb im Spätsommer schulfrei haben mussten.
Dieses Argument dürfte heute aber nicht mehr wirklich zählen: In Bayern ist die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe seither um über 80 Prozent zurückgegangen, und die Arbeitsweise hat sich stark verändert.
Heute verweisen beide Länder auf die Pfingstferien, die es nur bei ihnen gibt. Bei einem frühen Start der Sommerferien wäre der Zeitraum zwischen diesen beiden Ferien zu kurz für die anstehenden Prüfungen, so die Befürchtung.
Wer kritisiert die aktuelle Regelung und warum?
Schon lange ärgern sich die Bildungsminister vieler Bundesländer über diese Sonderregel. Zuletzt sagte NRW-Bildungsministerin Dorothee Feller (CDU) der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“, sie wünsche sich „eine gleichberechtigte Regelung für alle Länder“. Diese Forderung habe sie auch an ihre bayerische Amtskollegin Anna Stolz (Freie Wähler) herangetragen.
© Ministerium für Schule und Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen (MSB NRW)
„Lehrkräfte würden ebenso wie die Schülerinnen und Schüler von längeren und kontinuierlichen Lernphasen zwischen den Oster- und den Sommerferien profitieren. Wenn zentrale Unterrichtsinhalte zum Ende des Schuljahres noch einmal vertieft und gefestigt werden können, wirkt sich das positiv auf die Lern- und Bildungserfolge aus“, sagte ein Sprecher des NRW-Bildungsministeriums dem Tagesspiegel.
Ähnlich argumentiert auch das Land Berlin. Die Sommerferien beginnen hier seit 2021 daher grundsätzlich nicht mehr vor dem 1. Juli.
Warum sind späte Ferien so attraktiv?
Durch die Kombination aus Pfingstferien und späten Sommerferien ermöglichen Bayern und Baden-Württemberg es Familien, in den vergleichsweise günstigen Monaten Juni und September in den Urlaub zu fahren. Davon profitieren insbesondere Familien mit kleinem Einkommen. Die Frage nach den Ferienzeiten ist also auch eine soziale Frage. Hinzu kommt eine bessere Planbarkeit der Schuljahre durch stets ähnliche Termine.
Allerdings gibt es in Bayern inzwischen auch nachdenkliche Stimmen: „Natürlich wäre es für die Konzentrationsfähigkeit der Schülerinnen und Schüler und die Belastung der Lehrkräfte gewinnbringend, wenn wir mit dem Juli nicht immer den heißesten Monat des Jahres im Klassenzimmer verbringen würden“, sagte Simone Fleischmann, Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV), dem Tagesspiegel.
Könnte sich bald etwas ändern?
Bis 2030 sind die Ferientermine bereits festgelegt. Für den Zeitraum danach beginnen die Bildungsminister der Länder nun zu verhandeln. Allerdings muss der Beschluss in der Kultusministerkonferenz einstimmig gefasst werden; Bayern und Baden-Württemberg können nicht überstimmt werden. Allzu groß sind die Druckmittel also nicht.
Wir werden bei den Sommerferien bei der bisherigen Regelung bleiben.
Bayerns Kultusministerin Anna Stolz gibt sich wenig kompromissbereit.
Das zeigt auch der Blick auf die letzte Runde zur Festlegung der Ferientermine. Schon 2021 wollten mehrere Länder die Extrawünsche aus dem Süden nicht länger durchgehen lassen. Der damalige Hamburger Bildungssenator Ties Rabe (SPD) drohte sogar, aus der gemeinsamen Regelung auszusteigen. Passiert ist das nicht.
Es bleibt also abzuwarten, ob dieses Mal der Süden wieder triumphiert. Bayern bringt sich jedenfalls schon in Stellung. Man orientiere sich in der Ferienordnung an den christlichen Feiertagen und habe daher anders als in den nördlichen Bundesländern die zweiwöchigen Pfingstferien.
„Daran werden wir festhalten und deswegen auch bei den Sommerferien weiterhin bei der bisherigen Regelung bleiben“, sagte Kultusministerin Stolz dem Tagesspiegel.