So sieht der Gladbach-Plan mit Polanski aus

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Das Trainerbeben im Borussia-Park: Am Dienstag bezog Gladbachs Sport-Geschäftsführer Roland Virkus Stellung zur Trennung von Gerardo Seoane und sprach direkt über die Nachfolge-Lösung mit Eugen Polanski.

 Eugen Polanski.

Soll das Ruder Richtung Bundesliga-Tore und -Siege in Gladbach herumreißen: Eugen Polanski. picture alliance / Maximilian Koch

Nach der jüngsten Entwicklung liegt der Verdacht nahe, dass die Redewendung "Im Nachhinein ist man immer schlauer" gut zur Situation in Gladbach passen würde. "Hätte man sich rückblickend vielleicht doch schon nach der vergangenen Saison von Gerardo Seoane trennen sollen?", wurde Roland Virkus in einer Medienrunde am Dienstag gefragt. Immerhin habe der Abwärtstrend ja schon am Ende der vergangenen Spielzeit eingesetzt, als die Mannschaft in den letzten sieben Spielen ohne Sieg geblieben war.

"Wir waren überzeugt davon, dass Gerardo da anknüpft, wo wir uns in großen Teilen der Saison bewegt haben - an den Mittelteil, als auch die Möglichkeit auf Europa bestand. Diese Chance hatte er sich verdient. Deshalb sind wir mit ihm in die neue Saison gegangen", entgegnete Virkus diesbezüglich. Als dann aber der Start in den Sand gesetzt wurde, sei die "Hypothek" des späten Negativlaufs der Vorsaison noch obendrauf gekommen. "Und diese Hypothek wiegt dann schwer. Gegen Bremen fehlte uns letztendlich auch die Energie. Deshalb war für uns klar, dass wir diese Entscheidung so treffen mussten." Das 0:4-Debakel gegen Werder bedeutete das Aus für Seoane.

Jetzt soll es der bisherige U-23-Trainer Eugen Polanski richten und die schwer in Schieflage geratene Mannschaft stabilisieren. "Gefreut" hätte sich Polanski über die Chance, die sich ihm nun eröffnet, sagte Virkus und erklärte, warum die Wahl auf Polanski fiel. "Eugen ist ein junger Trainer mit Ambition und Energie, der auf diese Chance gewartet hat. Er hat sie sich auch verdient mit seiner guten Arbeit in unserer U 23. Eugen kennt als Borusse den Verein durch und durch. Er kennt auch die Profimannschaft durch die Verbindung zur U 23. Ich sehe kein Problem für ihn, jetzt zu dieser Mannschaft zu kommen und zu performen."

Übergangslösung Polanski? "Das weiß Eugen auch"

Wie lange Polanskis Mission tatsächlich andauert - offen. "Bis auf Weiteres" würde der 39-Jährige übernehmen, hieß es in der Pressemitteilung des Klubs. Virkus wollte auch am Dienstag kein konkretes Zeitfenster nennen, aber zumindest wird das Spiel in Leverkusen am Sonntag nicht die einzige Bewährungsmöglichkeit bleiben. "Für ihn ist es zunächst einmal eine Chance. Parallel dazu sondieren wir den Markt. Das weiß Eugen auch. Aber man weiß ja, dass sich daraus auch schnell mal etwas entwickeln kann. Jetzt gehen wir erstmal in das Spiel gegen Leverkusen."

Man muss den Jungs wieder Selbstbewusstsein geben.

Neue Energie verspricht man sich vom Trainer-Eigengewächs, auch eine neue Ansprache - schließlich muss vor allem die Verunsicherung raus aus den Köpfen der Spieler. "Ich bin von der Qualität der Mannschaft überzeugt", betonte Virkus, "diese Qualität gilt es wieder zu wecken. Viele Prozesse spielen sich im Kopf ab. Man muss den Jungs wieder Selbstbewusstsein geben."

Spannend wird, wie Polanski das Team personell und vielleicht auch vom Spielsystem her verändert. Am Mittwochvormittag steht für ihn das erste gemeinsame Training mit dem Profikader an - und am Sonntag (17.30 Uhr, LIVE! bei kicker) eben das Duell mit Bayer 04.

"Ich brauche wohl niemandem zu erklären, was dieser Klub für mich bedeutet"

Roland Virkus

Hofft auf einen positiven Effekt mit Eugen Polanski: Gladbachs Sport-Geschäftsführer Roland Virkus. IMAGO/Kirchner-Media

Dass die Länderspielpause im Oktober intern womöglich anvisiert sei, um dann die Trainersituation und Polanskis Arbeit zu bewerten, wollte Virkus nicht bestätigen. "Ich sage jetzt nicht: Wir machen drei Spiele und ziehen dann Bilanz. Wir haben mit ihm auch nicht über einen konkreten Zeitraum gesprochen, weder über nur ein Spiel oder drei. Aber es wird auf jeden Fall nicht nur das Leverkusen-Spiel sein."

Und wie stark fühlt sich Virkus nach Seoanes Scheitern unter Druck, mit der Wahl des richtigen Trainers auch die eigene Position wieder stärken zu können? "Wenn du einen Trainer entlassen musst, ist das erstmal eine Niederlage - und zwar eine Niederlage für den ganzen Klub. Das tut man nicht gerne. Jetzt ist es unsere Aufgabe, den bestmöglichen Trainer für Borussia zu finden", sagte der Sportchef dazu. Virkus weiter: "Ich brauche wohl niemandem zu erklären, was dieser Klub für mich bedeutet. Alles, was ich tue, tue ich für diesen Klub, auch weiterhin."

Unterdessen sind nach Seoanes Aus weitere Entscheidungen im Trainerteam gefallen. Neben dem Schweizer sind auch Co-Trainer Patrick Schnarwiler und Athletiktrainer Nicolas Dyon freigestellt. Polanski nimmt aus der U 23 Co-Trainer Tonias Trulsen mit zu den Profis.

Jan Lustig

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