Smartphone-Diebstahlwelle in London: Untätigkeitsvorwürfe gegen Apple und Google

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Britische Parlamentarier haben Apple und Google dazu gedrängt, Smartphone-Nutzer besser vor Diebstahl zu schützen. Bestehende Anti-Diebstahlfunktionen wie die Aktivierungssperren in iOS und Android seien offensichtlich unzureichend, erklärten Politiker und Polizeimitarbeiter in einer Anhörung vor dem Wissenschafts- und Technikausschuss des britischen Unterhauses in dieser Woche.

In London sorgt eine Smartphone-Diebstahlwelle für Verunsicherung, allein im vergangenen Jahr wurden in der Stadt nach Angabe der Polizei über 80.000 Smartphones gestohlen – 80 Prozent davon iPhones. Die Geräte werden den Opfern meist auf der Straße aus der Hand gerissen.

Apple wurde bei der Anhörung unter anderem vorgeworfen, von den Diebstählen zu profitieren und nur geringe finanzielle Anreize zu haben, dies aktiv zu verhindern. Ein Vorwurf, den der für Datenschutz und Anfragen von Strafverfolgungsbehörden zuständige Apple-Manager Gary Davis zurückwies. Der Hersteller habe Hunderte Millionen Dollar in Anti-Diebstahlfunktionen investiert und erweitere diese Schritt für Schritt. Laut Davis haben 9 von 10 iPhone-Nutzern den "Wo ist?"-Dienst aktiviert, über den sich Geräte aus der Ferne löschen lassen. Auch den noch jungen, in iOS integrierten Diebstahlschutz hätte bereits mehr als die Hälfte der Kunden aktiviert.

Die Aktivierungssperre soll verhindern, dass Diebe das iPhone frisch aufsetzen, zur Aktivierung sind die Zugangsdaten respektive der Apple-Account des Eigentümers erforderlich. Ein ähnliches System gibt es auch in Android. Warum das nicht ausreicht, um Diebe abzuschrecken, konnten weder der Apple- noch der Google-Manager vor Ort erklären. Davis verwies darauf, dass Apple die Aktivierungssperre inzwischen auch auf Einzelteile in den Geräten ausgeweitet hat, um das Ausschlachten geklauter iPhones unlukrativ zu machen. Organisierte Diebe nutzen unter anderem gezielte Phishing-Angriffe, um den Opfern nachträglich noch die Zugangsdaten und / oder den Gerätecode abzuluchsen.

Mehrere Parlamentarier drängten Apple und Google bei der Anhörung dazu, eine Blockade auf Basis der IMEI (International Mobile Equipment Identity) einzuführen, die jedes Smartphone eindeutig identifiziert. Geklaute Geräte dürften anschließend keinerlei Zugang mehr zu iCloud und Googles Cloud erhalten, so die Forderung. Sowohl der Apple- als auch Google-Manager wichen der Frage aus, warum eine solche Sperre bislang nicht umgesetzt wurde. Davis verwies darauf, dass ein solches System wohl zu neuen Betrugsversuchen führen würde. Eine IMEI-Blockade "könnte aber ein naheliegender nächster Schritt sein", so der Apple-Manager.

(lbe)

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