Eigentlich war er schon verabschiedet worden. Dann verlängerte Gerrit Holtmann doch - und gehört aktuell zu den wenigen Bochumer Profis, die auf höherem Niveau abliefern.

Traf auf Schalke zur Führung: Gerrit Holtmann. IMAGO/Ulrich Hufnagel
Beim XXL-Umbruch an der Castroper Straße nach dem Abstieg schien auch besiegelt, dass Gerrit Holtmann den VfL Bochum verlässt. Der Sprinter gehörte zu den Spielern, die offiziell verabschiedet wurden.
Die Kehrtwende folgte Wochen später, da verlängerte Holtmann seinen Vertrag doch, das Arbeitspapier läuft jetzt bis 2027. Aktuell kann man sagen: Zum Glück für den VfL Bochum, denn momentan ist der Flügelflitzer einer der wenigen Spieler, die nachhaltig überzeugten.
Ein ausgesprochener Torjäger war der pfeillschnelle Angreifer in seiner Profikarriere noch nie. Von daher sind die zwei Tore in drei Partien, die auf sein Konto gehen, schon durchaus vorzeigbar. In der Bundesliga ging er ein wenig unter, sorgte lediglich mit seinem spektakulären Tempo für Aufsehen, schien aber beim VfL keine Rolle mehr zu spielen.
Warum eigentlich nicht? Holtmann bringt eine Menge mit, ist so schnell wie nur ganz wenige andere Profis, hat auch einen guten Abschluss, das war zuletzt beim Sieg gegen Elversberg und auch bei seinem Führungstreffer auf Schalke zu besichtigen.
Zur Wahrheit gehört natürlich auch, dass der philippinische Nationalspieler öfter mal die falschen Entscheidungen trifft, entgegenkommt, wenn er steil gehen müsste, aufs Tor schießt, wenn ein Abspiel ratsam gewesen wäre.
Einen Ersatz gibt es nicht
Aber gerade mit seinen Fähigkeiten ist der Publikumsliebling momentan im Bochumer Kader allein auf weiter Flur. Speziell in der Schlussphase auf Schalke wäre ein Spieler mit seiner Qualität gefragt gewesen. Bochum führte durch seinen Treffer mit 1:0, hätte zum Ende gegen dann offensivere Schalker auf Konter setzen können.
Das passierte allerdings nicht: Holtmann, kaputt, ausgelaugt, am Ende seiner Kräfte, musste vom Platz; einen ähnlichen Sprinter besitzt der VfL Bochum nun mal nicht. Vielleicht mal abgesehen von Samuel Bamba, der auch sehr schnell auf den Beinen ist, beim Sieg im Pokalspiel beim BFC Dynamo Berlin sogar einen Treffer beisteuerte, aus sportlichen Gründen aber wohl nur eine untergeordnete Rolle spielt.
Auch deshalb fahnden sie beim VfL schon seit langem nach einem weiteren Angreifer, der im Idealfall schnell, wendig und abschlussstark sein soll. Klingt nach einer Millionen-Investition; natürlich suchen auch andere Klubs solch einen Stürmer.
Im Idealfall, darauf spekulieren sie in Bochum, könnte sich bei einem Bundesligisten die Situation ergeben, dass ein Offensivspieler kaum noch die Chance auf Einsatzzeit sieht - und deshalb den Wechsel zu einem Zweitligisten anstrebt. "Gibt es einen Spieler mit dem gesuchten Profil, der zu uns passt und zu finanzieren ist, dann werden wir das machen", hat Sportdirektor Dirk Dufner schon angekündigt.
Dass Bochum in der Offensive unbedingt noch nachlegen muss, haben die ersten vier Pflichtspiele schon überdeutlich gezeigt. Auch darum ist der Druck vor dem zweiten Heimspiel gegen Preußen Münster am kommenden Samstag schon gewaltig.
Oliver Bitter