Die neuen Zahlen der Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze (ZIS) zur Sicherheit in deutschen Fußball-Stadien zeigen Rückgänge bei Verletzten und Strafverfahren, aber einen Anstieg beim Abbrennen von Pyrotechnik.

DFL und DFB stehen unter Druck, wollen behördliche Kollektivmaßnahmen aber verhindern. IMAGO/Fotostand
Die Sicherheit deutscher Fußball-Stadien ist in der vergangenen Saison klar gestiegen. Der jährliche Bericht der Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze (ZIS) zeigt bei den wichtigsten Parametern - verletzte Personen, Strafverfahren und Polizei-Arbeitsstunden - jeweils einen Rückgang der Zahlen, trotz mehr Besuchern als in der vorherigen Spielzeit.
Für die insgesamt 2683 Partien der höchsten vier deutschen Spielklassen, des DFB-Pokals sowie der in Deutschland ausgetragenen UEFA-Klubwettbewerbe und Länderspiele gibt der Bericht eine Zahl von 1501 verletzten Besuchern an, 347 und damit 18,78 Prozent weniger als im Vorjahr. Ein ähnlich hoher Rückgang ist auch bei den Strafverfahren zu verzeichnen, die von 8667 auf 7054 zurückgingen, ein Minus von 18,61 Prozent. Gleichzeitig stieg die Anzahl der Besucher der Spiele an, in der Bundesliga beispielsweise um 1,2 Millionen oder 4,1 Prozent.
Arbeitsstunden sinken leicht
In der Vorsaison 2023/24 hatten vor allem die Auseinandersetzungen zwischen Polizei, Mitarbeitern des Ordnungsdienstes sowie Rettungssanitätern und etwa 40 Störern bei der Partie Eintracht Frankfurt gegen den VfB Stuttgart für 116 verletzte Personen gesorgt. In der abgelaufenen Saison ragte von den Verletztenzahlen die Begegnung Hansa Rostock gegen Dynamo Dresden im Februar mit 54 verletzten Personen heraus - fast 25 Prozent der Gesamtanzahl in der 3. Liga.
Trotz der von rund 2,876 Millionen auf 2,622 Millionen gesunkenen Arbeitsstunden der Polizei spricht der Bericht von "einem weiterhin hohen Niveau". Weitere Abhilfe könnten hier die in einzelnen Bundesländern bereits gut funktionierenden Stadionallianzen schaffen, bei denen eine verbesserte Zusammenarbeit von Vereinen, Fanprojekten, städtischen Behörden und polizeilichen Sicherheitsbehörden auch eine Reduzierung der rund um Spiele eingesetzten polizeilichen Einsatzkräfte ermöglichen soll.
Sorgen macht der ZIS allerdings neben dem weiter "erheblichen Gewaltproblem in Teilen der Anhängerschaft" der deutliche Anstieg beim Missbrauch von Pyrotechnik. 4783 Verstöße verzeichnet der Bericht im Vergleich zu 2766 im Vorberichtszeitraum, 95 Personen wurden dabei verletzt. "Die Gefahr von Pyrotechnik ist nicht geringer geworden, nur weil es sich in vielen Fällen zunächst um Ordnungswidrigkeiten statt um Straftaten handelt", urteilt ZIS-Leiter Michael Madre und fordert: "Dem missbräuchlichen Einsatz von Pyrotechnik in den Stadien müssen die verantwortlichen Veranstalter daher noch konsequenter entgegentreten."
Intensive Gespräche um Sicherheitskonzepte
Die Zahlen kommen zu einem Zeitpunkt, zu dem die Gefahren-Debatte rund um den deutschen Fußball vor allem hinter den Kulissen intensiv geführt wird. Seit einem Sicherheitsgipfel der Innenminister im Oktober 2024 laufen auf Arbeitsebene Gespräche unter Beteiligung der Verbände, welche Maßnahmen sinnvollerweise ergriffen werden könnten - und welche nicht. DFL und DFB stehen dabei unter Druck, wollen behördliche Kollektivmaßnahmen aber verhindern.
So hatten die Politiker im vergangenen Jahr geplant, das Aussprechen und Aussetzen von Stadionverboten künftig in eine zentrale Kommission für Bundesliga und 2. Liga zu überführen, statt darüber weiter auf lokaler Ebene im Zusammenspiel von Polizei und Verein zu entscheiden. Dieser drastische Schritt könnte nach vielen Runden hinter geschlossenen Türen aber durch eine praxistauglichere Lösung ersetzt werden, wie der kicker erfuhr. Bei der vom 3. bis 5. Dezember stattfindenden nächsten Sitzung der Innenminister-Konferenz dürften die ersten Maßnahmen beschlossen und anschließend kommuniziert werden.
Patrick Kleinmann

vor 1 Tag
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