Elisabeth Orth, geborene Hörbiger, starb am 17. Mai 2025. Am 18. Mai 2025 hatte Elfriede Jelineks Stück „Burgtheater“ am Burgtheater Premiere, jenes Werk, in dem Jelinek die Rolle der Hörbiger-Familie in der NS-Zeit beleuchtet; zum Beispiel hatten Orths Eltern, Paula Wessely und Attila Hörbiger, in dem furchtbaren Propagandafilm „Heimkehr“ mitgespielt. „Der Tod hat wieder einmal ein seltsames Timing“, schrieb die Wiener Wochenzeitung Falter über die beiden Tage im Mai.
Trotzdem muss man in diese zeitliche Koinzidenz – Orths Tod und Jelineks Premiere – nicht viel hineingeheimnissen: Anders als ihre Eltern (und ihre Schwestern Christiane und Maresa) hat Elisabeth Orth offen über die NS-Vergangenheit ihrer Familie geredet – und geschrieben: Bereits Mitte der Siebzigerjahre thematisierte sie diese in dem Buch „Märchen ihres Lebens – Meine Eltern Attila Hörbiger und Paula Wessely“. Orth, die mehr als 50 Jahre Ensemblemitglied am Burgtheater (und offiziell Doyenne desselben) gewesen ist, war generell ein politischer Mensch; sie stemmte sich stets gegen Antisemitismus, Rassismus und Rechtspopulismus.
Elisabeth Orth wurde am 8. Februar 1936 als Elisabeth Hörbiger in Wien geboren. „Um sich von der Bürde des klingenden Namens zu befreien“, so die Süddeutsche Zeitung, wählte sie als Künstlernamen den Nachnamen ihrer Großmutter. Nach der Ausbildung am Max-Reinhardt-Seminar spielte sie erst auf meist mutigen, fortschrittlichen Bühnen in Deutschland und Österreich, von 1965 an dann am Burgtheater in Wien. Sie begann als Luise in Schillers „Kabale und Liebe“, war später etwa Goethes Iphigenie oder Ibsens Nora – und natürlich die strenge Königin Elisabeth in Schillers „Maria Stuart“; es wurden mehr als 80 Rollen, dazu kamen Film- und Fernsehauftritte. Kritiker hoben stets ihre dunkle, klare Sprache hervor, und sie betonten das Strenge und Herbe in ihrem Spiel. Orth selbst sagte, am liebsten seien ihr gar nicht die großen Rollen, sondern diejenigen, „die einen Schmerz, ein Glücksgefühl oder ein verborgenes Geheimnis mit sich herumtragen“.
Elisabeth Orth war dreimal verheiratet, einmal mit dem Schauspieler Hanns Obonya. Beider Sohn, der Schauspieler Cornelius Obonya, ist ebenfalls politisch engagiert. 2019 wurde er Präsident der „Aktion gegen den Antisemitismus in Österreich“, als Nachfolger seiner Mutter. Diese lebte übrigens 20 Jahre lang in einer Beziehung mit der Regisseurin Andrea Breth.
Nach Orths Tod standen über den Nachrufen Titel wie „Die Unbeugsame“, „Königin Elisabeth“ oder „Selbstverständlich menschlich“. Zudem wurde ihr, wie neulich beim ehemaligen Burgtheaterdirektor Claus Peymann, eine besondere Ehre zuteil: Sie wurde zur Verabschiedung im Sarg um das Burgtheater gefahren.












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