Der Sinus-Jugendstudie 2024/2025 zufolge dienen Video-Plattformen wie Youtube oder auch Social-Media-Apps wie Instagram und Tiktok Jugendlichen zwischen 14 und 17 Jahren zwar als Informationsquelle für Gesundheitsthemen, vertraut wird ihnen in der Mehrheit aber nicht. Öffentliche Angebote wie vom Robert-Koch-Institut oder auch Informationsangebote der Krankenkassen gelten unter den Heranwachsenden als vertrauenswürdiger. Prof. Dr. med. Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der Krankenkasse Barmer, die auch Auftraggeber der Studie ist, mahnt trotzdem weitere Angebote an, um die Medienkompetenz von Jugendlichen in diesem Bereich zu stärken.
Was die Studie noch darlegt? Befragt zu Erfahrungen mit Künstlicher Intelligenz, zeigen sich die Jugendlichen eher furchtlos und grundsätzlich informiert. Außerdem macht weiterhin die Mehrzahl Erfahrungen mit Cybermobbing.
Kritisch gegenüber Gesundheitsbeiträgen
Jugendliche nutzen laut Studie zwar insbesondere Youtube, Tiktok und Instagram als Informationsquellen für Gesundheitsthemen, zugleich halten sie diese Angebote aber in der Mehrheit für wenig (36 Prozent) oder überhaupt nicht hilfreich (21 Prozent). Hier punkten Angebote von Behörden oder Krankenkassen. Als sehr oder eher hilfreich stufen 78 Prozent der Befragten 2024 die Informationen der Krankenkassen ein, für Behörden wie dem Robert-Koch-Institut liegt der Wert bei 75 Prozent. Gesundheitsportale wie etwa netdoktor oder gesundheit.de erreichen 71 Prozent, Wikipedia-Einträge noch 67 Prozent und etablierte 61 Prozent. Das diese Quellen als überhaupt nicht hilfreich eingestuft werden, wird jeweils von weniger als 10 Prozent der Befragten angegeben. Anders sieht das im Bereich von Beiträgen von Influencern auf Plattformen wie Youtube, Tiktok oder Instagram aus. Hier halten 21 Prozent die präsentierten Informationen für überhaupt nicht hilfreich, 36 Prozent meinen dass sie eher nicht hilfreich sind und 43 Prozent sagen, dass sie sehr oder eher hilfreich sind (sehr: 11 Prozent, eher: 32 Prozent).
Selbst wenn Jugendliche Beiträge zu Gesundheitsthemen über Social-Media-Plattformen wahrnehmen, vertrauen sie diesen in der Mehrheit nicht. Behörden, Krankenkassen oder auch Wikipedia genießen unter ihnen einen besseren Ruf.
(Bild: Sinus-Jugendstudie 2024/2025)
Wie Prof. Dr. med. Christoph Straub erklärt, habe die Bedeutung von Gesundheitsinformationen im Netz offenbar auch mit Abklingen der Corona-Pandemie übergreifend abgenommen. Trotzdem legten Krankenkasseninformationen unter den Jugendlichen an Beliebtheit zu. Während sich 13 Prozent der Jugendlichen im Jahr 2022 über deren Websites und Apps informierten, seien es zuletzt 18 Prozent gewesen. Dass Jugendliche beim Erkennen von Fakten und Falschangaben in Bezug auf Gesundheitsthemen weiter unterstützt werden, sei unerlässlich, so Straub. Um die Medienkompetenz zu stärken, stellt die Barmer unter anderem das Präventionsprojekt "Durchblickt!" für Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und Eltern zur Verfügung.
KI ist bekannt, KI wird akzeptiert
Befragt zu Erfahrungen mit Künstlicher Intelligenz, zeigen sich Jugendliche informiert und wenig ängstlich. Eine völlige Unkenntnis des Begriffs bestätigten nur 2 Prozent der Befragten (2023: 1,5 Prozent). Dagegen kennen laut Studie inzwischen 71 Prozent der Jugendlichen (2023: 64 Prozent) nicht nur den Begriff, sondern meinen auch erklären zu können, was KI ist. Dies bedeutet einen Zuwachs um 7 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr. Die Kenntnis ist aber nicht mit der tatsächlichen Nutzung gleichzusetzen. Fast ein Drittel (32 Prozent) der Jugendlichen gibt an, KI gelegentlich zu nutzen: 9 Prozent davon täglich und 23 Prozent regelmäßig (2023: 5 Prozent beziehungsweise 14 Prozent). Vereinzelt wollen 24 Prozent KI nutzen (2023: 30 Prozent), 9 Prozent sagen, dass sie das noch nie gemacht haben (2023: 5 Prozent).
Nur 4 Prozent der Jugendlichen sehen in KI eine große Gefahr (gleich zu 2023), als eher bedrohlich empfinden 17 Prozent die Technik (2023: 19 Prozent). Die Mehrheit der Befragten steht mit 45 Prozent KI neutral gegenüber (45Prozent; 2023: 44 Prozent). Als eher nicht bedrohlich betrachten 21 Prozent KI (2023: 19 Prozent) und als überhaupt nicht bedrohlich 10 Prozent (wie 2023). Auch in Bezug auf berufliche Ideen gehen 69 Prozent (2023: 73Prozent) davon aus, dass KI eher keine Gefahr darstellt, 22 Prozent sehen aber eine Gefährdung (2023: 17 Prozent). Gegenüber 2023 ist das eine Verschlechterung; mehr Jugendliche gehen von einer Gefährdung aus.
Die Mehrzahl der Jugendlichen ist KI gegenüber neutral eingestellt.
(Bild: Sinus-Jugendstudie 2024/2025)
Viele Zeugen, wenige Täter?
Die Zahlen zu Cybermobbing-Erfahrungen wurden kurz nach Veröffentlichung der Studie schnell verbreitet. Über die Jahre haben sie sich auf ein Niveau gesteigert, das nun weiter gehalten wird. Messenger und soziale-Medien sind weiterhin Hauptschauplätze.
2024 bekundeten 62 Prozent der Befragten, Erfahrungen mit Cybermobbing gemacht zu haben (2023: 61 Prozent, 2022: 59Prozent, 2021: 51 Prozent). Mehr als die Hälfte der Befragten wurde Zeuge solcher Handlungen (53 Prozent, 2023: 52Prozent, 2022: 50 Prozent, 2021: 43 Prozent). 16 Prozent gaben an, Opfer von Mobbing geworden zu sein (2023: 16 Prozent; 2022: 16 Prozent; 2021: 14 Prozent). Selbst schon einmal gemobbt zu haben, geben aber offenbar weiterhin eher wenige Befragte zu; im Jahr 2024 waren es 5 Prozent (2023: 4 Prozent; 2022: 6 Prozent; 2021: 5Prozent).
Weiterhin Spitzenreiter unter den Plattformen für Cybermobbing bleibt der Messenger WhatsApp. 50 Prozent der Jugendlichen machten hier Mobbing-Erfahrungen – als Zeuge, Opfer oder Täter (2023: 52 Prozent, 2022: 58 Prozent, 2021: 59 Prozent). Tiktok liegt nach einem sprunghaften Anstieg weiterhin sicher auf dem zweiten Platz. Während 2023 34 Prozent angaben, dort Cybermobbing zu erleben, stieg der Wert 2024 auf 43 Prozent (2022: 38 Prozent; 2021: 26 Prozent). Auch Instagram hat zugelegt und belegt mit 38 Prozent den dritten Platz (2023: 33 Prozent, 2022: 42 Prozent, 2021: 41 Prozent;). Leicht abgeschlagen liegt Snapchat mit 27 Prozent auf dem vierten Platz (2023: 21 Prozent, 2022: 24 Prozent, 2021: 21 Prozent), die Social-Media-App hat damit aber Kanäle wie Online-Foren und Chatrooms überholt (23Prozent, 2023: 24 Prozent, 2022: 21 Prozent, 2021: 22 Prozent).
Die Zahlen von Facebook belegen, dass Jugendliche diese Plattform kaum noch nutzen: 13 Prozent machten dort 2024 noch Mobbing-Erfahrungen, während es 2023 noch 21 Prozent waren (2022: 17 Prozent, 2021: 25 Prozent). Angeregtes Beleidigungsfechten bleibt bei Facebook also nun gesichert in den Händen älterer Generationen. Denn: Eine Beleidigung ist zumindest unter Jugendlichen die Mobbing-Erfahrung, die sie mit 74 Prozent am meisten im Netz machen (2023 und 2022: 74 Prozent, 2021: 72 Prozent). Darauf folgen "in die Welt gesetzte Gerüchte" (52 Prozent) und soziale Ausgrenzung (33 Prozent).
Whatsapp bleibt auf der Liste der Cybermobbing-Orte für Jugendliche auf Platz 1.
(Bild: Sinus-Jugendstudie 2024/2025)
Methodik
Für die Sinus-Jugendstudie 2024/2025 wurden 2000 Jugendliche im Alter von 14 bis 17 Jahren, repräsentativ für Deutschland nach Alter, Geschlecht, Bildung und Region, im September und Oktober des Jahres 2024 befragt.
(kbe)